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19.11.2008

Streit über Ortsmittelpunkt

Schriesheim-Altenbach. (sk) Seit über zehn Jahren ist die Neugestaltung des Ortsmittelpunkts Thema im Ortschaftsrat. Wenn es nach dem mehrheitlichen Willen des Gremiums geht, soll im nächsten Jahr der erste Bauabschnitt – der Bereich vom Schulhof bis zur Mehrzweckhalle – in Angriff genommen werden.

Friedhelm Natzschka vom Büro Nachtrieb und Weigel präsentierte die neuesten Pläne. Der Schulhof, der entweder gepflastert oder asphaltiert werden soll, wird durch ein niedriges Mäuerchen vom Gehweg abgegrenzt, das durch Nischen zum Sitzen unterbrochen wird. Parallel dazu soll im Hof eine Reihe 2,5 Meter hoher Bäume gepflanzt werden: "Die Mauer folgt weitgehend der bisherigen Begrenzung", so Natzschka.

Die Ecke der Mehrzweckhalle soll ein "Podest" mit einem höheren Baum erhalten. Mit einer allzu offenen Gestaltung hatten die Ortschaftsräte aus Sicherheitsgründen ein Problem. Als Lösungen wurden Zäune oder andere Begrenzungen vorgeschlagen.

Am billigsten ist Sichtbeton – die Sandstein-Variante, die farblich besser zur Kirche passt, gefiel den Ortschaftsräten jedoch besser. Für diese Alternative sollen die Kosten ermittelt werden. Inklusive 10000 Euro für mögliche Spielgeräte belaufen sich die Kosten auf rund 242000 Euro. Damit auch die Finanzierung gesichert ist, formulierte der Ortschaftsrat kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung einen Antrag, einen Betrag von 200000 Euro im Haushalt 2009 anzufordern. Dieser Antrag sorgte am Montagabend für reichlich Zündstoff im Ortschaftsrat, hatte sich doch Bürgermeister Hansjörg Höfer für die Zurückstellung ausgesprochen.

Er plädierte dafür, dass sich Altenbach für ein Landesprogramm zur Dorfentwicklung bewerben solle: "Hier gibt es Zuschussmöglichkeiten bis zu 30 Prozent, die sollten wir uns nicht durch die Lappen gehen lassen", so Höfer. Nicht nur öffentliche, sondern auch private Gebäude kämen in den Genuss von Zuschüssen, da auch Wärmesanierungen gefördert würden. Kleiner Haken: Um die Zuschüsse zu bekommen, darf das Bauprojekt noch nicht begonnen sein. Um sich für das Programm im nächsten Oktober zu bewerben, könnten die Vorarbeiten bis dahin aber ohne Probleme abgeschlossen werden.

"Es ist nicht vorherzusagen, dass wir in das Programm kommen", gab Ortsvorsteher Alfred Burkhardt zu bedenken. Der Schulhof würde im Rahmen eines solchen Projekts ohnehin nicht gefördert, so seine Informationen. Höfers Verweis auf die prekäre finanzielle Haushaltslage im nächsten Jahr wollte er auch nicht gelten lassen: "Altenbach ist jetzt einfach mal dran." Mit den Wortmeldungen aus den Fraktionen kehrte ein ungewohnt scharfer Ton in die Debatte ein.

So kritisierte GL-Ortschaftsrat Christian Wolf, dass man die Verschuldung der Stadt nicht über das notwendige Maß hinaus strapazieren solle. "Wer das will, muss erst einmal sagen, wo er die 200000 Euro einsparen will." Er forderte die Verwaltung auf, eine Gesamtplanung und eine Kostenschätzung vorzulegen. Sein Fraktionskollege Dieter Lukhaup bezeichnete den Antrag als unprofessionell: "Es ist unseriös, hier einfach aufs Geratewohl etwas hinzustellen, nur weil 2009 Kommunalwahlen sind." Lukhaup kritisierte außerdem, dass über 200000 Euro "aus der hohlen Hand" diskutiert werde und beschwerte sich, dass er über den Antrag nicht vorher informiert worden sei, da er bei der nicht-öffentlichen Sitzung gefehlt habe.

"Das ist starker Tobak", konterte CDU-Ratsmitglied Karl Reidinger. "Es ist nicht zuviel verlangt, dass man sich selbst einmal informiert", erwiderte danach Burkhardt auf Lukhaups Kritik. Gesamtpläne für den Ortsmittelpunkt würden außerdem schon lange vorliegen.

"Der Standpunkt der GL schadet Altenbach. Sie dividieren den Ortschaftsrat auseinander", wandte sich FW-Ortschaftsrat Dr. Herbert Kraus an Wolf. Durch dieses Ausscheren würde die GL eine Signalwirkung an den Gemeinderat senden, die den Baubeginn erschwere. Dafür sei die Zeit aber "überreif". SPD-Ortschaftsrat Dieter Lucke stimmte mit Kraus überein. Gegen die Stimmen von Wolf und Lukhaup wurde der Antrag, für den ersten Bauabschnitt 200000 Euro im städtischen Haushalt anzufordern, angenommen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung