Schriesheim im Bild 2023

23.01.2009

Filial-Schließung: Wird Post in Schriesheim bedeutungslos?

Von Stephanie Kuntermann.

Schriesheim. "Jetzt sind wir genauso nass wie vorher", sagte CDU-Stadträtin Isolde Nelles am Ende der Info-Veranstaltung im Ratssaal über die Zukunft der Post. Politikbeauftragter Wolfgang Englert sollte den Bürgern Rede und Antwort stehen – ergebnisoffen war die Gesprächsrunde jedoch nicht, stand doch von Anfang an die Schließung der Schriesheimer Postfiliale fest.

So sprach er denn auch lediglich von einer "gesicherten Grundversorgung", von Schulungen der künftigen Betreiber der "Partnerfiliale" und von zwei "Kundenbedienmodulen", also Schaltern, die ein künftiger Laden haben solle. Das Ziel der Post sei es, ein wirtschaftliches und kundenfreundliches Filialnetz zu schaffen. "Die Post ist ein Stück Lebensqualität", erklärte er, "ist aber nicht mehr den zeitgemäßen Erwartungen entsprechend." Bisherige Mitarbeiter würden auf Basis des Sozialtarifvertrags untergebracht. "Sie werden sich aber mit anderen Arbeitsplätzen zufrieden geben müssen, daran führt kein Weg vorbei."

Ein Ende des Bank-Service befürchtete "Postler" und Alt-Stadtrat Peter Seubert. Für einen privaten Geschäftsmann sei es nicht möglich, größere Mengen Geld aufzubewahren, da nur bestimmte Beträge überhaupt versicherbar seien.

Zudem äußerte er Zweifel an dem Ziel, die Räume in der Hübsch’schen Mühle, wo die Post derzeit untergebracht ist, leer stehen zu lassen, da der Mietvertrag noch ein bis zwei Jahre weiter laufe. Nach RNZ-Informationen zahlt die Post monatlich 4500 Euro Miete inklusive Nebenkosten an die Familienheim Rhein-Neckar. Seubert, der ehemalige Leiter der Schriesheimer Post-Filiale, berichtete von den Zuständen in Dossenheim, wo die Post in den Räumen einer ehemaligen Metzgerei untergebracht ist: "Hier kann man nicht mehr alles machen", sagte er im RNZ-Gespräch. "Kurierdienste gibt es nicht mehr und Bankberatung fast nicht mehr." Dafür dufte der Paket-Lagerraum nach Leberwurst.

Englert hob die Vorteile der jetzigen Post-Räume in Schriesheim hervor: Eine zentrale Lage, viel Platz und Barrierefreiheit. BDS-Ortschef Horst Kolb befürchtete, dass solche Räume in Schriesheim nicht mehr zu finden seien, Eugen Fallmann sah die Post in der Bedeutungslosigkeit untergehen, falls sie am Ortsrand unterkommen müsse.

Englert versicherte, dass das mit den Vorschriften nicht vereinbar sei: "Der Weg zur Post darf in zusammenhängenden Wohngebieten mit mehr als 4000 Einwohnern nicht länger als zwei Kilometer sein." Fragen anderer Bürger und von FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger zielten auf die Zukunft der Filiale, wenn sich kein privater Betreiber als Nachfolger finde oder dieser aufgebe. "Dann muss die Post weitermachen", so Englert. Seit zwei Monaten suche man bereits nach einem Partner. Gerüchte, dass sich auch eine Post-Mitarbeiterin beworben habe, wollte er nicht kommentieren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung