Schriesheim im Bild 2023

06.02.2009

Busch starb mit nicht mal 17 Jahren

Busch starb mit nicht mal 17 Jahren

Von Stephanie Kuntermann.
Volkstrauertag 2008: Bürgermeister Höfer enthüllte die neuen Gedenktafeln. Foto: Dorn

Schriesheim. Zum 90. Jahrestag des Kriegsendes 1918 wurden im letzten November die neu gestalteten Gedenktafeln an der Kriegsopfergedenkstätte eingeweiht. Im Jahrbuch erinnert Monika Stärker-Weineck an diese Renovierungsarbeit, außerdem ist die Liste mit den Namen der Gefallenen, die der 1977 verstorbene Heimatforscher Dr. Hermann Brunn ein Jahr vor seinem Tod erstellt hat, abgedruckt.

Mit großer Sorgfalt recherchierte Brunn insgesamt 149 Namen von Gefallenen, angefangen vom Zimmermann Wilhelm Abel bis zum Kaufmann Robert Ziemer. Was er über die Toten herausfinden konnte, notierte er in stichwortartiger Form. Gerade durch das Fehlen irgendwelcher Ausschmückungen oder eigener Kommentare kann sich der Leser ein Bild der menschlichen Katastrophe hinter den Namen und Daten machen. Bei manchen Opfern ist der Geburtsort bekannt, bei den meisten auch die Geburts- und Sterbedaten. Ab und zu finden sich in der Liste auch Hinweise auf die Eltern oder sogar Spitznamen, etwa "Bockschmitt" für Georg Schmitt. Fast immer ist auch der Beruf der Männer bekannt. In der Liste finden sich Landwirte, Steinbrecher, Arbeiter, Tagelöhner, Schuster, Spengler oder Maler. Auch alte Handwerksberufe wie Telegrafenarbeiter und Tüncher tauchen in der Liste auf. Ältester auf der Liste ist der am 18. September 1856 geborene Ratsschreiber Mathias Meng, der mit knapp 60 Jahren am 16. März 1915 bei Ablain in Nordfrankreich umkam. Der jüngste Kriegstote ist der am 27. Januar 1903 geborene Philipp Martin Busch. Der junge Metzger hatte sich freiwillig gemeldet und starb am 17. Januar 1920 in Inowronlaw. Bei seinem Tod über ein Jahr nach Kriegsende, vermutlich in russischer Gefangenschaft, war Busch also noch nicht einmal 17 Jahre alt.

Bei manchen der Verstorbenen sind die Umstände ihres Todes ebenfalls überliefert. "Im Kriegslazarett" ist da beispielsweise zu lesen, "in Gefangenschaft", "im Kanal auf U-Boot", "durch Handgranate", "nach schwerer Verwundung", "verschüttet bei Cléry an der Somme", "an der Ruhr", "durch Kopfschuss" oder "an Lungenentzündung". Manchmal war aber auch nichts über die näheren Todesumstände zu erfahren, dann ist nur das Datum überliefert oder auch nur der Vermerk "vermisst".

Die Orte, an denen die Männer umkamen, erlangten durch die großen Schlachten traurige Berühmtheit wie Verdun, die Somme oder die Loretto-Höhe. Andere Schriesheimer starben in Galizien, Kowno oder sogar in Marokko. Am 18. August 1914, also keinen Monat nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien und 18 Tage nach dem Eintritt Deutschlands in den Krieg, starb der erste Schriesheimer, der 1892 geborene August Merkel. Letzter "offizieller" Kriegstoter war der Tünchermeister Michael Schmitz, der am 11. September 1925 vermutlich an den Folgen einer Verletzung starb.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung