Schriesheim im Bild 2023

06.03.2009

Rauch reichte besten Tabak ein

Schriesheim. (ans) "Fassen Sie mal an", sagt ein Jury-Mitglied freundlich und reicht der RNZ-Redakteurin ein Tabak-Blatt. "Es kratzt", erläutert er, und: "So will man’s haben." Bei der Prämiierung des besten Tabak Badens in der Strahlenberger Turnhalle kommt es nicht nur auf Geruch oder Brenndauer an, sondern auch auf Farbe und Struktur.

So sitzen, stehen und fachsimpeln gestern 16 Jury-Mitglieder in getrennten Gruppen über die zwei Tabaksorten Burley und Geudertheimer. Ersterer wird überwiegend zur Herstellung von Zigaretten verwendet, während Zweitgenannter eher der Zigarrenproduktion dient. Außerdem unterscheiden sie sich in der Farbe und den Anbaugebieten: Während Burley heller ist und in erster Linie aus Nordbaden stammt, findet man den dunkleren Geudertheimer eher in Südbaden.

Ihren Duft verbreiten aber beide in der Turnhalle. Wie Klaus Mayrhofer (seit 45 Jahren dabei) erläutert, können die Tabakbauern von zwei Erntestufen ihre Muster vorstellen – Sandblatt, "das Wertvollere", und Hauptgut, "der gute Durchschnitt". Die Landwirte reichten 21 Muster bei Burley und 19 bei Geudertheimer ein. "Das ist wie jedes Jahr. Eigentlich hätte ich gedacht, es kommen mehr. Denn 2008 war ein qualitativ wertvoller Jahrgang", sagt der Geschäftsführer des Landesverbandes der baden-württembergischen Tabakpflanzer, Wolfgang Moritz.

Er ist dankbar für die Unterstützung der Stadt bei der Tabakprämiierung: "Es ist schön, dass wir uns hier nach außen so präsentieren dürfen." Die Stadt stifte außerdem die Pokale, die bei der Frühjahrsversammlung des Badischen Tabakbauverbandes am 9. März im Hotel "Zur Pfalz" verliehen werden. Sowie die Weinpräsente, die jeder Teilnehmer erhält. Von Seiten der Stadt wacht Peter Hartmann über das Organisatorische bei der Prämiierung: "Ich bin seit 54 Jahren dabei, also damit verwachsen und aufgewachsen", erzählt der Ehrenbürger. Als "gute Seele" bezeichnet ihn Moritz. Vor Hartmann habe sein Großvater die Aufgabe übernommen, berichtet Bürgermeister Hansjörg Höfer. Denn er stammt mütterlicherseits aus "einer alten Tabakbaufamilie". "Ich gucke mir das jedes Jahr hier an, weil ich es so spannend finde – auch als Nichtraucher."

Spannend ist auch die Punktevergabe, 200 ist die höchste Anzahl. Die erreicht dann auch tatsächlich jemand – nomen est omen: Annerose Rauch aus Neuried-Ichenheim für ihren Geudertheimer, gefolgt von Jürgen Stoll aus Neuried-Altenheim (199 Punkte). Für ihren Burley-Tabak erhielten Michael Heitzmann aus Schutterzell 195 Punkte und Martin Koppert aus Oftersheim 193 Punkte. Die erlesenen Tabakblätter kann man sich während des Mathaisemarkts im Gewerbezelt ansehen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung