Schriesheim im Bild 2023

06.03.2009

Der Ernstfall wäre ein Albtraum

Schriesheim. (sk) Ein Feuer im hinteren Thekenbereich des "großen" Zehntkellers, möglicherweise Verletzte – dieser Notruf geht gestern Abend genau um 19.36 Uhr bei der Freiwilligen Feuerwehr ein. Drei Minuten später biegt der Einsatzleitwagen auf den Schulhof ein, wenig später trifft das "LF-8" mit neun Mann aus Richtung Oberstadt ein.

Glücklicherweise gibt es keine echten Verletzten im Zehntkeller-Schriesheims "gute Stube" ist der Schauplatz der Mathaisemarkt-Feuerwehrübung. Das neue "LF 20" rollt auf den oberen Schulhof, und wenig später ist es dort oben durch die Scheinwerfer am Flutlichtmast taghell. Mit seinen 2000 Litern Wasser könnten die Floriansjünger schon einmal mit dem Löschen beginnen. Die Einsatzkräfte werden aufgeteilt – 15 Mann machen sich, mit Atemschutzgeräten ausgestattet, auf den Weg zum Brandherd.

Während die einen innerhalb und außerhalb des Gebäudes die Wasserversorgung aufbauen, machen sich die anderen auf die Suche nach Verletzten. Kurz vor der großen Treppe wird die "Rauchgrenze" angenommen. Ab hier dürfen sich die Feuerwehrmänner nur noch auf Händen und Knien fortbewegen, denn im dichten Rauch könnten sie jetzt keine drei Schritte weit sehen. "Wenn irgendwo Rauch ist, dann ist die Luft in Bodennähe am besten, und man kann besser sehen", erklärte Pressesprecher Bernhard Liebetrau. Die Männer legen Leinen aus, an denen sie sich entlang tasten – einen unbekannten Weg einzuschlagen, könnte im Ernstfall lebensgefährlich sein. Über Funk geben sie Hindernisse durch. Um 19.45 Uhr wird der erste "Verletzte" geborgen. Während dessen bewegt sich der zweite Trupp durch den "Probierkeller". Im Durchgang zum großen Zehntkeller liegt eine Frau am Boden. Sie ist ansprechbar und wird herausgeführt, wo die DRK-Helfer unter Leitung von Georg Böckel mit Trage und Einsatzwagen bereit stehen. Die Patienten mit Rauchgasvergiftung erhalten Sauerstoff, ihre Brandwunden werden versorgt. Die Einsatzkräfte vor dem Zehntkeller haben derweil die Versorgung mit Löschwasser aufgebaut. Ein Hydrant liegt im oberen Schulhof, neben der Treppe zur Turnhalle gibt es einen zweiten, der mit Wasser aus dem Kanzelbach gespeist wird. Nur wenige Zentimeter entfernt ist die Stoßstange eines geparkten Autos. "Das würden wir im Notfall entfernen", so Kommandant Oliver Scherer. Die Ursenbacher Kameraden arbeiten an der Entnahmestelle am Gasthaus "Zur Rose", von wo das Bach-Wasser unterirdisch in den Schulhof geleitet wird. Wenn der Brandherd gelöscht ist, wird der Rauch mit Überdruck aus dem Gebäude heraus gedrückt.

Um 20.01 Uhr ist auch das letzte "Opfer", die Rettungspuppe der Feuerwehr, geborgen. Neun Minuten später werden die Schläuche eingerollt, und die Floriansjünger fahren zur Manöverkritik ins Feuerwehrhaus. Scherer ist zufrieden, auch wenn die dicken Mauern des Kellers den Funkverkehr erschwerten: "Ich hatte vor dem Zehntkeller immer ein bisschen Angst, es lief aber sehr gut."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung