Schriesheim im Bild 2023

10.03.2009

Badens Tabakbauern fühlen sich von der Politik belogen

Von Nicoline Pilz.

Schriesheim. Tabakanbau hat in Schriesheim Tradition, und die Tabakpflanzer fühlen sich hier wohl. Das unterstrich Alex Kopf zu Beginn der diesjährigen Frühjahrsversammlung des Badischen Tabakbauverbands im Hotel "Zur Pfalz".

Der Vorsitzende des baden-württembergischen Landesverbandes erlaubte sich ein persönliches Statement, das vor allem Mut machen sollte. Seit November letzten Jahres wissen die Pflanzer, dass die Rohtabakverordnung in diesem Jahr ausläuft und Subventionen fallen: "Die Pflanzer fragen sich, wie sie sich aufstellen müssen, wo sie Investitionen tätigen sollten, nachdem diese in den letzten vier Jahren aus Unsicherheit ausgeblieben sind." Kopfs Botschaft: Die Nachfrage nach deutschem Tabak sei da, und es gebe Signale der Vertragspartner, dass diese weiter auf Tabak aus badischen Landen setzen. Kopf wünscht sich aber eine Preiserhöhung, um die Kostensteigerungen auffangen zu können. "Wir müssten im ersten Halbjahr 2009 zuverlässige Aussagen von unseren Vertragspartnern bekommen, um zu wissen, wie wir unsere Betriebe strukturieren sollen." Mit einer kurzen Vorlaufzeit von wenigen Monaten sei das nicht zu schaffen. Sein Appell war dringend: "Baut weiter Tabak an." Dazu gebe es keine Alternative.

Weinkönigin Katharina, in Begleitung ihrer Prinzessinnen Melanie und Sonja, gab dieselbe Parole aus: "Lassen Sie sich nicht unterkriegen." Allen Schwierigkeiten zum Trotz seien die Ernten von guter Qualität. Das war bei der Tabakprämierung am vergangenen Donnerstag zu spüren. Der SWR drehte mit – zu sehen ist die Sendung über den 430. Mathaisemarkt am kommenden Sonntag im "Dritten" um 18.45 Uhr.

Im Unterschied zum Vorjahr verkniff sich Bürgermeister Hansjörg Höfer diesmal den Hinweis auf ein Rauchverbot, da sich auch hier die Gesetzeslage schon wieder geändert hat. Kurz skizzierte er die wirtschaftlichen Unsicherheiten dieser Tage. Ganz anders früher, als der Mathaisemarkt als Viehmarkt begann: "Damals hat man einem Gaul ins Maul geschaut und gewusst, was man kauft." Doch nach jedem Tief komme wieder ein Hoch, tröstete der Verwaltungschef und empfahl, bei einem guten Glas Wein (in Schriesheim problemlos zu bekommen) über die Krise zu sinnieren. "Mehr als 400 Jahre Tabakanbau werden von der EU nicht verändert", meinte Hermann Pfanger, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Tabakpflanzer, in seinem Grußwort, bevor er sich genüsslich die nächste Zigarre ansteckte.

Kritische Worte fand Wolfgang Moritz. Der Geschäftsführer des Landesverbandes baden-württembergischer Tabakpflanzer drückte die Enttäuschung der Bauern über ihre Landwirtschaftsminister aus: "Sie sehen sich von diesen belogen." Während sich die Politik unelegant um das Thema Tabak drücke, müssten sich die Pflanzer am Markt neu orientieren. Chancen und Lösungen seien dort zu finden, meinte er als einer von drei Fachreferenten der Versammlung. Walburga Schwär, Beratungsdienst Tabakanbau Baden-Württemberg, berichtete über die neue EU-Zulassungsverordnung für Pflanzenschutzmittel und die Rahmenrichtlinie zur nachhaltigen Pflanzenschutzanwendung. Mit diesem Paket will die EU die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln innerhalb der EU vereinheitlichen. Der Verbraucher rückt dabei mehr in den Vordergrund. Bis 2018 sollen alle Zulassungen und Wiederzulassungen vereinheitlicht sein, der Spielraum der Länder wird dabei eingeschränkt.

Dr. Norbert Billenkamp von der Forchheimer Außenstelle des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums informierte über Feldversuche beim "Blauschimmel", ein Reizwort im Tabakanbau.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung