Schriesheim im Bild 2023

04.05.2009

„Gluthilde" war eine begehrte Tanzpartnerin

Von Stephanie Kuntermann

Die junge Altenbacherin ist eine Traumfrau: Sie sieht gut aus, lächelt immer, hält sich gerne im Hintergrund und gibt niemals Widerworte. Alles gute Argumente, um der Abholung von "Gluthilde der Ersten" mit großem Gefolge beizuwohnen, und so kamen ihre Anhänger bei dem schönen Wetter denn auch in Scharen zum Buswendeplatz. Marcel Koessler und Lukas Leib vom Motorsportclub folgten dem von den "Kerweborscht" und "Kerweparrer" Timon Zwaller gezogenen Handkarren in ihren Karts, nachdem der "Parrer" der Festgemeinde seinen geistlichen Beistand für die Kerwezeit zugesichert hatte. Im Gefolge der "Schlumpel" marschierten auch der Schriesheimer Fanfarenzug, der Kinder- und Jugendchor "Friends of Music", kleine Turner und Judoka des TV Altenbach, angeführt von Wilhelm Körbel auf dem Traktor, Jungen des Fußballclubs und die Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die die Zuschauer am Straßenrand mit Wasser aus der Pumpspritze und Süßigkeiten erfrischten. Den Schluss bildete ein mit gewaltigen Boxen bestückter "Agria" der Jugendlichen, die die Partymusik bis zum Anschlag aufdrehten.

Vor dem Gasthaus "Zum Flößer" gewährte "Gluthilde", deren Name auf ihr baldiges Ende bei der Kerweverbrennung anspielt, traditionell dem "Parrer" den ersten Tanz. Zur Akkordeonbegleitung von Walter Streng ließ sich die Schlumpel auch von den "Kerweborscht" herumschwenken. Nächster Tänzer war Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard. Im Gegensatz zum temperamentvollen OB hing die Schlumpel ein wenig lustlos in seinen Armen. "Sie hat aber ganz schöne Fliehkräfte entwickelt", bemerkte Bernhard. Bürgermeister Hansjörg Höfer harmonierte mit seinem bedächtigeren Tanzstil schon besser mit "Gluthilde", und auch Ortschaftsrat Karl Reidinger und Stadtrat Wolfgang Renkenberger ließen es ruhig angehen. Nur einer kam an diesem Nachmittag nicht zum Zuge: Ortsvorsteher Alfred Burkhardt. "Das hole ich noch nach", versprach er. Mit Spannung wurde derweil die "Kerweredd" erwartet. Der "Parrer" wünschte sich vom "Oberguru der Altenbächer Politik", Dr. Herbert Kraus, im Zuge der Ortsmittelpunktsgestaltung gleich noch ein paar Gastwirtschaften und einen größeren Kerweplatz. Seitenhiebe auf die "Holzmafia" und einen "grünen Wolf" folgten. Letzterer biss im letzten Jahr fest zu und riss ein "hiesiges Lamm", das er vorher umgarnt hatte. Diese Anspielung auf den Stellvertretenden Ortsvorsteher Christian Wolf wurde mit viel Applaus quittiert. Anschließend stärkten sich "Parrer", Schlumpel und "Borscht" noch in der "Kerwestub" des TV Altenbach, wo Kaffee und Kuchen angeboten wurden. "Gluthilde" verzichtete zwar auf eine Fahrt mit der Schiffsschaukel oder einem der zwei Kinderkarussells, schmückte sich aber gerne mit einer selbst geschossenen Rose vom Schießstand. Eine Station ließ die Blondine, die offenbar keine Leseratte ist, ganz aus: den Bücherflohmarkt der evangelischen Kirche mit einer riesigen Auswahl alter, sehr alter und neuer Bücher aus dem Nachlass eines Gemeindemitglieds.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung