Schriesheim im Bild 2023

24.07.2003

Die "Südkinder" müssen über die B 3

Schriesheimer Gemeinderat stimmte gestern Abend einer Neueinteilung der Schulbezirke zu - Strahlenberger Pavillon bleibt noch verschont.

Schriesheim. Trotz aller Proteste der Eltern ändert die Stadt Schriesheim ihre Grundschulbezirke. Die Kinder aus dem Bereich südlich der Passein müssen ab dem nächsten Schuljahr über die B 3 in die Kurpfalz-Grundschule des Schulzentrums. Das hat der Gemeinderat gestern Abend in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen. Die "Schanz-Kinder" können hingegen künftig im Westen bleiben.

Weil die Stadt, im Gegensatz zu den Eltern (s. Artikel auf dieser Seite), nach der Änderung der Schulbezirke mittelfristig von einer Zweizügigkeit der Strahlenberger Grundschule ausgeht, wäre der dortige Pavillon nicht mehr nötig - nach Ansicht der Stadtverwaltung ist er auch zu marode, um sanierbar zu sein. Vielmehr soll die Grundschule im Schulzentrum erweitert werden. Vize-Bürgermeister Siegfried Schlüter hatte vorgeschlagen, einen Abriss-Beschluss von der Diskussion um die Schulbezirke zu trennen. "Dieser Beschluss ist nicht dringend und hat noch Zeit", erklärte er.

Die "Schanz-Kinder" sollen außerdem die Kurpfalz-Grundschule besuchen, was aber unstrittig war. Die Eltern hatten grundsätzlich die "B3-Grenze" beantragt, also die Schanz dem Schulzentrum zugeordnet und "Süd" der Strahlenberger Grundschule. Aber nur drei Grünen-Stadträte kamen diesem Vorschlag nach. Wie erwartet, plädierte Rathaus-Schulexperte Edwin Schmitt für die Neueinteilung und die Stärkung des Schulzentrums. An den Gemeinderat appellierte er, "auch finanzpolitische Verantwortung zu beweisen". Kräftige Investitionen sowohl im Schulzentrum als auch in der Strahlenberger Grundschule sind nach Schmitts Ansicht unsinnig. Der Hauptamtschef hatte auch neue Zahlen parat: 2,1 Millionen Euro müssten für den Ausbau des Schulzentrums gerechnet werden, von dem auch Haupt- und Realschule profitieren. Die Sanierung oder gar aus technischen Gründen der Neubau des Pavillons könnte hingegen 1,1 Millionen verschlingen. Kosten und mittelfristiger Nutzen stünden bei dieser Variante in keinem Verhältnis.

"Am Passein-Übergang der B3 wurde schon sehr viel für die Fußgänger getan", argumentierte CDU-Stadtrat Paul Stang für die Neueinteilung, für die außerdem "ein finanzieller Gesichtspunkt" und der "Aspekt Stärkung des Schulzentrums" spreche. Zumal es auch zumutbar sei, den Schulweg durch die Unterführung zu nehmen. "Die Grenze B 3 für die Schulbezirke zu ziehen, das wäre leider zu einfach", bedauerte FWV-Fraktionschef Friedrich Ewald. Der Gemeinderat habe eben auch finanzpolitische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. "Wir können die Argumente des Elterbeirats nachvollziehen, aber unter Abwägung aller Gesichtspunkte können wir die Vorlage der Stadtverwaltung besser nachvollziehen", erklärte Ewald.

Die Grünen wollten, wie die Elternsprecher, die "Südkinder" weiter der Strahlenberger Grundschule zuordnen, die "Schanz-Kinder" aber sehr wohl ins Schulzentrum schicken. "Die Einführung der B3-Grenze wäre ein wichtiger Sicherheitsfaktor", gab Hansjörg Höfer er zu Bedenken, außerdem sorge eine starke Strahlenberger Grundschule für eine Belebung der Innenstadt. "Wir haben der Innenstadt sowieso schon vieles zugemutet, wir haben schon die Sparkasse und die Post entfernt", beschwerte sich der Grüne.

Anders SPD-Sprecher und Realschuldirektor Hans-Jürgen Krieger. "Das Schulprogramm muss man als Ganzes sehen und das kann man nicht einfach an der Grenze B 3 festmachen, auch wenn es vordergründig vielleicht einfacherer Lösungen gäbe", plädierte er für den Vorschlag der Verwaltung. Für die Jugendpolitik müsse sich der Gemeinderat einen finanzieller Spielraum behalten. "Die B 3 ist nunmal keine Grenze, damit müssen wir immer leben müssen", stimmte auch FDP-Rätin Dr. Birgit Arnold der Mehrheit zu. "Sanierungen an beiden Schulen können wir uns einfach nicht leisten, die Strahlenberger Grundschule muss zweizügig werden, da geht kein Weg daran vorbei."

Mit dem neuen Raumprogramm fällte der Gemeinderat auch einen Grundsatzbeschluss zur Erweiterung des Schulzentrums um weitere Klassen- und Fachräume in einem Umfang von rund 400 Quadratmeter.


Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung