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15.07.2009

„Es wäre in seinem Sinne gewesen"

Von Carsten Blaue.

Was hätte Ralf Gabe wohl zu diesem Konzert gesagt? Diese Frage stellte sich am Sonntag im Strahlenberger Schulhof oft. Jeder, der den Musiker kannte, hatte darauf sicher seine eigenen, ganz persönlichen Antworten. "Es wäre in seinem Sinne gewesen", sagte etwa "T-Band"-Frontmann Wolfgang Amann. Wahrscheinlich hätte Ralf Gabe sich wohlgefühlt. Proppevoll war’s, und die Stimmung war prächtig.

Und dank des KSV gab es auch Bier im offenen Ausschank, nicht nur Wein. Gabe hätte sich also dieses Mal nicht aus einem verborgenen Kühlschrank bedienen müssen, wie damals immer im Weindorf des Straßenfestes. Auf der Bühne rockte zudem zu seinen Ehren alles, was in der Stadt Rang und Namen hat – von der "T-Band" über "Fahrenheit", die "Honeywell Bouncers" bis hin zu "Fiesta Red". Sie alle gaben im Programm auch dem Nachwuchs eine Chance.

Die junge Musikschulband "Blitzeis" durfte früh auf die Bühne an diesem langen Nachmittag, der spät am Abend furios enden sollte. Den Auftakt hatte "Entrance East" gemacht, diese Gruppe nicht mehr ganz so junger Musikschüler, die als "Ü30"-Band offensichtlich viel Spaß an der Sache haben. Man ist eben nie zu alt für Rock ’n’ Roll. Georg Riecker betreut die beiden Bands aus dem Bildungszentrum. Auch mit ihm und dessen Gattin Stefanie hatte Ralf Gabe oft gespielt. Doch wenn es um Rock-Musik ging, schlug sein Herz natürlich für seinen "Rock Express".

Dem blieb es am Sonntag vorbehalten zum Schluss zu spielen – und vor dem großen Finale aller Bands, bei dem auf den beiden Plasmabildschirmen in der Bühne eine lange Sequenz mit Bildern von Ralf Gabe zu sehen war. Gabe als rockender Gitarrist, Gabe am Klavier, Gabe privat: Diese Fotos taten schon weh, denn sie machten den ohnehin gefühlten Verlust auch noch so offensichtlich. Ralf Gabe fehlt ganz einfach.

Am Sonntag spazierte kein Gitarrist durchs Publikum und plauderte beim Spielen mit den Fans. Die Zeiten sind seit Gabes Tod im Dezember vorbei. Insofern war das Ende des Konzerts mit "Music Was My First Love" von John Miles und "Hymn" von "Barclay James Harvest" und mit der in Nebel gehüllten, rührseligen Partystimmung auf und vor der Bühne etwas traurig. Derweil schwelgte Amann im Dank an die Fans in Superlativen für diesen Sonntag. Die sieben Bands und ihre musikalischen Gäste (darunter Sängerin Mirijam Suchalla, Trares’ Stellvertreter Hans-Dieter Schotsch und Gabes ehemaliger Schüler Tobias Huber) machten knapp sieben Stunden Musik – kurze Umbaupausen inklusive, die auch für Ansprachen genutzt wurden.

Musikschulleiter Richard Trares und Pfarrvikarin Suse Best dankten den Organisatoren und Bands für das Konzert, dessen Erlös je zur Hälfte für neue Instrumente der Musikschule sowie für die Renovierung der Orgel in der evangelischen Kirche gedacht ist. Es war ja sowohl ein Gedenk-, als auch ein Benefizkonzert.

Bürgermeister Hansjörg Höfer sprach vom "erschütternden Verlust", von der überwältigenden Trauerfeier mit über 1000 Trauergästen und Wilhelm Müllers Idee im Frühjahr, von Ralf Gabe auch noch musikalisch Abschied zu nehmen. Gabe war der Cousin des Winzerwirts, der gestern tief bewegt wirkte. Seine Anregung hätten die Bands sofort aufgenommen, so Höfer. Dieser dankte auch denjenigen, die am Sonntag im Schulhof für das leibliche Wohl sorgten – neben dem KSV und der Weinstube Müller auch die Winzergenossenschaft, das Restaurant "La Pineta" und das "Kakadu". Sie alle würden ihren Gewinn für die gute Sache geben, unterstrich der Bürgermeister. Dazu stellten Michael Schenk und seine Firma "epicto" technisch das "Feinste vom Feinsten" (Amann) unentgeltlich zur Verfügung. Während des Konzerts wurde sogar gefilmt.

Alles war perfekt organisiert, eine Art "Backstage-Pässe" für den Zehntkeller inbegriffen. Was nicht zuletzt Andrea Erdmann aus dem Rathaus zu verdanken war. Ihre Vorbereitungen waren akribisch. Auch der Zeitplan, der im Laufe des Abends allerdings um fast eine Stunde überzogen wurde. Den Fans war es recht, und in der Erinnerung an Ralf Gabe spielt Zeit sowieso keine Rolle. Oder wie sagte es Weinprinzessin Sonja in ihrer Ansprache: "Ralf Gabe und Musik, das sind zwei, die immer zusammengehören. In Gedanken an ihn wollen wir unser Glas erheben, auf dass seine Musik immer in uns weiterleben wird."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung