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15.07.2009

Hier führen sie ein geregeltes Leben

Hier führen sie ein geregeltes Leben

Spatenstich für das Projekt Mühlenhof, das von der Lautenschläger-Stiftung finanziert wird. Manfred Lautenschläger (Dritter von links) hatte gestern dem Anlass entsprechend gute Laune. Foto: Peter Dorn
(sk) "Das Ganze hat etwas von einer Theaterkulisse", stellte Bürgermeister Hansjörg Höfer lächelnd fest. Da hatte er nicht unrecht, stand doch beim gestrigen ersten Spatenstich für den künftigen Mühlenhof nach umfangreichen Abrissarbeiten nur noch die Giebelwand der alten Kerzenfabrik Högg.

Um das künftige Gebäude herum breitet sich im Gewann "Allmannsbach" eine idyllische Landschaft aus – zum Mühlenhof gehören knapp 20000 Quadratmeter Gelände. Hier soll einmal eine intensiv genutzte und doch naturnahe Erlebnislandschaft für Ausflügler und Schulklassen entstehen.

Zu allererst geht es beim Mühlenhof-Projekt, das von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung finanziert wird, aber um ein Projekt der Wiedereingliederungshilfe der Stadtmission Heidelberg. Wohnungslose Menschen sollen hier die Gelegenheit haben, mit Tieren und in der Natur zu arbeiten. Ziel ist ihre Integration in einen geregelten Tagesablauf.

"Wir sind nur die Mieterin", sagte Stadtmissions-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Wagner, "und eine schlechte noch dazu". Natürlich war das scherzhaft gemeint – die Stadtmission darf Gebäude und Gelände kostenfrei nutzen. "Für mich geht ein Traum in Erfüllung", freute sich Lautenschläger. Dieser Traum, ein Bauernhaus für Obdachlose, sei inspiriert worden durch Besuche im benachbarten Talhof. Ideal für sein Hof-Projekt sei das traumhaft gelegene Gelände. "Damit war der Romantiker in mir vollends zufrieden". Eine frohe Botschaftt verkündete Architekt Frank Stichs: "Heute morgen haben wir die Baugenehmigung bekommen". Und so wird die Kerzenfabrik, die zwischen 1880 und 1910 in mehreren Bauabschnitten errichtet wurde, nun tief greifende Veränderungen erfahren.

Hinter der Fassade, die momentan noch durch Stahlträger gestützt wird, soll ein "Allraum" entstehen, der Platz für einen gastronomischen Betrieb mit etwa 80 Plätzen bieten wird. Ein "zeltartiger Raum von archaischer Qualität" solle es werden, wie Projektleiter Markus Müller betonte. Küche, Lager und Sanitärräume grenzen an, im Obergeschoss soll eine Küche als Produktionsstätte für eigene Erzeugnisse entstehen, außerdem gibt es einen Aufenthaltsraum für die "Klienten" der Wiedereingliederungshilfe, die sich hier tagsüber aufhalten.

Zu dem Projekt – mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro – gehören zudem eine überdachte Reithalle, kleinere Arbeiten am Nebengebäude, eine Außengastronomie mit 100 Plätzen, ein Backhaus und Ställe. Fertigstellung soll im Juni 2010 sein, sagte Architekt Stichs.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung