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29.07.2009

Ohne Raser lebt es sich hier wie im Paradies

(cab) Eva Jäck hatte sie alle zusammengetrommelt: die Nachbarn, die Stadträte, den BDS-Chef und sogar den Bürgermeister. "Aber wir wollen gar nichts fordern, sondern nur eine Diskussion auf den Weg bringen und auf etwas aufmerksam machen", betonte ihr Mann, Hans Jäck. Die Jäcks wohnen in der Heidelberger Straße 33, kurz hinter der Kreuzung mit der Bahnhofstraße. Und seit vorne die Kreuzung an der Talstraße wegen der Kanalsanierung gesperrt ist, haben sie das Gefühl, im Paradies zu leben. Weil kaum noch Autos vor ihrer Haustür entlangrasen. Die Beschränkung auf 30 Stundenkilometer habe bisher sowieso kaum einer ernst genommen in diesem Teil der Straße: "Spätestens ab der Bahnhofstraße wird beschleunigt", so die Erfahrung der Jäcks. Und das macht Krach.

Weil man den Verkehr aus der Heidelberger Straße nie ganz herausbekommen wird – was zudem weder die Geschäftswelt noch die Kommunalpolitik will –, fragten sich die Anlieger, wie man wenigstens dauerhaft für eine Verkehrsberuhigung sorgen könnte. Das wollten sie nun mit den Entscheidern besprechen, wobei Hans Jäck anfangs völlig ergebnisoffen war: "Wir haben keine Vorschläge."

Am Ende waren sich alle einig, dass eine optische Umgestaltung der Straße oder Blumenkübel als Hindernisse zur Verringerung des Tempos der Fahrzeuge beitragen könnten. Keine neue Ideen, aber machbare. Bürgermeister Hansjörg Höfer war dankbar für die Vorschläge, zeigte sich grundsätzlich immer offen für solche Anregungen, betonte aber im konkreten Fall, dass erst verkehrsrechtlich zu prüfen sei, was hier möglich gemacht werden könne. Außerdem gehe das alles nicht von heute auf morgen. Interessant fand Höfer, wie sich die Verkehrslage durch die Talstraßenbaustelle verändere. Zudem habe sich die Einkaufssituation trotz der Behinderungen durch die Kanalsanierung "augenscheinlich nicht verschlechtert". Das, so der Bürgermeister, hätten seine Gespräche mit Geschäftsleuten ergeben.

BDS-Chef Horst Kolb ergänzte, dass es natürlich am besten sei, wenn die Autofahrer die Heidelberger Straße nicht als Abkürzung in Richtung B3 und Gewerbegebiet benutzen würden. Eine komplette Sperrung sei dabei allerdings keine Lösung. Vor allem nicht für die Geschäftsleute. Vielleicht könne man ja die Durchfahrt ganz am Ende der Heidelberger Straße kappen, sodass die Autofahrer in die Theodor-Körner-Straße abbiegen müssen. "Schön, dass sich was bewegt und sich Meinungen ändern können", sagte Gisela Reinhard (Grüne) in Erinnerung daran, dass der BDS seinerzeit die Sperrung der Zufahrtswege ins Gewerbegebiet ablehnte.

Sie war sich sicher, dass die Anwohner in der Heidelberger Straße ihren Teil zu einer Begrünung und optischen Aufwertung etwa durch Pflanzkübel beitragen würden. Eine solche Gestaltung müsse man voranbringen, stimmte Kolb zu.

"Wir haben in der Heidelberger Straße noch eine zweite Problemlage", erinnerte Hans-Jürgen Krieger (SPD) an die Verkehrssituation während des Wochenmarktes. Zuletzt hatte die SPD angeregt, die Heidelberger Straße samstags zur Marktzeit zwischen Kirchstraße und Entengasse für Autos zu sperren, um im Marktbereich für eine Verkehrsberuhigung zu sorgen. "Das war eine Idee", unterstrich Krieger, dass ihm an einer gemeinsamen Lösung aller Gemeinderatsfraktionen gelegen sei. Da nickten auch FW-Fraktionschef Heinz Kimmel und FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger.

Zudem sei es nötig und sinnvoll, fuhr Krieger fort, sich der Verkehrslage in der gesamten Heidelberger Straße zu widmen: "Wir müssen da systematisch denken und nicht abschnittsweise." Und am Ende müsse eine Lösung stehen, die für alle passe: "Für die Gruppe der Handeltreibenden, für die Gruppe der Kunden und auch für die Gruppe der Anwohner. Da müssen und können wir jetzt zu Potte kommen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung