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03.08.2009

Von der Weinkönigin zur Stadträtin

Von der Weinkönigin zur Stadträtin

Von Carsten Blaue.

Sie hat die Auszählung am 7. Juni im Internet verfolgt. "Und irgendwann war mir klar, dass ich wohl drin bin", sagt Marie Luise Fleck. Als es dann tatsächlich feststand, dass sie den Sprung in den Gemeinderat geschafft hat, "da habe ich mich einfach nur gefreut". Mit 22 Jahren ist sie mit Abstand die jüngste Stadträtin im Gremium. Und Fleck ist die erste ehemalige Weinkönigin, die in den Schriesheimer Gemeinderat gewählt wurde. Sie tritt damit in die Fußstapfen ihres Vaters, Dr. Horst Fleck, der ebenfalls Stadtrat der CDU war.

Marie Luise Fleck ließ sich als Parteilose für die Union aufstellen. Für sie ist aber klar, dass sie nie für eine andere Partei kandidiert hätte: "Da stand nichts anderes zur Debatte als die CDU, und das hat bei uns in der Familie ja auch Tradition." Sie nahm bei der Kommunalwahl den neunten Platz auf der Liste der Christdemokraten ein. Sie wollte nicht "so arg weit vorne stehen".

Also rangierte sie hinter politisch erfahreneren Größen wie dem JU-Vorsitzenden Adrian Ahlers oder Michael Mittelstädt, der als amtierender Stadtrat antrat. Beide ließ Fleck hinter sich. Gegenüber Mittelstädt hatte sie danach fast ein schlechtes Gewissen. Dieser habe auf das Ergebnis aber "einfach super reagiert." Sie selbst war bislang nie politisch aktiv. Und es hat wohl auch etwas Überzeugungsarbeit bedurft, um sie zur Kandidatur zu bewegen. Paul Stang und Siegfried Schlüter hätten sie aber schließlich überzeugt. Die beiden hatten offensichtlich einen guten Riecher. Und die positive Resonanz seit der Wahl zeigt Marie Luise Fleck, dass es richtig war, das Amt anzunehmen – auch ohne kommunalpolitisches Vorwissen und festen Wohnsitz in der Stadt.

Zu den Sitzungen kommt Fleck aus Kirchheimbolanden angereist, wo sie lebt und am Montag eine Ausbildung zur Industriekauffrau beim Spezialisten für Sicherheitsschuhe Steitz Secura beginnt. "Die Fahrerei ist kein Problem. Die Strecke kenne ich im Schlaf", sagt Fleck: "Abgesehen davon habe ich meine Verwandtschaft hier und bin schon deshalb immer auf dem neuesten Stand und gut informiert, was in Schriesheim aktuell ist."

Außerdem weiß sie, was sie ihren Wählern jetzt schuldet, die ihr 1873 Stimmen gaben: "Ich werde mich in die Schriesheimer Themen einarbeiten, mir das Wissen aneignen und gut zuhören. Ich spüre die Verantwortung, die mit dem Amt verbunden ist und freue mich auf die fünf Jahre. Man hat mir viel Vertrauen geschenkt."

Die junge Stadträtin sieht in den Themen Jugend, Kirche und Familie ihre Arbeitsschwerpunkte. Und natürlich wird sie nebenbei auch die Entwicklung des Weinbaus im Auge haben – Ehrensache als ehemalige Weinkönigin.

Zunächst war sie im Jahr 2007 Weinprinzessin an der Seite von Målin Well. Im vergangenen Jahr wurde sie Weinkönigin, und beim diesjährigen Mathaisemarkt übergab sie die Krone an Katharina Rufer. Das neue öffentliche Amt ließ bei Marie Luise Fleck also nicht lange auf sich warten: "Als ehemalige Weinhoheit habe ich jetzt einen leichteren Start als Stadträtin", ist sich Fleck sicher. Gleichwohl merkt sie, dass manch einer nicht genau weiß, wie er ihr jetzt begegnen soll. Das "Küsschen hier, Küsschen da" ist ja nun eigentlich nicht mehr. Aus der Weinkönigin Marie Luise ist die Stadträtin Fleck geworden. Barrieren kennt sie dabei allerdings nicht: "Ich bin ich. Ich bin von Natur aus offen, gehe auf die Menschen zu. Und dabei ist es mir egal, ob mein Gegenüber von der CDU oder von einer anderen Partei ist."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung