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24.08.2009

„Der Mittelstand muss entlastet werden"

Von Stephanie Kuntermann

Zwölf Städte und Gemeinden in vier Wochen, das ist die "Sommertour", die Bundestagsabgeordneter Dr. Karl A. Lamers jedes Jahr in seinem Wahlkreis unternimmt. "Danach habe ich einen kompletten Überblick und nehme viel davon mit nach Berlin, wo ich auch noch Anregungen und Vorschläge bearbeite", sagt der Abgeordnete, der diese Fahrten seit etwa zehn Jahren macht. Jedes Jahr ist ein anderes Motto dran, nach "Gesundheit" und "Genuss" hat sich der CDU-Mann diesmal die Themen Handwerk und Gewerbe vorgenommen. "Schließlich stellt der Mittelstand zwei Drittel aller Arbeitsplätze und drei Viertel der Ausbildungsplätze."

Ein Azubi im zweiten Lehrjahr arbeitet bei der Firma Pfeifer Bau im Gewerbegebiet. "Wir wollten auch für dieses Jahr einen Lehrling, aber es hat sich keiner bei uns beworben", berichtet Geschäftsführer Stefan Pfeifer zum Erstaunen seiner Zuhörer, darunter Vertreter von Gemeinderatsfraktion und Vorständen von CDU und Frauenunion. In den letzten Jahren ist die Belegschaft des Bau-Unternehmens von früher 35 auf zehn zurückgegangen. "Wir mussten niemanden entlassen, einige ältere Mitarbeiter sind in Rente gegangen", so Pfeifer. Viel Geld lasse sich auf dem Bau heutzutage nicht mehr verdienen. Bei Tariflöhnen von 15,84 Euro in der Stunde müsse der Betrieb noch einmal 48 Prozent an Lohnnebenkosten drauflegen.

Also setzt das Unternehmen auf Service wie einen 24-Stunden-Notdienst für verstopfte Kanäle und Rohre. Außerdem gibt es regelmäßige Fortbildungen für die Mitarbeiter, die im Umgang mit neuen Materialien geschult werden. Trotz aller Probleme in der Bauwirtschaft sieht Pfeifer, der die Firma einst von seinem Vater übernahm, der Zukunft gelassen entgegen. Sein 15-jähriger Sohn Marc will die Firma nämlich später einmal übernehmen. Ärgerlich ist für ihn jedoch die Sperrung der St.-Wolfgang-Straße ins Gewerbegebiet: "Wenn Aldi und Rewe auf dem Gschwander-Areal sind, gibt das Riesenprobleme, wenn die Lieferfahrzeuge an der einzigen Zufahrt stehen. Man sollte die Sperrung rückgängig machen."

Dafür setzt sich auch Dieter Knopf ein, der sich neben seiner Arbeit als Chef des hiesigen BMW-Autohauses auch als Stadtrat der Freien Wähler engagiert. Er strebt zudem eine zweite Zufahrt ins Gewerbegebiet an. Bei Lamers’ Besuch im Autohaus drehen sich die Gespräche außerdem um aktuelle Themen wie die Wirtschaftskrise und die Abwrackprämie, mit der die Autoindustrie aus der Krise geholt werden soll. Einbußen oder Auswirkungen auf sein Geschäft musste Knopf bislang nicht hinnehmen: "Das Autogeschäft verläuft in Wellen. Wenn das Neuwagengeschäft Flaute hat, hat die Werkstatt mehr Aufträge, und wenn wir mehr Neuwagen verkaufen, ist es in der Werkstatt etwas ruhiger", erklärt Reinhold Schöffer, der die Gruppe durch Ausstellungsräume, Werkstatt und Büroräume führt. 37 Mitarbeiter sind bei Knopf beschäftigt, davon sind sieben Lehrlinge. Entlassungen oder Kurzarbeit gibt es hier nicht.

"Der Mittelstand ist einer der wichtigsten Leistungsträger", betont Lamers: "Er muss entlastet werden. Steuererhöhungen wird es mit der CDU nicht geben." Auch für den Bürokratie-Abbau wolle er sich einsetzen. Die Gruppe steuert mit dem Wirtshaus "Zur Linde" ihr letztes Ziel an, wo sie Lamers’ Aufenthalt in der Weinstadt gemütlich ausklingen lässt, bevor der in Richtung Laudenbach aufbricht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung