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21.09.2009

Eine Investition in die Zukunft der Winzer

Eine Investition in die Zukunft der Winzer

Schriesheim. Am Samstag wurde der offizielle Abschluss der Rebflurbereinigung im Kuhberg gefeiert – Gedenkstein enthüllt – Wacker: "Kleines Konjunkturprogramm" für Schriesheim

Von Carsten Blaue.

Sie hatte schon etwas von einer kleinen Vortour zur Weinwanderung, diese offizielle Feier zur Vollendung der Rebflurbereinigung im Kuhberg. Ehrenbürger Peter Hartmann, die Winzer, die interessierten Bürger, die Geistlichen sowie die Altbläser des Posaunenchors und Schriesheims Männerchöre: Sie alle wanderten entweder aus der Stadt oder von der Strahlenburg aus zur Station der Winzergenossenschaft mitten im Kuhberg, um die erfolgreiche Terrassierung der alten Steillagen zu würdigen. Die meisten der Ehrengäste zogen es dagegen vor, bis nahe an den Ort des Geschehens mit dem Auto zu fahren. Die Wagen parkten diskret ein paar Kurven außer Sichtweite. Wie auch immer die Anwesenden am Ort der Feier ankamen: Sie wurden Zeugen eines "Freudentags", wie Staatssekretär Georg Wacker (CDU) den vergangenen Samstag im Beisein von Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner nannte.

Die Winzergenossenschaft hatte ihren Stand für die Weinwanderung am gestrigen Sonntag extra einen Tag früher eingerichtet, damit hier das Ende der Flurneuordnung zelebriert werden konnte. Nicht selbstverständlich, aber immer vorgesehen im Programm, war eine ökumenische Andacht zu Beginn durch den evangelischen Pfarrer Lothar Mößner und den katholischen Dekan i. R. Fritz Ullmer, musikalisch begleitet durch die Altbläser. Man dürfe stolz und dankbar sein für das, was hier durch Menschenhand geschaffen worden sei, sagte Mößner.

Jesus vergleiche Gott mit einem Winzer, erinnerte Ullmer an die Lesung aus Kapitel 15 des Johannes-Evangeliums durch Ehrenbürger Peter Riehl. Das sei für die Winzer eine hohe Auszeichnung, so Ullmer in seiner humorigen und nicht weniger tiefsinnigen Ansprache: "Denn Pfarrer hat Jesus nie mit Gott verglichen." Der Geistliche erinnerte an viele biblische Worte zum Wein. So hätte schon Noah keine Lust mehr auf Wasser, unterschätze aber die Wirkung des Weines. Und im Buch der Sprichwörter würden auch die "Großkopferten" vor den Folgen allzu unmäßigen Weingenusses gewarnt. Mit dem Christentum, so der katholische Geistliche, habe sich auch der Weinbau ausgebreitet. Kein Wunder also, dass Johannes 15, 5 ("Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben") auch in die Bronzetafel gegossen wurde, die den gewaltigen Porphyr-Findling aus dem Dossenheimer Steinbruch ziert. Dieser wurde in Erinnerung an die Rebflurbereinigung und deren Abschluss gestern im Kuhberg enthüllt. Und auch hier spielte der Rebensaft keine unwesentliche Rolle: Das Ganze habe bisher nur ein paar Flaschen Wein gekostet, zumal der Verkehrsverein die Bank daneben gespendet habe, lächelte Riehl. Sein Name steht auf der Bronzetafel neben dem seines Nachfolgers im Amt.

Bürgermeister Hansjörg Höfer hatte in seiner Begrüßung daran erinnert, dass es "großer Anstrengungen und einer Portion Geduld" bedurft habe, um die Rebflurbereinigung zu vollenden. In seiner Ansprache sagte er, der Weg zu diesem Verfahren sei nicht einfach gewesen. Sorgen galt es aus dem Weg zu räumen: "Es gab emotionale Debatten." Das alles sei vor dem Hintergrund der langen Winzer-Tradition in Schriesheim verständlich gewesen. Aber man habe die Vorbehalte zerstreut. Und so wirke die Rebflurbereinigung jetzt als Beitrag zur Sicherung des Weinbaus in der Stadt. Zudem habe sie ökologische Funktion, verwies Höfer auch auf den Erhalt und Wiederaufbau von Trockenmauern als Lebensraum der vielfältigen Fauna. Schließlich hätten die neuen Weinberge mit ihrem Themenweg, den das Ludwigsburger Büro "Ökologie, Planung, Forschung" (öpf) konzipierte, auch Naherholungsfunktion, so Höfer.

Die Flurneuordnung im Kuhberg sei ein Attraktivitätsschub für Schriesheim, ein Stück Wirtschaftsförderung und "ein kleines Konjunkturprogramm", unterstrich auch Wacker. Die Rahmenbedingungen für die Arbeit im Wingert hätten sich verbessert. Insofern sei das Ganze keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft der Winzer, sagte der Staatssekretär. Dieser vertrat die Landesregierung, da der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum abgesagt hatte. Peter Hauk galt aber immer als ein Förderer des Projekts. So erinnerte Wacker an Hauks letzten Besuch im Juni oder an den 16. Januar 2006, als der Minister im Schriesheimer Rathaus den Anordnungsbeschluss für das Verfahren an Riehl überreichte. Dieser war damals noch Bürgermeister.

Am Samstag dankte der Ehrenbürger als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft dafür, dass die Terrassierung der Weinberge nach über 30 Jahren realisiert worden sei. Das Amt für Flurneuordnung um dessen Leiter Reinhold Schmidt und den Leitenden Ingenieur Frank Holtmann habe "phantastisch gearbeitet", so Riehl: "Da sieht man, was Behörden können."

An seine ersten vergeblichen Versuche, eine Rebflurbereinigung durchzusetzen, erinnerte auch Weinkönigin Katharina. Doch mit dem Beginn der Bauarbeiten im März 2007 wurde Riehls Idee Wirklichkeit, die Bewirtschaftung der steilen Rebhänge etwas zu erleichtern. Die Weinkönigin hoffte nun auf gute Erträge der Riesling-Reben, die dann auch dem "Schriesecco" zugute kommen würden. Passend zum Anlass und zu den Gedanken der Ansprachen, hatten die Schriesheimer Männerchöre zuvor "Land wir kommen und wir gehen" und "Aus der Traube in die Tonne" angestimmt. "Was könnte besser passen", fragte Riehl.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung