Schriesheim im Bild 2023

23.09.2009

Jetzt fehlt nur noch der eigene Weinberg

Jetzt fehlt nur noch der eigene Weinberg

Schriesheim. Kindheitserinnerungen, Lebensgefühl und die Liebe zur Heimat: Mit Weinkönigin Katharina Rufer bei der Dornfelder-Lese...

Von Carsten Blaue.

Ihre schönen Schuhe hat sie gestern gegen bunt gestreifte Gummistiefel eingetauscht, ihr hoheitliches Dirndl gegen Jeans und Pullover. Es ist Zeit für die Dornfelder-Lese, und da lacht das Herz auch bei Weinkönigin Katharina Rufer. Im 20 Ar großen Wingert ihres Großvaters Ludwig Mildenberger im Gewann Kehlacker greift sie gestern zur Rebschere und hilft beim Herbsten. Das frühere Aufstehen fällt ihr nicht schwer. Sie genießt die Stunden im Weinberg und die ganz besondere Stimmung, die während der Weinlese herrscht.

"Hier in dieser Landschaft zu arbeiten, macht einfach Spaß", sagt sie. Natürlich gehört auch das zünftige Winzervesper dazu, bei dessen Vorbereitung die Weinkönigin ebenfalls hilft in diesen Tagen. Noch heute fährt sie gerne auf dem Traktor ihres Opas mit zur Kelterhalle, um die Trauben abzugeben: "Das Leben und Treiben, das hier herrscht, ist einfach toll." Und dazu kommt dieser ganz besondere Duft aus frischen Trauben und Most, der in den nächsten Wochen über dem Dossenheimer Weg schwebt.

Für Schriesemer ist die Arbeit im Weinberg und vor allem auch die Zeit der Weinlese mehr als ein Stück Tradition oder lokale Kultur. Es ist ein von der Natur gegebener Lebensbestandteil. Bei Katharina Rufer ist das nicht anders. Früher stand oft genug die Schule vor dem Helfen bei der Ernte. Wenn, dann ging sie samstags mit raus oder eben in den Herbstferien – "oder mittags nach dem Essen."

Inzwischen studiert die 20-Jährige bekanntlich Medien- und Kommunikationswirtschaft an der BA Ravensburg. Und wenn sie daran denkt, dass ihr Studienalltag mit Klausuren und allem, was dazugehört, schon nächste Woche weitergeht, dann vernimmt man von ihr schon ein kleines Seufzen: "Ich fühle mich gerade so wohl hier." Also lässt sie sich die Stunden im Weinberg auch nicht nehmen – Projektarbeit hin oder her, die sie in zwei Wochen abgeben muss. Es sei für sie schon ein "Riesenschritt" gewesen, nach Ravensburg zu gehen. Zu sehr hängt Katharina Rufer an ihrer Heimat, in die sie nach dem Studium auf jeden Fall zurückkehren wird: "Ja, dann will ich wieder heim", sagt sie.

Die Weinkönigin selbst ist es, die gestern daran erinnert, dass ihre Amtszeit schon bald vorbei ist. Bis März ist es doch noch lange hin, denkt man sich. Klar habe sie noch einige Termine, sagt Katharina. Aber sie gibt gleichzeitig zu bedenken: "Das Bergsträßer Winzerfest Anfang Oktober in Lützelsachsen ist schon das letzte wichtige Fest." Auch die Herbstversammlung der Winzergenossenschaft sei kürzlich ihre letzte gewesen: "Und der Gedanke daran tut schon weh". Es sei denn, sie wird bald Mitglied in der Genossenschaft: "Und ich überlege mir schon, wie ich das anstelle", lächelt Katharina. Das Problem: "Man braucht einen eigenen Weinberg." Das sollte in einer Familie von so langer Winzertradition – auch ihr Großvater von der väterlichen Seite, Fritz Rufer, war ein bekannter Winzer – eigentlich das kleinste Übel sein. Aber Ludwig Mildenberger gibt sich, auf dieses Thema angesprochen, noch etwas reserviert: "Irgendwann bekommt sie einen."

Und dann wird es sicher auch etwas mit dem "Bulldog-Führerschein". Den hat Katharina Rufer "noch" nicht, wie sie betont. Keine Frage: Diese Weinkönigin wird dem Weinbau erhalten bleiben. Auch über ihre Amtszeit hinaus.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung