Schriesheim im Bild 2023

24.09.2009

Höfer entging einer möglichen Abstimmungsniederlage

Schriesheim. Zukunft der maroden Obdachlosenunterkünfte offen bis zum 21. Oktober – Gemeinderat vertagte Entscheidung über Neubau.

Von Carsten Blaue.

Der Gemeinderat hat die Entscheidung über die Zukunft der maroden Obdachlosenunterkünfte bis zur nächsten Sitzung vertagt. Die Verwaltung hatte den Neubau von fünf oder sechs Wohneinheiten am heutigen Standort im Wiesenweg vorgeschlagen (für 320000 Euro). Mögliche zweite Variante wäre eine Errichtung der Notunterkünfte am Ladenburger Fußweg gewesen (für teurere 395000 Euro und auf einem Boden, den man erst von Altlasten wie Arsen hätte befreien müssen).

Bürgermeister Hansjörg Höfer konnte eine mögliche knappe Niederlage in der Abstimmung abwenden. Hatte er zuvor vom Bau fester, solider Häuser gesprochen, zeigte er sich nach der ersten Aussprache zur Installation "mobiler" Unterkünfte bereit. So sei der Wohnraum für die Betroffenen zwar weiterhin angemessen, der Standort jedoch nicht endgültig festgelegt: "Und wir können ohne Druck weitersuchen", sagte Höfer. Und zwar nach dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten durch die Miete von Wohnungen oder Häusern außerhalb des Sportzentrums. Dieses hält der Gemeinderat nämlich nach wie vor nicht für die ideale Lage. Höfer sagte, wenn temporäre Bauten die Brücke seien für die Skeptiker, dann könne er das mittragen.

Über diese Brücke gehen wollte das Gremium dann aber nicht ohne weiteres. Dr. Wolfgang Metzger (FW) war es, der die Vertagung beantragte. Was mit "Mobilität" der neuen Häuser gemeint sei, solle die Verwaltung lieber erstmal schriftlich definieren. Da nickte auch Siegfried Schlüter (CDU). Aspekte wie Lärmbelästigung könne man da gleich mitklären in der neuen Vorlage. Und auch Wolfgang Renkenberger (FDP) gewährte den Fraktionen gerne Beratungszeit.

"Wir können jetzt abstimmen", unterstrich Gisela Reinhard (GL) ihre Ablehnung. Denn die "Nutzungskonflikte" im Sportzentrum zwischen Bewohnern in den Sozialunterkünften, Jugendlichen auf dem Push-Areal und Tennisspielern des TC Schriesheim würden bleiben – ob die neuen Unterbringungsmöglichkeiten nun auf Zeit oder massiv gebaut würden. "Keinen Erkenntnisgewinn" durch eine Vertagung sah auch SPD-Fraktionschef Hans-Jürgen Krieger. Die elf Stimmen von Grünen und Genossen reichten aber nicht, um die Vertagung zu stoppen.

"Wir wollen vorankommen", hatte Anselm Löweneck zunächst die Zustimmung der CDU zur Wiesenweg-Variante signalisiert. Die Idee der dezentralen Unterbringung sei nur "schöne Theorie". "Wir sind in Zugzwang", sah auch FW-Sprecher Heinz Kimmel für die Mehrheit seiner Fraktion erst keine Alternative zur Vorlage. "Jeder weiß aber: Da unten ist nicht der richtige Standort", hielt Krieger von Anfang an dagegen. "Aber wenn wir jetzt nicht zustimmen, dann saniert die Verwaltung die ’Hollandhäuser’. Das will keiner", erwiderte Renkenberger. "Und der TC Schriesheim würde keinen neuen Platz bekommen. Also ist die Vorlage das kleinere Übel. So muss der Push-Verein kein Gelände abgeben, und der Tennisclub kann wenigstens einen neuen Court bauen", so der FDP-Stadtrat.

Die Entscheidung über die Zukunft der Sozialunterkünfte fällt nun erst in der Sitzung am 21. Oktober. An diesem Tag wird Peter Hartmann übrigens 95 Jahre alt. Auch gestern verfolgte der Ehrenbürger die Aussprachen im Rathaus.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung