Schriesheim im Bild 2023

30.09.2009

„Bisher war alles für den Papierkorb"

Schriesheim. Peter Appel reagierte im Bauausschuss zornig auf die Zurückstellung des Bauantrags für die Teil-Bebauung des Forschner-Areals.

Von Carsten Blaue.

Für über die Hälfte der 19 Wohnungen habe er schon feste Reservierungen, sagte Peter Appel Ende August. Und baurechtlich, so dachte er, gebe es auch keine Probleme mit der Planung für den L-förmigen Gebäudekomplex auf dem südlichen Teil des Forschner-Areals an der Bahnhofstraße: "Wir haben uns an die Vorgaben des Bebauungsplans ’Schillerstraße / B3’ gehalten", sagte der Vermarkter der Wohnungen vor etwa einem Monat. Also rechnete er am Montagabend im Bauausschuss mit einer klaren Mehrheit für den Bauantrag der ABM Projektentwicklung Schriesheim GmbH, die er vertritt. Aber, wie gemeldet, kam es anders.

Der Bauausschuss störte sich nach einer Ortsbegehung daran, dass nur der geringste Teil des Baukörpers direkt an der Bahnhofstraße gebaut würde. Im wesentlichen sei das Haus knapp 20 Meter zurückversetzt und grenze nicht direkt an die Straße an. Obwohl der Bebauungsplan eine Baulinie direkt an der Bahnhofstraße vorsieht. Später soll sich diese nämlich städtebaulich erst zu einem geplanten öffentlichen Platz hin öffnen, der im Westen quasi am Übergang zum Gelände des OEG-Bahnhofs angelegt werden soll. Durch die Pläne von ABM gäbe es schon vorher eine Art offene "Platzsituation" östlich davon. Die Ausschussmitglieder sahen hier jedenfalls Klärungsbedarf durch die Baurechtsbehörde beim Landratsamt und stellten ihre Entscheidung solange zurück, bis die Bewertung der Sache aus Heidelberg da ist. Und Appel? Der fiel aus allen Wolken und meldete sich in der "Fragestunde" der Bürger zu Wort.

"Seit drei Jahren planen wir jetzt für dieses Grundstück, und bisher war alles für den Papierkorb", sagte Appel. Er unterstrich auch vor dem Ausschuss, dass man sich bei der Planung des Gebäudekomplexes an die Vorgaben des Bebauungsplans gehalten habe: "Außerdem habe ich die Planung mehrmals im Vorfeld mit der Verwaltung abgesprochen." Nie habe es eine Beanstandung oder einen Hinweis auf mögliche Probleme gegeben.

Laut Plänen sollen die beiden Gebäude jeweils drei Vollgeschosse sowie ein Dachgeschoss mit Penthouse-Wohnungen haben. Die Flachdächer würden begrünt und mit Solaranlagen für warmes Wasser ausgestattet. Die Wohnungen im Erdgeschoss sollen Gartenanteile haben. Die Fahrstühle in den Treppenhäusern sorgen für den bequemen Zugang der oberen Stockwerke. Alle Wohnungen würden möglichst barrierefrei ausgestattet, das heißt zum Beispiel mit breiten Türen, bodentiefen Duschen oder schwellenfreien Zugängen auf die Balkone und Terrassen. Fliesen- und Parkettböden sollten die Hochwertigkeit der Immobilien unterstreichen.

Die Wohnfläche beträgt laut Planung rund 1800 Quadratmeter, wobei die einzelnen Wohnungen zwischen 50 und 160 Quadratmeter groß wären. Schlüsselfertig soll der Quadratmeter etwa 2500 Euro kosten. Appel sagte damals bei der Vorstellung der Pläne, dass die Bauarbeiten sofort nach der Baugenehmigung beginnen könnten. Danach brauche man wohl zwölf Monate, bis alles fertig ist.

Stichwort Verkehr und Parken: Insgesamt sind 34 Stellplätze eingeplant, davon zehn direkt an der Bahnhofstraße. Von hier aus sollten auch die 20 Parkplätze in der Tiefgarage erreichbar sein.

Und jetzt die Verschiebung der Entscheidung: "Was bedeutet das alles", wollte Appel wissen. Er fragte die Ausschussmitglieder, wie er denn sonst planen und wie man das Gelände anders bebauen solle, als nach der vorliegenden Planung. Zumal es zahlreiche Beschränkungen gebe, wie etwa bezüglich der Zufahrt. Appel verwies darauf, dass bereits viel Geld für Pläne ausgegeben worden sei, die allesamt nicht zum Zuge kamen. Nun sei er gespannt, was die Baurechtsbehörde dazu sage, gab sich Appel mit Galgenhumor.

Gestern wollte Stadtbaumeisterin Astrid Fath zu dem Vorgang keine Stellung nehmen. Auch wollte sie nicht bewerten, ob die Planung tatsächlich konform gehe mit dem Bebauungsplan. Sie sagte aber, dass man das Ganze jetzt "nicht schleifen" lasse: "Das können wir Herrn Appel nicht antun." Die in den Unterlagen beantragte Überschreitung der südlichen Baulinie um einen Meter sah sie als unproblematisch an. Das dürfte Appel allerdings wenig trösten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung