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13.10.2009

Volksbank hat die Zeichen der Zeit erkannt

Volksbank hat die Zeichen der Zeit erkannt

Bankvorstand Friedrich Ewald und der neue Regionalmarktleiter Jürgen Seib übergaben am Sonntag die 1000-Euro-Spende an Bürgermeister Hansjörg Höfer. Foto: Dorn



Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Die Volksbank Kurpfalz H+G Bank hat einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass das historische Uhrwerk des Alten Rathauses saniert und datiert werden kann. Am Sonntag übergab Bankvorstand Friedrich Ewald an Bürgermeister Hansjörg Höfer eine Spende in Höhe von 1000 Euro. "Das ist ein für die Allgemeinheit wichtiges und interessantes Projekt. Wir freuen uns, dass wir einen Beitrag dazu leisten können, das Alter des Uhrwerks zu bestimmen und es wieder instand zu setzen", sagte Ewald. Das Uhrwerk sei ein Kleinod und ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte. "Der RNZ danke ich dafür, dass sie uns auf das Thema aufmerksam gemacht hat", so der Bankvorstand. Auch Höfer freute sich über die Spende.

Die Stadt hatte im vergangenen Jahr keine Möglichkeit gesehen, das Uhrwerk mit eigenen Mitteln restaurieren und datieren zu lassen. Auf den historischen Wert des Unikats hatte seinerzeit der Schriesheimer Chronometrieexperte Klaus Schlaefer gemeinsam mit dem ehemaligen Stadtarchivar Dr. Hans Jörg Schmidt hingewiesen. Architektonische und technische Merkmale an der Konstruktion deuten auf eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hin. Historische Schriftquellen, die das bestätigen, sind jedoch nicht bekannt.

Schlaefer schlug eine dendrochronologische Altersbestimmung der Holzelemente sowie eine Sanierung des Uhrwerks vor, Kostenpunkt rund 3500 Euro. Auch Schmidt machte sich dafür stark, um das technische Schmuckstück später der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Fragte sich nur, woher das Geld kommen soll. Die RNZ startete beim Mathaisemarkt eine Spendenaktion, jetzt steuerte die Volksbank Kurpfalz H+G Bank einen wesentlichen Teil zur Finanzierung bei. Gut 1000 Euro fehlen jedoch noch. Spenden sind also willkommen.

Es kam jedoch schon so viel Geld zusammen, dass Klaus Schlaefer von der Stadt Mitte des Jahres mit der Datierung beauftragt werden konnte. Dafür arbeitet Schlaefer mit dem Institut für Botanik der Universität Hohenheim zusammen. Einer der führenden Restauratoren für alte Uhrwerke ist der Österreicher Wolfgang Komzak. Als dieser von Schriesheims Turmuhrwerk hörte, wurde er sofort hellhörig. Damit das Kleinod nicht länger im Bauhof vor sich hin rosten muss, holte es Komzak kürzlich ab und brachte es in seine Werkstätten in Aschau im Burgenland. Hier soll es einem größeren Sanierungsprogramm unterzogen werden. Dazu erklärte sich Komzak auch ohne abschließend gesicherte Finanzierung bereit. Er übernahm damit ein gewisses Risiko. Das ist ihm die Sache aber wert. Er ist nicht nur vom Alter des Uhrwerks, sondern auch von dessen historischem Wert überzeugt.

Gleichwohl verlieren sich die Schriftquellen im Jahr 1687, als die Stadtväter das Uhrwerk von der kurpfälzischen Kanzlei in Mannheim erwarben. Und auch die dendrochronologische Untersuchung alleine ist nur von begrenzter Aussagekraft: Ist das Holz sehr alt, könnte es bereits benutzt in das Uhrwerk eingebaut worden sein. Ist das Holz jung, kann es sich um einen nachträglichen Einbau handeln. Vor allem über die Bauteile und ihre Gestaltung sowie über den Abgleich mit mittelalterlichen Miniaturen wird man das Uhrwerk datieren müssen.

Zumal die Analyse in Hohenheim kaum Aufschluss über das Alter gab. Dafür fehlt es an Jahresringen in den beiden Seiltrommeln des Uhrwerks, die im Labor untersucht wurden. Diese wiesen 20 und 21 Jahresringe auf, nötig sind jedoch 50. Das erläutert der Leiter des Jahresringlabors, Michael Friedrich, in seinem Bericht vom 22. September. Gleichwohl stellte er fest, dass beide Seiltrommeln zeitgleich aus demselben Stamm einer Ulme geschlagen wurden. Sie wurden also in ein und derselben Werkstatt angefertigt. Außerdem ermittelte Friedrich, dass der Baum im Winter geschlagen wurde. Auch der äußere Jahresring, wohl die Waldkante, war in beiden Objekten voll erhalten und fiel in dasselbe Jahr – ein weiteres Indiz für den identischen Stamm.

Doch noch sind nicht alle Möglichkeiten der Datierung über das Holz ausgeschöpft. Friedrich schreibt: "In Abstimmung mit Herrn Schlaefer haben wir von genau definierten Jahresringen einer Trommel einen Holzspan entnommen und für die AMS-Radiokarbondatierung vorbereitet und an das Reiss-Engelhorn-Museum zu Herrn Dr. Kromer nach Mannheim geschickt." Dr. Bernd Kromer leitet an den Reiss-Engelhorn-Museen das Klaus-Tschira-Labor für physikalische Altersbestimmung. Dessen Untersuchung kann das Alter der Holzelemente zumindest soweit einschränken, dass die Chance auf eine spätere, jahrgenaue dendrochronologische Einpassung möglich bleibt.

Info: Konto für Spenden: Bei der Volksbank Kurpfalz H+G Bank, BLZ 670915 00, Konto: 570 209 03, Stichwort: Turmuhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung