Schriesheim im Bild 2023

23.10.2009

An die „Rollator-Generation" denken

Schriesheim. (kaz) Der demografische Wandel ist unaufhaltsam. Weil die Menschen immer älter werden, sollten sich Handel und Gewerbe auf diese wachsende Klientel einstellen. So die Botschaft beim "Demografie-Tag" in Schriesheim. Dort hatte der Bund der Selbstständigen (BDS) zu einem Info-Abend eingeladen. Referent im Hotel "Zur Pfalz" war Nikolaus Teves, Geschäftsführer der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar Odenwald und Koordinator im Lenkungskreis Demografie in der Metropolregion. Er sagte: "Noch sind nur fünf Prozent dessen bekannt, was machbar wäre."

Teves wünschte sich geeigneten Wohnraum für alle Generationen und ermunterte das Architekten- oder Schreinergewerbe dazu, entsprechende Dienstleistungen anzubieten. Etwa den alten-, behinderten- und zugleich kindgerechten Umbau vorhandener Bausubstanz oder den Möbel-Service auch betreffs kleinerer Reparaturen. Gleichwohl war er der Meinung, sogenannte "Mehrgenerationenhäuser", die meist mit kommunaler und staatlicher Förderung entstanden und noch entstehen, hätten sich nicht unbedingt bewährt. In den meisten Fällen lasse sich der Vorsatz, dass sich Ältere um Jüngere kümmerten und umgekehrt, nur ansatzweise verwirklichen.

Dass in vielen Kommunen der Einzelhandel am Ort nach und nach kaputt geht, hielt er für bedenklich. "In ein paar Jahren haben wir da echtes Versorgungsproblem", so seine Prognose. Diese war wiederum mit dem Aufruf verbunden, Einzelhändler sollten schon jetzt an einem besonderen Service-Angebot für ältere Menschen arbeiten. Außerdem verwies er auf die Möglichkeit der kostenlosen Zertifizierung durch die Handwerkskammer. Kürzlich wurden seiner Schilderung nach sämtliche Mitglieder eines Gewerbevereins in einem Ort bei Darmstadt "durchqualifiziert".

Die "Barrierefreiheit" war ebenfalls Thema von Teves’ Vortrag. Demnach erschwerten nicht nur physische Hindernisse den Alltag. Wer zu wenig darüber weiß, was möglich ist und wie Alltagshilfen zu finanzieren sind, sei schon im Nachteil. Laut Teves wurden in den letzten Monaten etwa 200 Handwerker darin geschult, welche Hilfsangebote sie älteren oder behinderten Menschen geben könnten. Er sagte auch, es sei angebracht, Personen mit Rollator künftig mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Gehhilfe sei in der Öffentlichkeit immer stärker präsent. Teves meinte sogar, es sei nötig, Fahrpläne neu zu gestalten. Damit Passagiere, die auch den Rollator angewiesen seien, mehr Zeit zum Ein- und Aussteigen hätten. In der Vorstellungsrunde in der Veranstaltung meldete sich unter anderem ein gelernter Schneider zu Wort.

Wie er sagte, könnte auch das "Umschneidern" von Kleidungsstücken ein Markt werden. Demnach wäre wohl manche Seniorin froh, in großen Mantel- oder Jackentaschen möglichst viel am Leib tragen zu können, weil die Handtasche am Rollator doch eher lästig sei. Manchmal helfen auch einfachste Hilfestellungen.

So berichtete Nikolaus Teves von einer Bäckerei im Neckar-Odenwald-Kreis, bei der man mittels "Klopfring" am Schaufenster Hilfe beim Treppensteigen zum Geschäft anfordern kann. Zum Thema "Demografischer Wandel und Barrierefreiheit" bietet die Handwerkskammer bereits seit Jahresbeginn eine eintägige Schulung an. Dies gegen eine Teilnahmegebühr von 190 Euro. Die letzte findet am Freitag, 20. November, zwischen 9 und 16 Uhr in Mannheim statt. Telefonische Anfragen unter 0621/180020, per E-Mail unter info@hwk-mannheim.de, im Internet unter www.hwk-mannheim.de. Ein ehrenamtlicher Service von Handwerksbetrieben, Architekten und Wohnberatern ist außerdem die mobile Wohnberatung, die alle Generationen in Anspruch nehmen können. Hier ist Nikolaus Teves unter der Telefonnummer 06201/18002155 Ansprechpartner. Infos auch auf der Homepage der Handwerkskammer.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung