Schriesheim im Bild 2023

03.11.2009

Reste eines früheren Holzbauwerks gefunden

Reste eines früheren Holzbauwerks gefunden

Die römischen Fundamente sind abgetragen. Jetzt kommen die Bagger. Foto: Dorn





Von Carsten Blaue,

Schriesheim. Die Archäologen der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen ("rem") brachten die Fundamente eines repräsentativen Gebäudes an der Baustelle der Branichtunnelzufahrt zu Tage – und damit ein bedeutendes Stück römischer Siedlungsgeschichte in Schriesheim (wir berichteten mehrfach). Viele Jahrhunderte verbarg sich das historische Geheimnis nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche unweit des Autobahnzubringers. Nur gut zwei Wochen war es jetzt noch einmal sichtbar. Diese Reste des römischen Gutshofs, der im 18. Jahrhundert erstmals im Gewann Schanz gesichert, aber falsch gedeutet und schließlich Anfang der 1970er Jahre richtig interpretiert wurde, weichen nun für immer. Die Funde sind abgetragen. Jetzt kamen die Baumaschinen und planierten alles für den Straßenbau.

Wie zum Trotz gab die Grabungsstelle zum Schluss noch weitere Funde preis, wie der Grabungsleiter der Abteilung Archäologische Denkmalpflege und Sammlungen, Dr. Klaus Wirth, gestern mitteilte. In der Schuttschicht innerhalb des Gebäudefundaments fanden die Experten noch einen Fingerring, der jetzt untersucht wird. Viel erstaunlicher scheint jedoch, dass die Archäologen unter dem Fundament des Steingebäudes, dessen untere beiden Lagen vermörtelt waren, noch die Reste eines früheren Holzbauwerks gefunden haben: "Damit haben wir jetzt insgesamt fünf Bauphasen an dieser Stelle nachgewiesen", sagte Wirth. Außerdem fanden er und sein Team, das in Schriesheim ehrenamtlich im Auftrag des Regierungspräsidiums arbeitete, noch Holzpfosten, die bis zu 80 Zentimeter tief unter die Sohle des Fundaments reichten: "Entweder waren das tragende Elemente für das Dach oder für eine hölzerne Innenkonstruktion. Wir suchten bis zum Schluss nach den Pfostenlöchern", so Wirth. Der Grabungsleiter ließ mit einer weiteren Erkenntnis aufhorchen. Ursprünglich hatte er gedacht, im Nordwesten des Areals auf einen Graben gestoßen zu sein, der auf Überschwemmungsereignisse in der Zeit nach dem Abzug der Römer hindeutete. Aber: "Der Graben war ein Brunnen mit Sickerloch. Wir haben die Stelle auf gut drei Meter abtiefen lassen und fanden die Brunnenröhre."

Zwei Brunnen im Gelände einer "villa rustica" seien durchaus nichts ungewöhnliches gewesen, sagte Wirth. Erich Gropengießer hatte schon 1970/71 einen Brunnen der "villa schanz" entdeckt, diesen jedoch nicht ganz ausgegraben. Vollständig gesichert wurde damals vor dem Bau des Autobahnzubringers nur der Keller, der heute im Rathaus zu besichtigen ist. Von der diesjährigen Grabung wurde wenigstens die Eingangsschwelle des Gebäudes geborgen, um sie künftig auszustellen. Eine gute Idee der Stadt, zumal das Interesse der Bevölkerung an der Grabung der "rem"-Archäologen in den vergangenen zwei Wochen immer größer wurde. Dazu sagte Wirth: "Am Wochenende waren bestimmt 150 Leute da, die sich alles angeschaut haben und sich von uns informieren ließen." Sie alle wollten die Römer-Funde nochmal sehen, bevor sie der neuen L 536 Platz machten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung