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05.11.2009

„Intelligente" Prothesen und die Bewegungen der Rochen

„Intelligente" Prothesen und die Bewegungen der Rochen

Henriette Gruber und Orfeas Dintsis informierten die Zehntklässler des HSG. Foto: Dorn




Von Stephanie Kuntermann.

Schriesheim. Ist der hübsche Jüngling auf dem Foto Banker, Jurist oder Informatiker? Arbeitet der rustikal gekleidete ältere Herr in der Immobilienbranche oder als Architekt? Diese Fragen stellten sich die Zehntklässler des Heinrich-Sigmund-Gymnasiums (HSG) beim Betrachten verschiedener Bilder, denen sie die Berufe der Abgebildeten zuordnen sollten. Sowohl der smarte Anzugträger als auch der unscheinbare Herr arbeiten in sogenannten "MINT"-Berufen. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das etwas dröge Image, das diesen Berufsgruppen oft anhaftet, wollten Henriette Gruber und Orfeas Dintsis gerade rücken.

Die beiden Doktoranden der Biologie sind im Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg an Gymnasien und Realschulen mit dem Programm "Coaching for Future" unterwegs, das über MINT-Berufe informiert. In kurzen Filmsequenzen, in Bildern und Stichworten wurde kurzweilig erklärt, an welchen neuen Erfindungen Wissenschaftler derzeit arbeiten. Im Bereich Technologie schaut man sich besonders effektive Bewegungsabläufe von Rochen ab und versucht sie technisch umzusetzen, in der Medizin wird derzeit an "intelligenten" Prothesen gearbeitet. Zurück zum Bild des Anzugträgers. Die Zehntklässler erfuhren, dass er Informatiker ist und damit gar nicht dem gängigen Klischee des Knaben mit dem fettigen Haar und der ungesunden Gesichtsfarbe entsprach.

Sie erfuhren außerdem, dass Informatiker an der Entwicklung künstlicher Arme beteiligt sind, die auf die Impulse von Nervenenden reagieren und bald in der Lage sein sollen, komplizierte Bewegungsabläufe wie Schreiben und Zähneputzen zu bewältigen. Am Beispiel eines Mannes, der durch einen Unfall beide Arme verlor, wurde die Bedeutung solcher Erfindungen deutlich. "Es geht uns darum, den Schülern Zukunftsperspektiven zu eröffnen und ihnen zu zeigen, was man mit den MINT-Berufen alles machen kann", erklärte Daniel Metzger.

Der Klassenlehrer der 10 a initiierte die ungewöhnliche Unterrichtsstunde, die auch auf die Berufspraktika im kommenden Februar einstimmen soll. Hier geht es allerdings nicht nur um MINT-Berufe, haben die Schüler doch Praktikumsstellen bei Architekten, Chemie- und Baufirmen, im Nobelhotel oder bei Polizei und Bundeswehr. "’Coaching for Future’ informiert aber auch ganz konkret, wo man welches MINT-Fach studieren kann", bemerkte Metzger.

Auf die Frage, welches Fach zu einem passt, sucht ein Fragebogen eine Antwort. Das Programm wirft verschiedene Vorschläge aus und bietet dazu auch gleich die passenden Hochschulen und Praktikumsstellen an. 200 Hochschulen und Betriebe sind verzeichnet. Schüler können mit einem eigenen Bewerberprofil auch selbst Firmenkontakte knüpfen.

Besonders interessant für die Jugendlichen war der Bereich Schönheit und Kosmetik. Verblüffend war hier, wie mit Hilfe von lichtreflektierendem Make-up aus unscheinbaren Alltagsgesichtern strahlende TV-Schönheiten werden.

Begeisterung rief im Bereich "Lifestyle" auch eine tragbare Video-Brille hervor, die nur zwei Zentimeter vor dem Auge scharfe Bilder erzeugt. "Haltet mal euren Finger zwei Zentimeter vor die Augen. Ihr merkt, dass man auf diese Distanz normalerweise nicht scharf sehen kann", erklärte Dintsis. Mit dem guten, derzeit noch 350 Euro teuren Stück lassen sich Filme auf dem iPod mit der Illusion einer Kinoleinwand betrachten. Zum Schluss durften die Schüler diesen Effekt selbst ausprobieren und fanden, dass daran nun wirklich nichts dröge war.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung