Schriesheim im Bild 2023

05.08.2003

Ein Abend, der alle Sinne belebte

Vier-Gänge-Menü bei Kerzenschein, Kabarett und "ein Mann am Klavier": Gourmetabend der IEWS ließ nichts zu wünschen übrig

Von Anke Ziegler

Schriesheim. Welch ein Abend! Da hat sich die IEWS glatt selbst übertroffen. Das Waldschwimmbad ist nun nicht mehr nur das einzige Bad im ganzen Land, das von einem Verein geleitet wird, sondern der Verein ist wohl auch der einzige, der solch einen einmaligen kulinarischen Kabarettabend am beleuchteten Wasser bieten kann. So geschehen am Sonntag.

Und das mit großartigem Engagement der Vereinsmitglieder und durch besondere Unterstützung der Künstler und Köche. Sternekoch Jürgen Schneider vom Strahlenberger Hof zauberte mit vier weiteren Köchen und einem zehnköpfigen professionellen Team für gut 150 Gäste ein außergewöhnliches Vier-Gänge-Menue. Das wurde bereichert von ausgesuchten Weinen, gespendet von Schriesheimer Winzern, war amüsant eingebettet in drei "Takes" des Mannheimer Mundartprofessors Hans-Peter Schwöbel und untermalt von "Rock-Express"-Gitarrist Ralf Gabe, der sich allerdings am Klavier und von seiner klassischen Seite zeigte.

Alle fühlten sich wohl, sowohl die Gäste als auch die Veranstalter. Was Roland Hepp bestätigte, der diesen Abend gemeinsam mit Schneider ausgeheckt hatte. Die Sonntagsbadegäste verließen gegen 18 Uhr das Bad, schon um 19 Uhr standen die Gourmets vor der Tür. In nur einer Stunde wurden Bühne und Zelt aufgebaut, die langen Tafeln festlich gedeckt und das Essen vorbereitet. Schneider und sein Team hatten bereits zwei Tage zuvor mit den Vorbereitungen begonnen und das Menue den örtlichen Gegebenheiten entsprechend zusammengestellt.

Zunächst gab es Sekt und Häppchen, die auf der Wiese eingenommen wurden. Bei Tisch eröffnete Gabe den Abend mit den Brandenburgischen Konzerten. Die Winzergenossenschaft reichte einen trockenen 2002er Rittersberg Weißburgunder Kabinett, das Weingut Müller einen Grauburgunder Spätlese, 2002er Kuhberg, und vom Weingut Wehweck kam ein 2002er Kuhberg Riesling Kabinett. Alle drei Weißweine passten hervorragend zu den Vorspeisen. Der erste Gang war eine Tomatenterrine mit Krustentiertartar - ein Gericht, das nach Sommer pur schmeckte. Die südländisch gewürzten Tomaten waren von gelben Zucchinistreifen ummantelt, und das Tartar aus Krabben und anderen Meeresfrüchten weckte mediterrane Gefühle. So blieb es auch beim zweiten Gang, einer erfrischenden, geeisten Kürbissuppe mit Lachsschnitzel. Mit Curry verfeinert und mit zerhackten Pistazien dekoriert, war dieses Gericht nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch für die Augen.

Ein zartes Rinderfilet mit Aromaten folgte. Neben dem Filet waren Scheiben von Kartoffel, Zucchini, Paprika und Aubergine angelegt. Die Rotweine zum Hauptgericht: Der 2001er Lemberger vom Weingut Georg Bielig und der 2002er Kuhberg St. Laurent vom Weingut Majer. Ein Gedicht! Den gaumenfreudigen Abschluss brachten saftige Pfirsichhälften mit Karamell und Safranparfait, dazu ein Dessertwein der Winzergenossenschaft - ein 2001er Kuhberg Gewürtztraminer. Abschließend gereicht wurde ein Weintrester aus Gewürztraminer, ein Mirabelle- oder Williamsschnaps aus dem Hause Jäck.

Nicht nur kulinarisch war der Abend ein Genuss, auch das Unterhaltungsprogramm war köstlich. Angenehme Atmosphäre erzeugte Ralf Gabe mit Stücken wie Mozarts "Kleiner Nachtmusik". Schwöbel sorgte für Heiterkeit zwischen den Gängen.

"Damit hat Mehdorn die Hosen heruntergelassen, und jetzt sieht man sein wahres Gesicht": Schwöbel wollte sich gar nicht mehr beruhigen über diese Replik des Politikers Max Nagel im Zuge des Mehdorn'schen Milchkannenvergleichs. Der Professor machte sich über die Bahn und den "Zwoggl" Mehdorn her, bastelte für ihn sogar eine kleine "Milchkanne" und machte sich seine ganz eigenen Gedanken über die Zukunft der ICE-Knoten. Der Lokalität angepasst, verausgabte sich Schwöbel an typisch männlichen und weiblichen Schwimmgewohnheiten. Da kam so manchem doch einiges bekannt vor aus der eigenen Praxis. Die Kernaussagen: Das "Alpha"-Männchen hat nur die schwarze Linie im Visier und räumt weg, was sich ihm in den Weg stellt. Die Weibchen machen aus dem Schwimmen ein Kaffeekränzchen - ohne die Frisur zu ruinieren. Schließlich widmete sich Schwöbel der Wahrung des Dialekts. So tun dem Kurpfälzer nicht nur die "Bee weh", sondern auch schon mal die "Fies". Mundartgedichte Hans Glücksteins ergänzten den Wohlklang des Idioms, und Schwöbel schloss die Liebeserklärung an seine Heimatsprache mit seinem "Kurpfalzblues".

Vor Freude über den wahrlich gelungenen Abend sprangen gegen Mitternacht noch Wolfgang Amann und Winzergenossenschafts-Geschäftsführer Harald Weiss vollbekleidet ins kühle Nass. Der Abend war eben in allem einmalig - und sollte unbedingt wiederholt werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung