Schriesheim im Bild 2023

06.08.2003

Er opfert Pausen, um sie anderen zu versüßen

Engagiert, praktisch begabt: Dennis Lerch leitet seit fünf Jahren das Bistro des Heinrich-Sigmund-Gymnasiums - Nächstes Jahr ist aber Schluss

Von Anke Ziegler

Schriesheim. Dennis Lerch ist 19 Jahre alt und kommt jetzt in die 13. Klasse des Heinrich-Sigmund-Gymnasiums. Seit rund sechs Jahren spielt er Handball beim TV Schriesheim und ist dort nicht nur beim Training engagiert. Zu Hause packt er an, wenn die Garage umgebaut werden soll oder neue Türen eingesetzt werden müssen. Dieses Geschick hat ihm sicher auch beim Aus- und Umbau des Schulbistros geholfen. "Schülercafé und Kiosk" leitet er ehrenamtlich seit 1998.

Angefangen hat alles 1995. Die SMV war gerade dabei, das alte Lehrerzimmer in ein Bistro umzubauen. Dennis kam ans Sigmund in die fünfte Klasse und war sofort begeistert von dieser Aktion. "Als die Schülersprecher dann 1998 keine Lust mehr auf die Arbeit hatten, habe ich eben das Bistro übernommen", erzählt der 19-Jährige so, als ob das eine Selbstverständlichkeit sei. Ebenso wie der Umbau des Bistros vor zwei Jahren, bei dem Dennis die Wände neu strich, die eine Theke umgestaltete, eine zweite einbaute und dafür ein paar Tage seiner Sommerferien geopfert hat. Klar hatte er Helfer, doch die ganzen Arbeiten schienen nebenbei zu gehen, wenn man Dennis so zuhört. Das Bistro hat inzwischen eine Tiefkühltruhe, Kühlschrank, Stühle und Tische, eine Mikrowelle, zwei Theken, Regale und Schränke. Eben alles, was in einem Bistro so benötigt wird.

"Eine Kaffeemaschine gab es auch einmal, aber Kaffe wurde nicht viel getrunken". Dafür gibt es Schokodrinks, Eis, Süßigkeiten von Schokoriegel bis Gummibärchen, Fertig-Currywürste, 5-Minuten-Terinen und vieles mehr. Kaltgetränke gibt es am Automaten nebenan, um deren Nachfüllung und Bestellung sich Dennis in den Pausen und Freistunden auch noch kümmert. Alle zwei Wochen geht er für das Bistro einkaufen. "Ich schnappe mir unseren Vetrauenslehrer, der einen Schlüssel zum Schulbus hat und dann fahren wir zum Großmarkt", so Dennis. Anfangs habe er immer etwas mehr gekauft, weil er nicht wusste, ob es reicht, doch mit der Zeit bekommt man heraus, was so gebraucht wird. Häufig kauft er nach seinem Geschmack, aber ab und zu geht er auch auf Vorschläge ein, nimmt einen Teamkollegen als Berater mit oder probiert etwas, was er selbst nicht essen würde. Dennis druckt außerdem Preislisten, zeichnet Angebote aus und erstellt "Dienstpläne". Zehn Leute sind im Team für das Bistro.

Sie stellen sich in den beiden großen Pausen von 10.25 Uhr bis 10.45 Uhr und von 13.10 Uhr bis 13.45 Uhr hinter die Theke und verkaufen. Dennis selbst steht dort rund einmal die Woche, doch ist er auch sonst häufig da, schaut, ob alles läuft und ob etwas fehlt . Oder er springt im Verkaufsdienst ein. "Es kommt schon vor, dass jemand seine Schicht vergisst, keine Lust hat oder nicht richtig aufräumt."

Daher muss der Schüler seinen Kollegen gelegentlich ein wenig auf die Füße treten, schon allein, weil er den Ärger abbekommt, wenn etwas schief läuft. Er hat schließlich die Verantwortung. "Alle Vierteljahre treffen wir uns und besprechen, was besser oder anders laufen sollte", erzählt er.

Sonderaktionen sind im Bistro ebenfalls geboten, bedeuten für Dennis aber extra Arbeit. So gibt es an Ostern Überraschungseier, im Sommer besondere Eissorten, an Weihnachten gab es einen "X-mas sending day" und an Valentinstag einen "Rose sending day", an denen die Schüler Karten für Freunde an der Schule ausfüllen konnten, die dann durch Hilfe des Bistroteams an die jeweilige Person überreicht wurden. Auch bei der Filmnacht in der Turnhalle war das Bistro geöffnet und beim Tag der offenen Tür wurde ausgeschenkt. "Dafür habe ich fast zu viel ausgegeben", gesteht Dennis, denn das Geld, um Essen und Getränke zu kaufen, erwirtschaftet das Bistro durch den Verkauf. "Wir kommen meist Null auf Null heraus", versichert der Bistroleiter.

"Jugend auf Zack"

Wenn doch einmal etwas übrig ist, geht das Team davon gemeinsam schön Essen. Das haben sie sich auch verdient, allen voran Dennis, der zusätzlich am Wochenende Handballspiele hat und für den Verein auch Thekendienste macht. Mediator war er auch einige Zeit am Sigmund-Gymnasium, doch das wurde dann sogar so einem wie Dennis zu viel.

Ihm macht die Arbeit einfach Spaß und "ich kenne dadurch so viele Leute, mit denen ich gerne zusammen bin", freut sich der Schüler. Noch ein Jahr wird er das Bistro leiten, dann hat er die Schule beendet und ein Nachfolger muss gefunden werden. Das wird sicher nicht einfach. "Ich bin gespannt was in fünf Jahren mit dem Bistro ist. Hoffentlich kümmert sich jemand um die Führung", wünscht sich Dennis.

Er selbst wird beruflich aber wohl eher nicht in die Gastronomie gehen. "Ich habe mal ein Praktikum beim Europäischen Hof gemacht. Das viele Arbeiten abends ist nicht mein Fall".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung