Schriesheim im Bild 2023

10.12.2010

"Ich werbe um Unterstützung aller Parteien"

RNZ

Schriesheim. Finanznöte, Baustellen, Wirtschaftsförderung, Historisches, Zukunftsprojekte und die eigene Zukunft: Im RNZ-Jahresgespräch zieht Bürgermeister Hansjörg Höfer eine Bilanz des Jahres 2010 und kündigt seine erneute Kandidatur im Jahr 2013 an. Die Fragen stellte RNZ-Lokalredakteur Carsten Blaue, die Fotos machte Peter Dorn.

Herr Höfer, ein chinesischer Fluch lautet: "Mögen all' deine Wünsche in Erfüllung gehen." Welche Wünsche sind dieses Jahr für die Stadt in Erfüllung gegangen - und welche nicht?

Wir sind im Jahr 2009 recht gut durch die Wirtschaftskrise gekommen, mussten in diesem Jahr aber kommunale Steuern und Gebühren erhöhen. Ich bin froh, dass der Gemeinderat hier an einem Strang gezogen hat und die Notwendigkeit sah. Das war ein Beispiel dafür, wie der Gemeinderat zugunsten der Zukunft der Stadt handelt und nicht zugunsten seiner parteipolitischen Klientel. Zudem haben die Bürger gespürt, dass sie selbst mehr tun müssen für die Stadt. Ich bekomme gerade hier viel Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Sicher auch durch die Vereine. Was wäre die Stadt ohne sie?

Richtig. Unsere Vereine stehen für ein breites bürgerschaftliches Engagement. Zum Beispiel wäre ein Mathaisemarkt ohne die Vereine so nicht denkbar. Die Vereine sind unsere Kulturträger. Aber langsam muss hier auch die nächste Generation in die Verantwortung geführt werden.

Stichwort Mathaisemarkt. Einbrechender Dienstag, schlechterer Besuch in den Straußwirtschaften, wegbrechende Traditionen wie jetzt die Tabakprämierung: Muss man den Mathaisemarkt nicht in seiner gesamten Struktur überdenken, ihn straffen auf ein verlängertes Wochenende? Oder ist das Fest eine "heilige Kuh"?

Würde man nur an einem Wochenende Mathaisemarkt feiern, hätten wir zum Beispiel keinen Rummel in dieser Form, weil es so für Schausteller unattraktiv wäre. Es würde ein etwas größeres Straßenfest, und damit wird man dem Mathaisemarkt nicht gerecht. In seinen über 400 Jahren hat sich der Mathaisemarkt immer verändert und weiterentwickelt. Was blieb, ist der traditionelle Charakter als Weinfest mit dem Festzug und der Krönung der Weinkönigin. Das ist eine gewachsene Sache. Ich saß nach dem Fest dieses Jahr wie immer mit den Straußwirten zusammen zur Analyse, was besser laufen könnte. Eine Patentlösung habe ich nicht. Nächstes Jahr ist der Mathaisemarkt eine Woche später. Ich hoffe auf besseres Wetter. Andererseits fällt das Fest genau in die Abiturvorbereitungen. Da haben die jungen Leute weniger Zeit.

Und was ist mit "Schriese rockt"? Sie sagten im Marktausschuss, Sie hätten für nächstes Jahr noch keine Idee. Was soll aus dem Abend werden?

Die Zeiten sind vorbei, in denen die Stadt 20 000 Euro für einen Abend in die Hand nehmen konnte. Zugleich sind die Ansprüche des Publikums an so eine Veranstaltung aber gewachsen. Diesen Umbruch müssen wir gestalten. Bisher zeichnet sich nicht ab, dass wir für den Mathaisemarktdienstag nächstes Jahr eine Band engagieren können, die das Festzelt füllt. Ich könnte mir vielleicht eine Kombination aus Band und Radiosender vorstellen.

Auch dieses Jahr entstand der Eindruck, Sie würden den Gemeinderat im Vorfeld von manchen Entscheidungen zu wenig "mitnehmen" und einbeziehen - siehe Mensazeiten oder "Kaiser"-Parkplatz. Warum bereiten Sie solche Themen nicht besser vor?

Das sehe ich anders. Bei den großen Themen wie Steuer- und Gebührenerhöhung, Förderanträge für Sanierungsgebiete wie rund um das OEG-Areal oder Altenbachs Ortsmitte oder etwa die Sanierung der Mehrzweckhalle gab es breite Mehrheiten. Wir haben den Gemeinderat gut mitgenommen. Bei der Mensa gab es von Anfang an die Frage der Notwendigkeit. Die Stimmen meldeten sich jetzt wieder. Fakt ist: Die Schule ist durch die Mensa wettbewerbsfähig. Es war gut, sie zu bauen. Betroffene wie Schüler, Eltern und Lehrer wurden hier zu Beteiligten am Projekt. Dieser Trend nimmt zu und ist so auch gewollt. Sehen Sie etwa die Schulhofgestaltung unten an der Grund- und Werkrealschule. Da nehmen Eltern in Zusammenarbeit mit der Schule und der Stadt Zehntausende Euro aus Spenden und Fördermitteln in die Hand, die sie selbst beschaffen. Oder in den Kindergärten. Dort pflegen Eltern das Grün und renovieren die Räume. Der Gemeinderat hat hier in vielen Fällen nur noch die Richtung vorzugeben.

Sie haben schon Altenbachs Ortsmitte genannt. Sicher, dass die Stadt in die Landesförderung für den ländlichen Raum aufgenommen wird?

Sicher nicht, aber guter Dinge. Ich rechne mit einer Entscheidung im Februar. Wenn wir nicht reinkommen, verbauen wir eben die Spende in Höhe von 200 000 Euro der Familie Plattner. Das ist ja auch etwas.

Wofür Sie sich öffentlich nie bedankt haben.

Habe ich das nicht getan? Das kann daran liegen, dass mir der persönliche Kontakt zur Familie Plattner fehlt. Ich bin aber natürlich sehr dankbar dafür, dass hier ein Bürger so viel Geld in seinen Wohnort investiert.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung