Schriesheim im Bild 2023

21.08.2003

Die Grube ist immer einen Abstieg wert

Schriesheimer Ferienkinder waren zu Gast beim Bergwerksverein und vom Silberfieber gepackt.

Schriesheim. (fr) Rund 25 Kinder fanden sich jetzt zum Ferienspieltermin der Bergwerksbegehung vor der Grube Anna-Elisabeth in Schriesheim ein. 1473 erstmals urkundlich erwähnt, diente die Grube im Mittelalter zum Silberabbau. Später wurde dort Eisenvitriol gewonnen, aus dem Tinte hergestellt werden konnte.

Wilhelm Gassert, der Vorsitzende der Aktivengruppe des Besucherbergwerks und selbst überzeugter Opa, erzählte den Kindern von seinen eigenen Erlebnissen im Bergwerk. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Bergwerk nämlich als Schutzbunker für die Schriesheimer Kinder. Auch Gassert musste öfter in die Stollen flüchten.

Mit Helmen augestattet und einem grellorangenen Cape ummantelt, gingen die Kinder durch das Tor in die Grube. Ihr "Bergführer" Tim Warneke schloss hinter dem letzten Kind ab. Dann wurde es stockdunkel.

Das Besucherbergwerk wurde von den heutigen Betreibern tüchtig ausgebaut. Für ausreichende Beleuchtung sorgen elektrische Lampen. Trotzdem nimmt Warneke eine Taschenlampe hervor, um den Kindern alles genau erklären zu können. Die Kinder, die zuvor noch ungeduldig von einem Fuß auf den anderen tippelten, sind plötzlich ganz ruhig. Sie lauschen den Geschichten und Erklärungen Warnekes, mit denen er die staubtrockenen Informationen ausschmückt.

Als die Sprache auf die Silbermine kommt, sind sie ganz gebannt. "Schau mal" , rufen sie, "Da glitzert noch was. Ist das Silber?". Das Silberfiber packt die kleinen Entdecker und Warneke kann sie nur schwer bremsen. "Die Mine ist längst erschöpft. Was hier noch glitzert ist nur noch Glimmer und Quarz", versucht er sie zu beruhigen.

Durch einen niedrigen Stollen gelangt die Truppe tiefer in den Berg hinein. Es wird immer kälter; in zugigen Böen weht feuchte Luft durch die Schächte. Im mittelalterlichen Teil des Bergwerks, haben die Betreiber zwei Puppen mit authentischer Bergmannskleidung der damaligen Zeit ausgestattet. Warneke reicht einen Hammer und eine kleine Spitzhacke herum, damit die Kinder sich alles besser vorstellen können. Dann lässt er sie schätzen, wie weit ein Bergmann mit diesem Werkzeug in acht Stunden vorwärtskam. Die Kinder sind richtig gut. Ihre Schätzung von einem bis zu drei Zentimeter entsprechen den Tatsachen. So langsam bildet sich in ihren Köpfen ein Bild der damaligen Verhältnisse heraus. Warneke macht ihnen auch klar, dass Bergleute ein schweres Los hatten. Jedes der Kinder kann sich leibhaftig vorstellen, wie schwer die Bedingungen zu der Zeit waren. Über die Tatsache, dass viele unter ihnen damals selbst im Bergwerk geschuftet hätten, staunen sie nicht schlecht. Kinderarbeit in den engen Schächten war nicht unüblich.

Dann beginnt der Aufstieg zu den Weitungen des Eisenvitriolabbaus. Langsam wird die Luft trockener und wärmer. In den Höhlen, die durch den Abbau entstanden sind, erklärt Warneke, wie damals gesprengt wurde. Mit großen Augen staunen die Kinder über den Mut der Bergleute, die ihr Leben riskierten für eine Handvoll Gesteinsstaub.

Nach einer Stunde geht die Führung ihrem Ende zu und die Kinder stürmen hinaus in die Wärme des Tageslichts, wo ihre Eltern schon auf sie warten, um sie abzuholen. Die Grube Anna-Elisabeth ist doch immer wieder einen Abstieg wert.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung