Schriesheim im Bild 2023

29.03.2011

Wacker gewinnt und verliert in Schriesheim

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Gestern, am Tag nach der politischen Zäsur im Land, legt sich die Aufregung langsam. Nach einem spannenden Wahlabend ist es Zeit für die Analyse. Wie hat Schriesheim gewählt?

Auf den ersten Blick mit einem eindeutigen Ergebnis. CDU-Landtagsabgeordneter Georg Wacker erzielte in der Stadt und ihren Ortsteilen 36,16 Prozent – gut sieben Prozentpunkte vor dem Grünen Uli Sckerl, über 14 Prozent vor Gerhard Kleinböck (SPD). Dass Wacker erneut das Direktmandat im Wahlkreis holen würde, hat niemand wirklich bezweifelt. Und auch nicht, dass er in Schriesheim, seiner Heimatstadt, vorne liegen würde. Doch schaut man sich das Schriesheimer Wahlergebnis genauer an, dann offenbart es durchaus Erstaunliches.

Bei den absoluten Stimmen konnte nur Dr. Birgit Arnold (FDP) nicht zulegen. Sie verlor ihr Landtagsmandat und stürzte in ihrem Wohnort Schriesheim um 248 auf 514 Stimmen ab – ein Minus von 5,75 auf 6,41 Prozent. Wacker, Sckerl und Kleinböck gewannen Stimmen hinzu – der eine eben mehr, der andere weniger. So konnte Wacker im Vergleich zur Wahl des Jahres 2006 minimal um 23 Stimmen zulegen (auf 2901). Kleinböck holte für die SPD immerhin 388 Stimmen mehr als Hans Georg Junginger vor fünf Jahren (jetzt: 1768). Und Uli Sckerl erzielte ein absolutes Stimmen-Plus von sage und schreibe 1352 auf 2335. Was sich umso eindeutiger in den Prozentanteilen niederschlägt.

Und da lag Wacker in seiner Einschätzung nicht ganz richtig, dass sein Wahlkreisergebnis den Landestrend widerspiegele. In Baden-Württemberg verlor die CDU 5,2 Prozent, Wacker in seinem Wahlkreis zwischen 6,39 Prozent in Hirschberg und 9,39 Prozent in Schriesheim. Ausgerechnet zu Hause rutschte der Unions-Abgeordnete am deutlichsten ab, der 1996 erstmals in den Landtag einzog. Die SPD blieb in der Weinstadt so gut wie unverändert bei 22,04 Prozent. Die Grünen legten um 13,42 Punkte auf 29,11 Prozent zu und lösten die SPD in Schriesheim als zweitstärkste Kraft ab.

Die Stadt hat insgesamt 23 Wahlbezirke, davon 17 in der Kernstadt, drei in Altenbach, einen in Ursenbach sowie zwei Briefwahlbezirke, die Georg Wacker für sich entscheiden konnte. Auch in Altenbach, das zuletzt noch die Zusage von Landesmitteln für die Neugestaltung der Ortsmitte erhielt, gab der CDU-Abgeordnete keinen Wahlbezirk ab. Ursenbach ging knapp an Gerhard Kleinböck und die SPD. In Schriesheim selbst gewann Wacker die meisten Wahlbezirke, nämlich neun an der Zahl. Uli Sckerl hatte in acht Wahlbezirken die Nase vorne. Gerade in den Wohngebieten westlich der B3, wie etwa in den "Fensenbäumen" oder rund um das Schulzentrum waren die Grünen stark. Auch das Baugebiet "Nord" wählte vor allem Grün. Zudem gewann Sckerl einen Wahlbezirk im Bereich Passein, Schiller- und Theodor-Körner-Straße. Und schließlich die Wahlbeteiligung, die ein Signal für den Wechselwillen war: Genau 72,27 Prozent der 11218 Schriesheimer Wahlberechtigten gingen an die Urnen – das waren 14,66 Prozent mehr Wähler als im Jahr 2006, als 11000 Bürger zur Stimmabgabe aufgerufen waren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung