Schriesheim im Bild 2023

06.04.2011

Mehr Raum für Gäste

Mehr Raum für Gäste

Von Carsten Blaue

Das Naturfreundehaus "Kohlhof" will sein gastronomisches Angebot auch räumlich erweitern – durch eine Umnutzung bestehender Zimmer. Auch für den Außenbereich soll die Konzession künftig gelten. Foto: Dorn

Schriesheim. Der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) war mal wieder flott. In seiner Sitzung am Montag hatte er die neun Tagesordnungspunkte schnell erledigt. Zunächst ging es um zwei Nutzungsänderungen. In beiden Fällen sollen die Gebäude unverändert bleiben.

Also hatte der Bauausschuss nichts dagegen auszusetzen, dass der Verein Orthos seine Kleinkinderbetreuung in der Talstraße 136-138 vom Unter- ins Erdgeschoss verlegt und dafür seine Schulungsräume künftig im UG einrichtet.

Im zweiten Fall ging es um das Naturfreundehaus "Kohlhof", das seine Gaststättenkonzession ausdehnen möchte. Dafür war es nötig, die künftig als Gasträume genutzten Zimmer auszuweisen. In der Aussprache zu diesem Punkt bewies das Gremium durchaus Humor.

Karl Reidinger (CDU) aus Altenbach sagte, das Naturfreundehaus sei beliebt bei Erholungssuchenden und Wanderfreunden. Daher stimme er gerne zu. "Wir freuen uns auch", signalisierte Christian Wolf (GL). "Und wir freuen uns noch mehr", so Altenbachs Ortsvorsteher und Stadtrat Alfred Burkhardt (Freie Wähler). Zumal das Domizil so umweltschonend geführt werde. "Wir freuen uns noch, noch mehr", trieb es Karl-Heinz Schulz (SPD) auf die Spitze, würdigte aber ganz ernsthaft den Sinn der Maßnahme. Zudem betonte er als Verkehrsvereinschef, dass das Naturfreundehaus auch im Schriesheimer Hotel- und Gaststättenführer zu finden sei.

Dem Neubau eines Dreifamilienhauses in der Ladenburger Straße 26 stimmte das Gremium ebenso zu. Ein bestehendes Haus soll hier weichen. Dagegen wurde der Um- und Erweiterungsbau eines Hauses in der Bachgasse bei Enthaltung von Reidinger abgelehnt. Das Anwesen mit Adresse in der Schmalen Seite 17 würde sich nach der Umgestaltung nicht mehr in die Umgebung einpassen, meinte Heinz Kimmel. "Das sehen wir auch so", stimmte Wolf zu. Das alles werde doch sehr massiv. "Für uns ist das Nachbargebäude mit seinen drei Geschossen schon eine Ausnahme", lehnte Sebastian Cuny (SPD) das Ganze ebenfalls ab. Vor ihrer Entscheidung hatten sich die Stadträte in einer Ortsbegehung einen Eindruck zur Sache verschafft.

Auch im Rosmarinweg 12, der im Quartier "Solaris" im Baugebiet "Nord" liegt, schauten sie vorbei. Hier soll ein 80Zentimeter hohes Mäuerchen an der Grenze zum Sonnenblumenweg entstehen. Quasi als Gartenmauer, die der Anstragsteller aufschütten und mit einer Hecke bepflanzen will. Außer Kimmel und Jutta Becker (FW) hatte niemand etwas dagegen. Becker sagte, hier schaffe man einen Präzedenzfall. Außerdem würde die Hecke alles wesentlich höher machen. "Wir tun uns schwer", bestätigte sie Burkhardt. Die Philosophie des Planers seien offene Freibereiche gewesen. Durch Mauern oder andere Grenzgestaltungen würde alles noch kleiner und enger. Das sei einfach gegen die Gesamtkonzeption.

Die Mehrheit sah das anders. "Wir müssen nur auf die Höhe der Mauer achten", sagte Siegfried Schlüter (CDU). Und 80 Zentimeter seien in Ordnung. Zudem gebe es im Gebiet bereits Gartenhecken. "Wir stimmen gerne zu", so Wolf: "Die Höhe verbaut keinem die Sicht." Da sehe man mal, wie wichtig Ortsbegehungen seien, sagte Cuny: "Er waren wir dagegen. Vor Ort haben wir aber gesehen, dass es sehr gut passt. Die Kombination von Mauer und Hecke bringt dem Gebiet mehr Vielfalt." Klar abgelehnt wurde dagegen die Bauvoranfrage für zwei Einfamilienhäuser im Huberweg. Die geplanten Grenzüberschreitungen von 1,5 Metern (im Süden) sowie zwischen acht und zehn Metern (im Osten und Westen) war dem Bauausschuss dann doch des Guten zuviel. Vor sieben Jahren hatte das Gremium mal eine Überschreitung der Baugrenze von drei Metern toleriert: "Und schon damals haben wir uns schwergetan", sprach Burkhardt für alle. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass das Baurechtsamt an dieser Stelle zustimme. Also Ablehnung. Zustimmung dagegen für ein Niedrigenergiehaus in der Lorscher Straße 14. Die Verwaltung sah in der Überschreitung der Bautiefe keine Nachteile für die Nachbarn. Das neue Haus passe sich ein. "Es ist zwar schon massiv, aber das Grundstück ist eben schmal", so Burkhardt, der auch die energetische Ausrichtung hervorhob und die Zustimmung des Gremiums signalisierte. So wird das Haus mit einem Heizsystem ausgestattet, das nur mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. "Wir sind gespannt darauf", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer zum anwesenden Bauherrn.

Schließlich stimmte der ATU einem Nachtragsauftrag für die Firma Essenpreis zu, die die Heizung im Rathaus saniert. Eine Adsorptionskälteanlage muss noch her zur Kühlung des Raums, in dem der städtische Server steht. Die drei grünen ATU-Mitglieder enthielten sich aufgrund der Vorgeschichte dieser Heizung, bei der Verwaltung und ATU-Mehrheit weiterhin auf Gas setzen. Die GL hätte sich eine Pelletsheizung gewünscht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung