Schriesheim im Bild 2023

08.06.2011

Teures Lehrgeld für geglückte Übung gezahlt

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Da sieht man mal, wie wichtig die richtige Aufstellung der Fahrzeuge ist. Gerade im Wald. Da ist es immer eng." Es ist nicht so, dass Schriesheims Feuerwehrkommandant Oliver Scherer das nicht schon vorher gewusst hätte. Doch bei der gestrigen Waldübung der Gesamtwehr in aller Herrgottsfrühe bewahrheitete sich seine Erkenntnis auf recht kostspielige Weise.

Am Rückhaltebecken probten die Kameraden die Wasserentnahme. Szenario war ein Waldbrand im Bereich des ehemaligen Trimm-Dich-Pfads. Zwei Schriesheimer Fahrzeuge bezogen Position am Weg oberhalb des Damms und ließen eine schmale Gasse für die Autos aus Altenbach und Ursenbach, die im hinteren Teil des Rückhaltebeckens eine Wasserversorgung aufbauen sollten. Das Problem: Die Gasse war zu schmal. Zumindest für das große Löschfahrzeug aus Altenbach. Das krachende Geräusch verhieß nichts Gutes. Das Resultat: Eine aufgebogene Stoßstange, ein aufgeschlitzter Radkasten, ein kaputter Außenspiegel. Alles vorne links am zwei Jahre alten Hilfeleistungslöschfahrzeug. Das ist jetzt erst mal ein Fall für die Vollkasko und die LKW-Reparatur im Hirschberger Gewerbepark. Es wird der Feuerwehr wohl gut eine Woche nicht zur Verfügung stehen, wie Scherer schätzte. Dazu kommt sicher ein Schaden am Auto der Altenbacher.

Mit Kritik hielt sich Scherer aber zurück, und das auch in seinem Fazit der Waldübung, das er im Anschluss bei Weck, Worscht und Getränken zog. "Im Großen und Ganzen" sei er zufrieden. Der eigentliche Übungsinhalt, geleitet vom Stellvertretenden Kommandanten Andreas Baar, habe gut geklappt. Auch Bürgermeister Hansjörg Höfer lobte die Wehr, und zwar für ihren Einsatz das ganze Jahr über. Für die Kameradin am Steuer des Altenbacher Löschfahrzeuges fand der oberste Dienstherr der Feuerwehr tröstende Worte: "Nimm’s nicht tragisch. So etwas passiert mal." Höfer lobte sie dafür, dass sie in diesem kritischen Moment die Nerven behalten habe. Blieb dem Bürgermeister auch in diesem Jahr nur zu hoffen, dass die Feuerwehr nur zum Üben in den Wald ausrücken muss und "wir keine spektakulären Einsätze haben". Im Ernstfall kann die Feuerwehr im Wald theoretisch über jede Strecke eine Wasserversorgung aufbauen. Technisch könne man beliebig viele Pumpen zwischenschalten, so Scherer. Wenn es richtig schnell gehen muss, kann die Feuerwehr vom Rückhaltebecken aus Einsatzgebiete in einem Radius von etwa drei Kilometern mit Wasser versorgen. Der gestrige Funktionstest zeigte, dass die Wehr gerüstet ist. Bei einer Stadt mit einer so großen Waldgemarkung ist das besonders wichtig, zumal der Wassertransport, so Scherer, im Wald das Hauptproblem sei – neben der räumlichen Enge. Zudem sind Waldeinsätze auch eine Frage der Orientierung. Dafür gibt es bei der Feuerwehr ein Mal im Jahr spezielle "Waldfahrten". Hierbei bekommen die Kameraden als Vorgabe eine geografische Position, wo sie in den Forst einfahren sollen, eine Position, wo es "brennt", und eine Koordinate, wo sie den Wald wieder verlassen sollen. Der Rest ist Orientierung anhand der Kartografie.

Die rund 40 Kameraden aus Schriesheim, Altenbach und Ursenbach hatten gestern mit ihren acht Fahrzeugen keinerlei Probleme, den Ort des Geschehens zu finden. Und auch die Angler am Rückhaltebecken zeigten Verständnis für die übenden Rettungskräfte, denen wie immer ein paar Stadträte über die Schultern blickten. Allerdings waren es auch schon mal mehr, die sich am Sonntag in aller Frühe aufmachten, um ihr Interesse an der Arbeit der Feuerwehr zu bekunden. Gabriele Mohr-Nassauer (SPD), Karl Reidinger und Paul Stang (beide CDU), Heinz Waegner (Grüne) und Wolfgang Renkenberger (FDP) waren gestern die einzigen. Dazu kam Ursenbachs Ortsvorsteherin Rosemarie Edelmann und – nach seiner schweren Krankheit besonders von Scherer begrüßt – der Leiter des Ordnungsamts, Willy Philipp.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung