Schriesheim im Bild 2023

11.08.2011

"Es ist wie ein großes Puzzle"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Während draußen in den Weinbergen die Trauben noch an ihrer Reife arbeiten, wird auch schon im Kelterhaus der Winzergenossenschaft (WG) angepackt. Bis zum Herbst ist es schließlich nicht mehr allzu lange - zumal die Natur in den Rebzeilen rund drei Wochen früher dran ist als vergangenes Jahr. Die Faustregel, nach der die Lese Pi mal Daumen rund hundert Tage nach der Rebblüte beginnt, scheint sich auch dieses Jahr zu bewahrheiten. Nach ihr plant ungefähr auch Thomas Rell. Mit seinem Zwillingsbruder Tobias sowie mit Steffen Gaber und Gerd Schmitt ist er auch gestern im Kelterhaus am Schaffen.

Ab jetzt sind Aufbau, Wartung und Test der gesamten Anlage von der Traubenannahme bis zu den Mosttanks angesagt, damit die Technik beim Lesestart reibungslos läuft. Vergangene Woche war Bestandsaufnahme, "und jetzt brauchen wir zu viert rund 30 Stunden, bis alles steht", sagt Tobias Rell. "Es ist wie ein großes Puzzle", ergänzt sein Bruder. Nach dem letzten Herbst wurde alles demontiert und penibel gereinigt - die Pumpen für die Keltern, Schläuche, Leitungen, die Waage und ihr Korb, die Maischewanne und deren Schnecke, die Förderbänder für Rappen und Trester, unzählige Lager und Ventile. Das alles und noch viel mehr. Eine Woche dauerte das. Und jetzt beim Aufbau das gleiche Spiel noch einmal.

Die Kelterhausmannschaft kontrolliert beim Zusammenbau jedes Detail, schmiert jedes Kugellager, prüft jede Dichtung. Und wenn der Kreislauf zwischen der Traubenannahme, der Entrappung, den drei Pressen, acht Mosttanks und fünf Maischebehältern geschlossen ist, läuft ein Hydrosangemisch für drei Stunden durch Teile der Anlage. Das entfernt das Glyzerin aus den Pumpen und tötet Pilze und Bakterien ab: "Wir arbeiten schließlich mit einem Lebensmittel", sagt Thomas Rell. Danach wird der gesamte Aufbau noch mehrmals mit Wasser gespült - Unmengen laufen da durch. Die Mosttanks, die schon nach dem Herbst "mit lauter schönen Sachen" wie Weinsteinlöser und Tankreiniger geputzt worden seien, so Thomas Rell, werden nun noch einmal mit Wasser ausgespritzt. Sauberkeit ist alles.

Bei der Reinigung kann das Kelterhausteam auch prüfen, ob die Anlage dicht hält und ob alles funktioniert. Vier bis fünf Tage dauere alleine das Saubermachen, so Thomas Rell: "Aber der Chef hat die Gabe, dann doch immer noch ein etwas beschmutztes Eckchen zu finden", sagt Rell lächelnd über WG-Geschäftsführer Harald Weiss. Die Förderbänder der Entrappanlage bekamen neue Lager und Rollen. Auch die Pumpe an der Maischeanlage musste ausgetauscht und an anderer Stelle neu montiert werden, da die alte trocken gelaufen und durchgebrannt war. Die muss jetzt noch der Elektriker anschließen: "Da gehen wir nicht ran", sagt Thomas Rell.

Nächste Woche kommt noch der TÜV, nimmt den Kran an der Traubenannahme ab, prüft den Druckbehälter und eicht die Waage. Schließlich wird zwei, drei Tage vor dem Lesestart die EDV installiert zum Datenaustausch mit dem Badischen Winzerkeller in Breisach, der dann jederzeit im Bilde ist, was aus Schriesheim geliefert wird. Auch die Stammdaten der Winzer werden pünktlich zum Herbst aktualisiert. Bleibt nur die Frage, bis wann die Rells und ihre Mitschaffer die Vorbereitungen im Kelterhaus abschließen wollen. Da lächelt Thomas Rell und sagt: "Pünktlich zum ersten Lesetag sind wir bestimmt fertig." Dann können die Winzer mit ihren Trauben kommen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung