Schriesheim im Bild 2023

01.09.2011

"Wir brauchen die Plätze schnell"

Schriesheim. (cab) Um den tatsächlichen Bedarf an zusätzlichen Betreuungsplätzen für unter Dreijährige zu ermitteln, hat sich die Stadt mit einer Umfrage an junge Eltern und Paare gerichtet, die Nachwuchs erwarten oder bald eine Familie gründen wollen. Gestern stellten Bürgermeister Hansjörg Höfer und der zuständige Hauptamtsleiter Edwin Schmitt die Ergebnisse vor.

"Wir müssen uns der Frage der Betreuung unter Dreijähriger stellen und tun das gerne, um Familien die Wahlmöglichkeit zu lassen, ob sie ihre Kinder in den ersten Jahren in einer Einrichtung betreuen lassen oder zu Hause betreuen." Dazu kommt die Verpflichtung der Stadt, ab dem Jahr 2013 für 34 Prozent der Kleinsten eines Jahrgangs Betreuungsplätze vorhalten zu müssen. Für Schmitt ist diese Quote aber nur "eine Hausnummer": "Wenn wir mehr Plätze brauchen, müssen wir die auch anbieten." Zumal das Ganze auch eine finanzielle Frage ist. Bis zum Jahr 2009 sei es, so Schmitt, eine "finanzpolitische Alternative" gewesen, Schriesheims Kinder in den Einrichtungen anderer Städte und Gemeinden betreuen zu lassen. Aber seit jenem Jahr, in dem der Kostenausgleich für die Betreuung auswärtiger Kinder eingeführt wurde, kostet das die Stadt richtig Geld. Bis zu 200 000 Euro überweist sie jährlich dafür - vor allem nach Wilhelmsfeld, Dossenheim und Heidelberg, wo Eltern die räumliche Nähe vom Betreuungs- zum Arbeitsplatz nutzen. Für außerhalb von Schriesheim betreute Kindergartenkinder werden übrigens pro Jahr noch mal rund 70 000 Euro fällig.

Doch zurück zu Schriesheims Kleinkindern. Nach Kenntnissen der Stadt kamen gut 400 Eltern für die Umfrage in Betracht, über 190 nahmen daran teil: "Ein sehr guter Wert", so Schmitt. Die Auswertung ergab den tatsächlichen Bedarf von weiteren 60 Plätzen für Null- bis Dreijährige bis Juli kommenden Jahres: "Und nicht 80, wie es die Wartelisten vermitteln", so Schmitt. Für ihn sind diese wegen der Fluktuationen nicht aussagekräftig. Wohl aber die eigene Umfrage.

Diese ergab einen eindeutigen Trend zur Ganztagesbetreuung an fünf (16 Kinder) oder drei Tagen (zwölf Kinder). Der Bedarf einer Betreuung im Rahmen der Verlängerten Öffnungszeit von 7.30 bis 14 Uhr an fünf Tagen ergab sich für 15 Kinder, an drei Tagen für sechs Kinder. Dagegen werde eine Samstagsbetreuung gar nicht gebraucht, so Schmitt. Und auch der Trend zur Tagesmutter nimmt ab: "Der Run ist auf die Krippen", sagte er.

Nun stellt sich für die Stadt die Frage, wo sechs Gruppen für 60 Kleinkinder eingerichtet werden können. "Und wir brauchen die Plätze schnell", betonte Höfer. Eine bauliche Erweiterung der AWO-"Rasselbande" würde alleine gar nicht reichen, schob Schmitt nach. Hier seien höchstens vier weitere Gruppen machbar. Bisher galten das OEG-Areal und das Pflegeheim "Stammberg" als weitere Optionen für neue Krippenplätze. Gegen beide scheint der Zeitfaktor zu sprechen: "Bis die Häuser auf dem OEG-Gelände stehen, gehen vorneweg ein bis zwei Jahre ins Land", so Höfer. Auch im "Stammberg" gelänge die Einrichtung nicht von heute auf morgen. Die Zeit hat die Stadt nicht. Nun scheint sich aber eine weitere Möglichkeit aufzutun, und zwar im Gewerbegebiet: "Es gibt ein Angebot, das von privater Seite an uns gerichtet wurde und das schnell zu verwirklichen wäre". Mehr wollten Schmitt und Höfer noch nicht sagen. Außer dass hier weitere zwei bis drei Gruppen eingerichtet werden könnten. Das gesamte Thema Krippenplätze wird den Gemeinderat jedenfalls wohl im Oktober beschäftigen (wir haben berichtet). Dann werden sich die Stadträte auch vor Augen führen müssen, dass der städtische Finanzierungssaldo für die Kleinkindbetreuung nach der Einrichtung weiterer 60 Plätze und dem Gegenrechnen von Einnahmen aus Zuschüssen und Ausgaben rund 1,3 Millionen Euro beträgt. Mit solchen Belastungen dürften Bund und Land die Kommunen nicht alleine lassen, unterstrich Höfer.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung