Schriesheim im Bild 2023

26.10.2011

Gibt es den Satzungsbeschluss überhaupt noch dieses Jahr?

Schriesheim. (cab) Der Gemeinderat beschäftigt sich heute mit dem OEG-Areal. Die Stadträte werden die Bedenken und Anregungen abwägen, die während der Offenlage des ersten Änderungsentwurfs für den Bebauungsplan "Schillerstraße/B 3" im Rathaus eingegangen sind. Der Bebauungsplan regelt die baurechtlichen Rahmenbedingungen für die städtebauliche Zukunft des Geländes zwischen Römerstraße, Schillerstraße, B 3 und Passein. Fünf Stellungnahmen gab es von Investoren und Bürgern, von 23 Behörden gaben 14 Kommentare zur Sache ab.

Anwohner der Schillerstraße stören sich weiterhin am geplanten Ärzte- und Seniorenkomplex von Burkhardt/Witteler. Der "gewaltige Baukörper" erdrücke die vorhandene Wohnbebauung.

Das in Teilen auf Säulen geplante Haus sei in Sachen Lärmschutz unwirksam - und das bei steigendem Verkehrsaufkommen schon durch den künftigen Zehn-Minuten-Takt der Straßenbahn-Linie 5. Die Bürger fragen ferner nach der künftigen Gestaltung der Schillerstraße und der öffentlichen Parkplätze. Außerdem fragen die Bürger, was passiere, wenn die angepeilte Nutzung nicht zustande käme.

Sie formulieren überdies den Eindruck, dass die Stadt die Interessen der Investoren ernster nimmt als diejenigen der Anlieger und der Schriesheimer Ärzte. Schließlich würde das neue Medizinerhaus etwa der Hälfte der lokalen "Ärztekapazität" entsprechen. Dr. Claudia Kockrow erinnert in ihrer Stellungnahme daran, dass sich Schriesheims Ärzte gegen das geplante Ärztehaus ausgesprochen hätten, und auswärtige Ärzte könnten nicht nach Schriesheim ziehen, das die Stadt "in allen Fachbereichen Sperrgebiet" sei. Das könne die Kassenärztliche Vereinigung bestätigen. Zudem seien die "Park+Ride"-Parkplätze und Stellplätze für das Burkhardt/Witteler-Gebäude nur über die Schillerstraße befahrbar. Das sei für die Anwohner eine hohe Belastung.

Anton und Maria Brandt aus der Landstraße fürchten, dass die "Stelzenbebauung" im Ärzte- und Seniorenkomplex zum "beliebten Treffpunkt" von Jugendlichen und somit eine weitere Lärmquelle für die Anwohner wird. Sie fordern, die Parkplätze unter den Säulen einzuhausen. Die Gestaltung des Erdgeschosses des Senioren- und Ärztekomplexes müsse auf die "angrenzende Nutzung" Rücksicht nehmen, zeigt die Verwaltung in ihrer Antwort Verständnis.

In den Reaktionen auf die anderen Einwände verweist das Rathaus darauf, dass einige der vorgebrachten Aspekte gar nicht Gegenstand des Bebauungsplanverfahrens sind, etwa die Gestaltung und Nutzung der Gebäude. Auch rechnet die Stadt nicht mit einer Mehrbelastung der Schillerstraße.

Architekt Alfred Burkhardt unterstrich gestern auf RNZ-Anfrage, dass er und Projektentwickler Sven Witteler an der Ansiedlung von Ärzten festhalten würden. Die Anordnung der "Park+Ride"-Stellplätze haben sie indes in der Planung geändert.

Mehrere Varianten dazu sah der Gemeinderat bereits in nicht öffentlicher Sitzung. Heute solle die Zustimmung zum favorisierten Entwurf öffentlich "nachgeholt" werden, wie das Rathaus in der Vorlage schreibt.

Im neuen Konzept ragt kein Stellplatz mehr unter der Säulenarchitektur des südlichen Erdgeschosses hervor. Durch die neue Lage der 20 "P+R"-Stellplätze bleibt zudem der Fußweg zwischen dem Ärztehaus und dem südlichen Wohnquartier, das Bouwfonds plant, erhalten, ebenso der Bürgersteig zwischen künftigem Bahnhof und Burkhardt/Witteler. Da die neue Stellplatzanordnung die Grundzüge der Planung berührt, muss der erste Änderungsentwurf des Bebauungsplans bei Zustimmung des Gremiums noch einmal offengelegt werden, wenn auch nur noch verkürzt. Trotzdem wollte sich Stadtbaumeisterin Astrid Fath zeitlich nicht festlegen, was die Rechtskraft der Bebauungsplanänderung angeht: "Hoffentlich bekommen wir noch dieses Jahr den Satzungsbeschluss."

Derweil werden hinter verschlossenen Türen von einem "Gestaltungsbeirat" des Gemeinderats die Ideen für die Ausführung und Optik der freien Plätze am OEG-Areal sowie für die Verkehrs- und Parkplatzgestaltung an der Schillerstraße gewälzt. Vielleicht werden die Arbeitsergebnisse ja schon im November im Gemeinderat präsentiert. Sicher scheint jedoch zu sein, wie Bürgermeister Hansjörg Höfer sagte, dass das letzte verbliebene OEG-Gebäude am Bahnhof noch dieses Jahr abgerissen wird.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung