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28.02.2012

"Ich bin froh, wenn die Herkulesarbeit bewältigt ist"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am vergangenen Freitag waren die Narren los im Kurpfalz-Gymnasium (KGS). Am letzten Schultag vor den Faschingsferien feierte die Unterstufe bunt kostümiert in der Aula. Jede Menge Remmidemmi. Abends war dann noch Oberstufenfasching. Während am Vormittag die kleinsten Gymnasiasten Party machten, saß ihr Direktor, Matthias Nortmeyer in seinem Büro und sagte: "Ich bin froh, wenn die Herkulesarbeit bewältigt ist." Er meinte nicht die Fastnachtstage, sondern das Doppelabitur. Durch die Einführung des Abis nach Klasse 12, bekannt als "G 8", sind es dieses Jahr zwei Jahrgänge, die durch die Prüfungen gelotst werden müssen - eben der erste "G 8"- und der letzte "G 9"-Jahrgang, der die Schule nach Klasse 13 beendet. Es sind rund 140 Schüler.

Für Nortmeyer und sein Kollegium bedeutet das nicht nur einen erhöhten Korrekturaufwand. Auch organisatorisch ist das Abi 2012 ein besonderes. Wo werden die Prüfungen geschrieben? Wie viele Lehrer braucht man für die Aufsicht? Was machen die Klassen, in deren Räumen das Schriftliche über die Bühne geht?

"Die Schüler wollen nicht in der Mehrzweckhalle schreiben. Das hätten wir auch gar nicht 'proben' können", sagte Nortmeyer. Räumlich wäre das die eleganteste Lösung gewesen. So werden aber nun wohl sieben oder acht Zimmer eines Traktes im KGS für das schriftliche Abi mit Beschlag belegt. Sonst reichten immer vier: "Räumlich wird es komplexer", so Nortmeyer. Auch dass Toiletten in diesem Bereich liegen, muss der Direktor bei der Raumauswahl berücksichtigen. Ein Arbeitskreis machte sich Gedanken darüber, was man mit den Klassen macht, die ihre Klassenzimmer den Abiturienten überlassen müssen. Sie in anderen Räumen zu unterrichten, ist leichter gesagt, als vom Platz her getan. Ausflüge sollen die Lösung sein: "Ich gehe davon aus, dass pro Prüfungstag drei Klassen gar nicht im Hause, sondern unterwegs sind", meinte der Schulleiter.

Das schriftliche Abi beginnt am 19. März wie immer mit Deutsch, am 20. März folgt die Mathe-Klausur, Tags darauf Englisch, "und danach kommt der ganze Gemischtwarenladen", so Nortmeyer. Das KGS könne Prüfungen in allen Fächern anbieten - da wirke sich die hohe Schülerzahl aus. In Gemeinschaftskunde, Kunst, Musik und Religion gab es in den Vorjahren immer eine Kooperation mit dem Ladenburger Carl-Benz-Gymnasium: "Darauf haben wir dieses Jahr verzichtet. Das hätte ja alles noch komplexer gemacht", so Nortmeyer, der auf die Fachlehrer einen "sehr hohen Korrekturaufwand" zukommen sieht: "Das ist mental eine große Belastung. Auch die Kollegen wissen danach, was sie geleistet haben und was dieses Abitur bedeutet. Wir arbeiten auf Kante." Für Korrekturtage müsse es Freistellungen geben: "Aber wir geben uns Mühe, die Unterrichtsausfälle möglichst gering zu halten."

Wie die Gymnasien im ganzen Land muss das KGS durch dieses Abi einfach durch. Nächstes Jahr wird es dann wieder überschaubarer: "2013 haben wir einen relativ kleinen G 8-Abiturjahrgang mit etwa 70 Schülern", sagte der Direktor. Die Gesamtschülerzahl pendelt sich bei 860 bis 810 ein. Es waren auch schon mal 1250: "Da mache ich mir aber keine Sorgen", so Nortmeyer. 70 Lehrer unterrichten im KGS. Das Streben nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat für die Lehrkräfte inzwischen zu einer enormen Flexibilität in der Stundenplangestaltung geführt. Nortmeyer begrüßte das: "Für die Unterrichtsorganisation ist das allerdings manchmal nicht so erfreulich." Auch nicht so einfach war nach der Einführung von G 8, wie die beiden Jahrgänge des Doppelabiturs auf ihre Prüfungen vorbereitet werden sollen. Die Frage war: Was kann die Schnittmenge in den Bildungsplänen sein?

Schon in den Klassen 10 und 11 wurde der aktuelle Abi-Jahrgang außer in Mathe nach einem Schnittmengenbildungsplan unterrichtet, blieben aber in ihren Klassenverbänden. Nach jenem Schuljahr versetzte man die beiden Klassenstufen nicht in die Zwölfte, sondern nannte diese jetzt "Jahrgangsstufe 1". Entsprechend wurde aus der 13. Klasse die "Jahrgangsstufe 2". Das Abi bleibt aber das Abi. Und auch der Zusammenhalt im Doppeljahrgang stimmt: "Hier hat sich ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt", so Nortmeyer. Und wenn das Abitur dann geschafft ist, wird im KGS wieder gefeiert. Anders als an Fasching allerdings.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung