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24.06.2012

Höfer legt nach, Stang kontert

Wird an die AWO-Krippe im Sportzentrum angebaut anstatt einen Neubau am OEG-Bahnhof zu errichten?

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Wegen der hohen Kosten steht die geplante "Postillion"-Kinderkrippe am OEG-Bahnhof weiter in der Kritik. Dass der Gemeinderat der Verwaltung aufgab, die Kosten der Einrichtung aufzulisten und sie der AWO-Krippe gegenüberzustellen, war jedoch nicht der Grund für das Pressegespräch mit Hansjörg Höfer. Der Bürgermeister will vielmehr einen Verdacht beseitigen, der seiner Meinung nach in der Gemeinderatssitzung gegen Hauptamtsmitarbeiter Robert Eszterle geäußert wurde: "Es steht im Raum, dass er Pläne in der Schublade behalten hätte."

Diese Pläne betreffen den möglichen Standort einer zweiten Kinderkrippe bei der Mehrzweckhalle. Sie seien, so sagte CDU-Fraktionssprecher Paul Stang in der Sitzung, seiner Fraktion nicht bekannt gewesen. "Ich habe mich vorgeführt und überrumpelt gefühlt", ist Hauptamtsleiter Edwin Schmitt empört. Die Pläne seien in der nicht-öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Spätjahr erörtert worden, wobei sich die CDU gegen eine Erweiterung der bestehenden Krippe nach Westen ausgesprochen und einen Süd-Anbau favorisiert habe. Jetzt habe CDU-Fraktionssprecher Paul Stang auf einmal doch die West-Alternative bevorzugt.

"Diese Peinlichkeit hätte vermieden werden können, dass ein gut arbeitender Gemeinderat wie Paul Stang das Gegenteil von dem fordert, was er noch im November abgelehnt hat", legt Höfer nach. "Wir haben damals gesagt, so eine Tunnel-Lösung kommt für uns nicht infrage", hält Stang dagegen. Ein Blick auf den Lageplan klärt die Problematik. Das Viereck, das mit gelbem Textmarker gezeichnet ist, gibt den damals beratenen Standort an: Es umfasst die Grünanlage, den stillgelegten Brunnen und liegt am Fußweg zur Halle. Der CDU war das zu wuchtig, für sie hätte der Weg damit den Charakter eines Tunnels erhalten.

Weshalb von der Union eine Bebauung nach Süden vorgeschlagen wurde. Die AWO als Betreiberin der geplanten ebenso wie der bestehenden Krippe lehnte den "Süd-Anbau" jedoch ab, so Stang: "Für die Bauzeit hätte der Krippenbetrieb unterbrochen werden müssen."

Kurz vor der Sitzung erhielt Stang die Pläne für eine weitere Alternative, wie die anderen Pläne vom Architekturbüro Burkhardt: Ein auf ein Drittel verkleinerter Baukörper, der durch ein Anschluss-Stück mit dem bestehenden Bau verbunden ist. Der Lageplan verzeichnet den Plan mit einem roten Umriss, den Anschluss mit gestrichelten Linien. "Die Verbindung der beiden Gebäude war der Wunsch der AWO. Damit können wir gut leben", sagt Stang. Eine Idee, von der niemand im Ausschuss etwas gewusst habe, ergänzt er. Auch in der Fraktionssitzung habe Einigkeit geherrscht, dass diesen Plan noch niemand gesehen habe. Präsentiert wurde er in der Sitzung als Alternative zum OEG-Standort.

Den OEG-Standort, die "Postillion"- Krippe, halte er nach der Sitzung für "politisch tot", sagt Schmitt. "Postillion" habe sich auf die gemachten Aussagen verlassen und einen Antrag auf Investitionskostenzuschüsse aus Bundesmitteln gestellt. In der nächsten Beiratssitzung im Juli wolle der Krippen-Träger nun überlegen, ob er sich nicht ganz aus Schriesheim zurückziehen soll, bedauert Schmitt. Das würde nicht nur das Aus für das OEG-Projekt, sondern auch für die bereits bestehende Krippe im Rindweg mit 15 Betreuungsplätzen bedeuten. Was wiederum heißt, dass der Stadt dann nicht 60, sondern sogar 75 Betreuungsplätze für unter Dreijährige fehlen würden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung