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16.07.2012

Der "Postillion" gibt nicht auf

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Der Wilhelmsfelder Kinder- und Jugendhilfeträger "Postillion" hält an seiner Absicht fest, auf dem OEG-Areal eine Kinderkrippe zu betreiben. Der Verein stellte gestern einen Antrag auf Aufnahme in die Bedarfsplanung der Stadt nach dem Kindertagesstättengesetz mit 30 Tagesplätzen ab Dezember nächsten Jahres. Das gab der "Postillion" in einer Presseerklärung bekannt. Der Gemeinderat wird sich am kommenden Mittwoch erneut damit beschäftigen, wo weitere Plätze für die Kleinkindbetreuung geschaffen werden sollen.

In seiner letzten Sitzung hatte das Gremium die Verwaltung überraschend damit beauftragt die Kosten eines Krippenneubaus auf dem OEG-Gelände mit einer baulichen Erweiterung der bestehenden AWO-"Rasselbande" an der Mehrzweckhalle zu vergleichen. Vor jener turbulenten Sitzung im Juni, die hinter den Kulissen noch immer für reichlich Gesprächsstoff sorgt, deutete alles auf einen Krippenneubau in der Schillerstraße hin. Die AWO-Erweiterung schien vom Tisch - auch weil die Grünen mehr Krippenplätze östlich der B 3 sehen wollen und die CDU einen West-Anbau an die "Rasselbande" ablehnte. So sollte es in jener Sitzung eigentlich nur um die Finanzierung der neuen Krippe am Bahnhof gehen, wobei CDU und Freie Wähler (FW) vor zu hohen Kosten warnten.

Eine überraschende Wendung nahm die Debatte aber, als Paul Stang (CDU) die Planung eines für die Union nun doch machbaren AWO-Ausbaus nach Westen vorlegte, die die Verwaltung - so der Vorwurf - dem Gemeinderat vorenthalten haben soll. Es kam in den Tagen darauf zum "Krippenstreit". Bürgermeister Hansjörg Höfer und Hauptamtsleiter Edwin Schmitt wiesen die Unterstellungen deutlich zurück. Besagter Entwurf habe dem Gemeinderat im Oktober vergangenen Jahres vorgelegen. SPD und Freie Wähler (FW) sprangen der CDU in einer Pressekonferenz bei. Am Tisch saßen hier auch SPD-Sprecher Rainer Dellbrügge, der Orts- und Kreisvorsitzender der AWO ist, sowie Stadtrat Alfred Burkhardt (FW), in dessen Büro die Pläne für die "Rasselbande" entstanden.

Die Diskussionen habe der "Postillion" aufmerksam verfolgt, so dessen Vorsitzender Stefan Lenz. Der Beirat des Vereins, in dem auch Schriesheims Hauptamtsleiter Edwin Schmitt sitzt, hat daraufhin beraten, wie der Jugendhilfeträger künftig in Schriesheim tätig sein möchte. Die Eltern wurden ebenfalls einbezogen. Lenz schrieb in seiner Erklärung, der Bedarf für neue Plätze könne der Verein nachweisen. Zum Stichtag 1. Juni 2013 seien 55 Kinder angemeldet worden, die nicht aufgenommen werden könnten. Zudem sei man inzwischen weit mit der Planung für den Neubau auf dem OEG-Areal, wie es in der Pressemeldung heißt: "Mit der Vermarktung und der Bebauung wurde vom Grundstückseigentümer die Firma Bouwfonds beauftragt, die Bauplanung steht, ein Antrag beim Regierungspräsidium aus dem Investitionsprogramm Krippenneubau wurde beantragt, leider sind die Mittel jedoch aufgebraucht, eventuell gibt es im September noch Nachtragsmittel."

Zum Thema "hohe Kosten" verwies Lenz darauf, "dass im Jahr 2012 die Zuschüsse pro Platz, die der 'Postillion' von der Stadt Schriesheim erhält niedriger sind, als die Mittel, die die Stadt vom Land erhält. Auch 2013, wenn der Verein die hohen Tarifsteigerungen im kommunalen Tarifvertrag umsetzt, werden die Zuschüsse des Landes ausreichen. Die Stadt muss keine Eigenmittel einsetzen." Der Verein bestätigte, dass die Arbeiterwohlfahrt günstiger ist: "Es liegt auch ein anderer Tarifvertrag zugrunde." Die Aussage von "Rasselbande"-Leiterin Niya Juschkus, der "Postillion" sei deutlich teurer, konnte Lenz anhand eines Vergleichs der Elternbeiträge nicht nachvollziehen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung