Schriesheim im Bild 2023

12.09.2003

Durch das Cello hält Björn immer das

Björn Schwarze, Schüler des Kurpfalz-Gymnasiums, ist schon in jungen Jahren ein "Großer" am Violoncello - "Es gilt, dem Spiel Tiefe zu geben"

Schriesheim. (nik) Wenn Björn Schwarze neben seinem Cello steht, ist er kaum größer als das Streichinstrument. Die Beziehung ist innig. Nach Streitigkeiten greift der 13-Jährige zum Cello, das eigentlich "Violoncello" heißt - und wenn es ihm gut geht, auch. Cellospielen bringt seine Stimmung ins Gleichgewicht. Etwa drei Stunden täglich verbringt er zu Hause im Musikzimmer und entlockt dem bauchigen, hölzernen Klangkörper mit Hingabe sonore Töne und virtuose Partien, die viel Fingerfertigkeit, Konzentration und vor allem Gefühl brauchen.

Jugend auf Zack

"Es kommt darauf an, dem Spiel Tiefe zu geben", sagt er und wundert sich über die Frage, ob er wirklich immer Lust dazu habe. Für Björn ist das Musizieren das Gegengewicht zu Schule und Hausaufgaben. Überhaupt empfindet er die Schule im Moment als eher störend, will aber auf jeden Fall auf einem Stand bleiben, der es ihm ermöglicht, "auch noch etwas anderes zu studieren, als Musik". Man weiß ja nie. Nur einmal im Jahr, während der Ferienreise, bekommt er Abstand zu seinem Instrument, das zu Hause bleibt. "Aber da werden auch die Hände ein bisschen steif und die Hornhaut geht weg. Ich brauche dann einige Tage, bis ich wieder alles so spielen kann wie vorher", erzählt er.

Mit fünf Jahren bekam Björn sein erstes richtiges Cello, eine Dauerleihgabe des Orgellehrers seines Vaters. In der Familie spielen alle mindestens ein Instrument. Während des Gesprächs übt sein jüngerer Bruder Trompete, der andere hat sich Geige und Klavier ausgesucht. In den ersten Jahren wurde Björn von seiner Mutter unterrichtet, die als Cellolehrerin auch anderen Kindern Unterricht gibt. Schon als Zweijähriger ahmte er ihre Streichbewegung auf einem Holzbrett nach und bekam schließlich ein selbstgeschnitzes, celloähnliches Modell geschenkt, das herhalten musste, bis er alt genug war, um ernsthaft üben zu können.

Mittlerweile arbeitet er mit Professor Roland Kuntze von der Musikhochschule Mannheim und gibt dort zusammen mit den Studenten der Celloklasse Konzerte. Seitdem er mit zehn Jahren den ersten Preis sowohl im Regional- als auch im Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" gewann, fördert ihn die Domhofstiftung als junges Nachwuchstalent, bezahlt den Unterricht und erwartet dafür Jahresberichte, die seine musikalische Aktivität dokumentieren.

Für Björn kein Problem: Der zweite Preis im Händelwettbewerb letztes Jahr, Stipendiatenkonzert, Vortragsabende der Celloklasse der Musikhochschule und des Meisterkurses Weinheim sorgen dafür, dass er etwa einmal im Monat vor Publikum und Kritikern spielt, die von seiner Technik und Musikalität gleichermaßen angetan sind.

Popmusik hört Björn nur, wenn er mit Freunden aus seiner Klasse des Kurpfalz-Gymnasiums zusammen ist. Allein bevorzugt er Werke von Händel, Brahms, Dvorak oder Schumann. "Romantische Musik", erklärt er. Die hört er auch, um Idee und Sinn für die Musik zu kriegen. Die Proben des Schulorchesters stehen ebenfalls regelmäßig auf dem Plan. Und wenn er mal eine verpasst, macht das nicht wirklich viel aus.

Die Wettbewerbe sind ein zusätzlicher Ansporn und eine Möglichkeit, sich mit anderen zu messen. Im nächsten Jahr wäre er alt genug, um am Wettbewerb "Jugend musiziert" auf Bundesebene teilnehmen zu können, sofern er regional und landesweit besteht. Der Druck vorher ist groß. "Ich bin auch ganz zittrig, wenn ich so große Konkurrenz habe", meint Björn. Das Spiel kann nicht korrigiert werden, die Töne sind flüchtig.

Manche Konzerte haben seine Eltern aufgenommen und auf CD präsent. Das ist gut für die wenigen Momente, in denen Björn doch mal keine Lust hat, etwas vorzuspielen, so wie heute. Seine Mutter legt eine CD ein.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung