Schriesheim im Bild 2023

14.09.2003

Der "Werner" kämpft weiter

Schließung des Altenbacher Drogeriemarktes gerade noch abgewendet.

Von Camilla John

Schriesheim-Altenbach. Bei den Altenbacher Geschäften ist die Lage ein knappes Jahr nach Beginn der Straßensperrung weiter mies. Eine Schließung des Drogerie-Marktes Werner wegen drastisch gesunkener Umsätze, konnte jetzt gerade noch verhindert werden. Fragt sich nur, wie lange.

An den Baulärm hat man sich in Altenbach ja schon gewöhnt. Doch an die Einbußen im Geschäftsleben wollen sich die Altenbacher nicht gewöhnen. Dort sieht's nämlich nicht gerade rosig aus. Zwar hat sich seit Anfang August die dramatische Lage etwas entspannt, denn seitdem dürfen wenigstens die Anwohner die Ortsdurchfahrt wieder befahren. Trotzdem fehlt die Kundschaft. Seien es die Altenbacher selbst, die es sich angewöhnt haben, gleich in Schriesheim einzukaufen, oder vielmehr die Kunden aus dem vorderen Odenwald. All die Pendler, die aus Wilhelmsfeld, Lampenhain und Heiligkreuzsteinach kommen. Diese hielten entweder frühmorgens oder auf dem Heimweg bei einem der - schon jetzt wenigen- Geschäfte, um noch etwas einzukaufen. Sie fallen nun weg. Und das schon seit September letzten Jahres.

"Wir sind bemüht, dafür zu kämpfen, dass unsere Drogerie offen bleibt. Uns geht es auch um die älteren Kunden, die kein Auto haben und bei uns die Möglichkeit zum problemlosen Einkaufen haben", erklärt Marianne Fickenscher, die seit Eröffnung der "Werner Drogerie" dort arbeitet. Momentan sieht es so aus, als ob die bevorstehende Schließung noch einmal abgewendet werden könnte. "Wir haben 50 Prozent Umsatzeinbußen seit den Kanalsanierungsarbeiten und nun müssen wir dringend mindestens 30 Prozent reinholen, um das benötigte Budget wieder zu erreichen", erläutert Franz Ende, der Assistent der Geschäftsleitung der Drogeriekette.

Trotz der ernsten Lage wirken die Geschäftsleute zuversichtlich. "Das Leben soll hier in Altenbach bleiben, man kann hier nämlich alles kriegen. Wenn mal nicht vorrätig ist, bestellen wir auch gerne extra für jeden Kunden", so Fickenscher. Es wäre traurig, wenn es die Drogerie nicht mehr gäbe, denn neben dem Geschäft würde dann auch der herzliche Umgang mit den Kunden und die weitbekannten Verpackungskünste fehlen.

Nicht nur in der Drogerie merkt man die Bemühungen, das Einkaufsleben aufrechtzuerhalten. Auch der Zeitschriftenhändler Horst Tison kämpft weiter. "Natürlich muss ich mich einschränken, so hatten meine Familie und ich diese Jahr keinen Urlaub und ich habe selbst durchgearbeitet. Man muss eben Abstriche machen", meint Tison. Er erklärt, ebenfalls, dass ihm der Durchgangsverkehr fehlt, wenige kaufen noch um halb sechs Uhr morgens ihre Zeitung. Früher war das anders. Auch ein Problem stellt die verschobene Bushaltestelle dar.

"Wir versuchen, unser Geschäft zu halten und bekommen auch Unterstützung von den Altenbachern, denn teilweise machen sie extra einen Umweg, um bei mir ihre Zeitungen zu kaufen. Manche habe ich aber auch seit einem dreiviertel Jahr nicht mehr gesehen", so Tison.

Auch Despina Pröll, die mit ihrem Mann zusammen das gleichnamige Lebensmittelgeschäft besitzt, erklärt: "Wir haben uns langsam daran gewöhnt, es war und ist eine Durststrecke, doch alles ist schon ein bisschen besser geworden. aber auch uns fehlen die Kunden aus dem Odenwald." Bei allen Geschäftsinhabern ist keine Weltuntergangsstimmung zu spüren, auch Resignation macht sich nicht breit. Sie wollen für die Erhaltung der drei übriggebliebenen Läden kämpfen.



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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung