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28.11.2012

Schriesheim: Schülerin kündigte Amoklauf an

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Eine Schülerin am Schriesheimer Kurpfalz-Gymnasium (KGS) hat für den 21. Dezember an ihrer Schule einen Amoklauf angekündigt. Die Namen von Mitschülern und Lehrern würden auf einer "Abschuss- und "Todesliste" stehen. So beschrieb die Schulleitung in einem vertraulichen Elternbrief den "gravierenden Vorfall", der sich schon am 14. November ereignete. Das Schreiben liegt der RNZ vor. Die Mittelstufenschülerin wurde vom Unterricht ausgeschlossen und wechselte inzwischen an eine andere Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe. Die Polizei geht nicht davon aus, dass es eine ernsthafte Gefahr für die Schule gab oder am 21. Dezember - dem Ende des Maya-Kalenders - geben wird.

"Ich kann mir also nur schwer vorstellen, dass wir an diesem Tag spezielle Maßnahmen am Kurpfalz-Gymnasium ergreifen", sagte der Sprecher der Polizeidirektion Heidelberg, Harald Kurzer. Das KGS befindet sich unter einem Dach mit einer Realschule sowie einer Grund- und Werkrealschule. Insgesamt besuchen das Schriesheimer Schulzentrum rund 1700 Schüler.

Um die Identität des Mädchens zu schützen, nannte er weder ihr Alter noch ihren Wohnort. Nach Aussage von KGS-Direktor Matthias Nortmeyer äußerte die Schülerin ihre Absichten im Gespräch mit Schülern: "Auch eine Lehrkraft war zu diesem Zeitpunkt anwesend." Wie viele Namen auf der Liste des Mädchens standen, wollte Nortmeyer nicht sagen. Nachdem er von der Amokankündigung erfahren hatte, leitete er die nötigen Schritte ein, informierte das Regierungspräsidium Karlsruhe, rief die Klassenkonferenz ein und sprach mit den Eltern. Am 16. November wurde das Mädchen vom KGS ausgeschlossen. In seinem Brief an die Eltern schrieb der Direktor, dass für "das Kind" nun eine "psychologisch-psychotherapeutische Betreuung" im Vordergrund stehe.

Zu den Motiven der Schülerin sagte Kurzer: "Man kann das als ,Hilfeschrei' bewerten. Sicher liegt ein Mobbing-Hintergrund vor. Zudem führten familiäre Probleme zu Anschlussschwierigkeiten in der Schule." Kurzer betonte, dass die Polizei im Elternhaus des Mädchens gewesen sei: "Und wir haben keine Waffen gefunden oder irgendetwas, das auf die Ernsthaftigkeit der angekündigten Tat hindeuten würde."

Den 21. Dezember habe die junge Schülerin aber bewusst für ihre Androhung gewählt. Laut esoterischer Deutung des Maya-Kalenders steht an diesem Tag der Weltuntergang bevor. Für die Schüler ist es der letzte Tag vor den Weihnachtsferien.

In Schriesheim platzt der Zwischenfall mitten hinein in die kommunalpolitische Diskussion um die Zukunft der Jugend- und Schulsozialarbeit. In zehn Jahren warfen vier Jugendsozialarbeiter das Handtuch - stets mit dem Hinweis darauf, dass die Aufgabenfülle von offener Jugendarbeit und Schulsozialarbeit von einer Person alleine nicht bewältigt werden könne. Anders als seine Nachbarstädte Ladenburg und Weinheim, hat Schriesheim keinen Schulsozialarbeiter.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung