Schriesheim im Bild 2023

10.01.2013

Bunt und vergnüglich wie der Mathaisemarkt

Bunt und vergnüglich wie der Mathaisemarkt

Einer der ausstellenden Künstler ist Michael Hall. Mit dieser Bildzusammenstellung wird er im Internet von der "Kraichgauer Kunstwerkstatt" vorgestellt. Foto: Kraichgauer Kunstwerkstatt
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Für seine diesjährige Mathaisemarkt-Kunstausstellung holt der Kulturkreis (KKS) eine ganz besondere Werkschau nach Schriesheim: Unter dem Titel "Menschen - Tiere - Sensationen" werden im Haus der Feuerwehr Bilder aus der "Kraichgauer Kunstwerkstatt" gezeigt. Diese gehört zur Kraichgau-Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Sinsheim. Atelierleiter ist der Designer Wolfgang Hübner, das Archiv führt Marlene Langer.

Die Einführung in die Ausstellung wird in der Vernissage am Freitag, 1. März, um 18 Uhr, der ehemalige Direktor des Heidelberger Kunstvereins, Professor Hans Gercke, geben. Und das hat einen guten Grund, denn im Jahr 1991 wurden die künstlerischen Arbeiten im Heidelberger Kunstverein erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt - die Resonanz war großartig.

Aus dieser Ermutigung ging die "Kraichgauer Kunstwerkstatt" mit eigenen Räumen und dem Ziel freier künstlerischer Tätigkeit endgültig hervor. Ein Ziel war erreicht, das sich die Gesellschafter der Kraichgau-Werkstatt fünf Jahre zuvor bei der Gründung dieser Einrichtung gesetzt hatten. Sie wollten den Behinderten neben handwerklichen und industriellen Produktionsstätten auch Ganztagesarbeitsplätze im kreativen Bereich anbieten.

Der Verein "Lebenshilfe für geistig Behinderte" Sinsheim und die Gemeinschaft zur Förderung sozialtherapeutisch-kreativer Arbeitsstätten für Behinderte in Heidelberg ermöglichten so ein recht beispielloses Projekt, das anfänglich aus kunsthandwerklichen Arbeitsgruppen bestand und zur Ateliergemeinschaft wurde - gegründet von acht Frauen und Männern.

Sie konnten sich mit den verschiedensten Materialien und künstlerischen Techniken auseinandersetzen. Ihre Begabungen wurden so sichtbar und auch die außergewöhnliche Ausdrucksstärke und Originalität ihrer Arbeiten. Zudem fiel ihre Eigenständigkeit im schöpferischen Prozess auf. Seitdem verfolgen die Künstler einen freien kreativen Ansatz, bei dem es zwar eine angemessene, individuelle Betreuung, aber keine therapeutischen Ziele oder kunstpädagogischen Unterricht gibt.

Im Mittelpunkt steht der einzelne Mensch mit seiner persönlichen Ausdruckskraft, seinen Möglichkeiten und Bedürfnissen - abseits akademischer Kunsttraditionen. Das Ambiente des Ateliers bietet Geborgenheit, Kommunikationsmöglichkeiten und Ruhe für die konzentrierte Arbeit am eigenen Werk. Inzwischen sind es elf Künstlerinnen und Künstler, die hier selbstständig an ihren Projekten arbeiten: "Stoff für ihre bildnerischen Arbeiten besitzen sie in Fülle, es sind ihre ganz authentischen Erlebnisse, Träume und Fantasien", heißt es von Seiten der "Kraichgauer Kunstwerkstatt".

Die Bilder sind geprägt von Vitalität und Lebensfreude. Im Atelier werde viel über zumeist sehr persönliche Themen gesprochen: "Es kommt häufig vor, dass dadurch Bildthemen in verschiedenen Varianten von anderen Ateliermitgliedern übernommen werden", lässt die Einrichtung wissen.

Mittlerweile seien die Künstlerinnen und Künstler zu selbstbewussten Persönlichkeiten herangereift - auch durch die rege Ausstellungstätigkeit in ganz Deutschland und Europa. Ihre Arbeiten sind in Museen, Galerien und bedeutenden Sammlungen vorwiegend der "Art Brut" und "Outsider Art" vertreten, etwa im Museum Haus Cajeth, Heidelberg, in der "Collectie De Stadshof" im Genter Museum Dr. Guislain oder in der Galerie Hamer in Amsterdam. Zudem gibt es eine eigene Werkstattgalerie, durch die ein steter Gedankenaustausch mit der Öffentlichkeit möglich ist. Dieser und die notwendigen Bilderverkäufe sind Anerkennung und Impuls zur persönlichen Weiterentwicklung für die Künstler, die mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurden.

In Schriesheim werden Stefan Glitsch, Michael Hall, Rosemarie Hübner, Andreas Kretz, Michaela Mondelo, Hans Schön und Ulrike Welz ausstellen. Sie sind während der Vernissage anwesend. Der KKS freut sich auf eine "überraschende, vielfältige und fröhliche Ausstellung - so bunt und vergnüglich wie der Mathaisemarkt".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung