Schriesheim im Bild 2023

30.01.2013

Stehen die Bürger hinter der Sache?

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Wenn demnächst der evangelische Gemeindebrief verteilt wird, liegt ihm ein Spendenaufruf bei, der das künftige Begegnungszentrum an der Stadtkirche betrifft (wir berichteten bereits). Das druckfrische Faltblatt handelt von einem Großvorhaben, das sich anfangs gar nicht als solches darstellte.

Noch bei der Gemeindeversammlung im Spätjahr 2012 gingen die Kirchenältesten davon aus, dass der Umbau des "alten Gemeindehauses" neben dem Kirchen-Eingang 400.000 Euro kosten würde. Der Schock kam Ende November: jetzt lautete die Schätzung auf 800.000 Euro. "So viel haben wir überhaupt nicht erwartet", sagt Kirchenälteste Franziska Mersi. Wegen der Brandschutzvorschriften wurde bei dem 1920 errichteten Gebäude "eine Lawine losgetreten".

Höfer: Politische Gemeinde beteiligt sich nicht

"Wir haben uns die Frage gestellt, ob wir realistische Chancen haben, unseren Traum umzusetzen", bemerkt Pfarrerin Suse Best. Dieser Traum sieht so aus: Aus Wichern- und Luthersaal soll ein großer Raum mit sechs bodentiefen Fenstern werden, von denen aus man einen direkten Zugang zum Kirchgarten auf der hinteren und zu einer Terrasse auf der Straßenseite hätte. Senioren-Mittagstische und ein Café hätten hier Platz, oben wäre Platz für Demenz-, Handarbeits- oder Krabbelgruppen oder generationenübergreifende Kurse. Eine ebenerdige Küche und vor allem ein Aufzug sollen das Gebäude, das täglich geöffnet sein soll, praktisch und behindertengerecht machen. Hintergedanke ist eine "Öffnung", wie Pfarrer Lothar Mößner erklärt: "Dann haben wir barrierefreie, öffentlich zugängliche Räume im Herzen der Stadt, die auch anderen offen stehen." Etwa der Sozialstation, der Ökumenischen Hospizhilfe oder dem DRK. Die Koordination soll ein Sozialarbeiter übernehmen, der ebenso wie die Gemeindepädagogin von einem Trägerverein bezahlt wird.

Die Initiatoren verstehen den Spendenaufruf als eine Art "Gretchenfrage", inwiefern diese Pläne einen Rückhalt in der Gemeinde und der restlichen Bevölkerung haben. Seit einem Jahr, so berichtet Kirchenältester Thomas Rufer, laufe innerhalb der Gemeinde eine Umfrage: "99 Prozent finden die Idee toll und wünschen sich das Zentrum." Mit Bausteinen als Symbol für Spendenzusagen zwischen 500 und 50.000 Euro will die Gemeinde jetzt wissen, wie dringend dieser Wunsch ist. Bis Ende April sollen Zusagen eingesammelt werden. Nur wenn mindestens 200.000 Euro zugesagt werden, darin sind sich die Verantwortlichen einig, werde das Projekt weiter verfolgt.

Bürgermeister Hansjörg Höfer findet die Idee "ganz, ganz toll", stellt aber klar: "Die politische Gemeinde wird sich an den Kosten nicht beteiligen." Ebenso wenig wie an den Kosten für andere konfessionelle Bauvorhaben wie das katholische Gemeindehaus. Ähnlich verhält es sich bei der Badischen Landeskirche, die allenfalls eine Warteliste und die Möglichkeit von Zuschüssen in fünf Jahren in Aussicht stellte.

Als Grund werde genannt, dass das Geld für weitere Projekte fehle, so Mersi. Immerhin sind für den Umbau des Kirchen-Innenraums 1,2 Millionen Euro veranschlagt, von denen drei Viertel von der Landeskirche und der Pflege Schönau als Trägerin der Baulast übernommen werden.

Ein Viertel, 300.000 Euro, muss die Gemeinde schultern. Macht zusammen mit den 750.000 Euro, auf die die ursprünglichen 800.000 Euro herunter gerechnet wurden, mehr als eine Million Euro Gesamtkosten für die 5500 Mitglieder starke Gemeinde. Die vielleicht auf Unterstützung "von außen" hoffen kann.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung