Schriesheim im Bild 2023

06.02.2013

Branichtunnel: 135 Millionen für die Zukunft einer Stadt

Branichtunnel: 135 Millionen für die Zukunft einer Stadt

Am Ostportal des Branichtunnels im Schriesheimer Tal ist gut die künftige Verkehrsführung zu erkennen. Dieser Abschnitt der tiefer liegenden Straße wird jedoch noch unter einem Betondeckel verschwinden und somit ein Teil des Tunnels selbst. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Ein einziger Bagger wühlt sich auf dem ehemaligen OEG-Areal an der Bundesstraße 3 durch das Erdreich. Ansonsten tut sich hier noch nicht viel. Brach liegt es, das riesige, lang gezogene Gelände an der Schriesheimer Ortsdurchfahrt. Draußen, am nördlichen Ortsausgang, muss man schon genau wissen, wohin man zu schauen hat, um von der B 3 aus einen Blick auf das Westportal des Branichtunnels zu erhaschen. Seit Februar vergangenen Jahres hier immer das gleiche Bild: Man schaut auf den Tunnelmund und die Baubarracken. Wenig merkt man hier draußen von dem, was sich drinnen im Berg abspielt. Ein einsamer Bagger, ein schwarzes Tunnelloch: Unspektakuläre Anzeichen für spektakuläre Veränderungen in der Weinstadt.

Schon eine Geldsumme verdeutlicht, wie maßgeblich sich Schriesheim sowohl städtebaulich als auch in Bezug auf seine Infrastruktur in den nächsten beiden Jahren verändern wird: 135 Millionen Euro! 85 Millionen davon investiert das Land für die 1800 Meter lange Ortsumgehung durch den Schriesheimer Hausberg, den Branich. 50 Millionen Euro stecken drei Geldgeber in die Entwicklung des alten Bahngeländes mitten in der Stadt - fürs Wohnen und eine Kleinkindbetreuung, für soziale Wohngruppen und Seniorenangebote wie die Altenpflege sowie für einen neuen Raiffeisenmarkt.

Wenn das erste Auto - wahrscheinlich noch im Jahr 2015 - durch den Tunnel fährt und die modernen Flachdachhäuser am neuen Bus- und Straßenbahnhof neben der Ortsdurchfahrt stehen, bricht in der Weinstadt eine neue Zeit an, mit der sich die Kommunalpolitik schon heute beschäftigt. Die zwei Wohnquartiere mit 14 neuen Häusern und 90 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, der neue Markt und der Gebäudekomplex für Gesundheit und Soziales werden eine städtebauliche Bereicherung.

Da ist sich auch Bürgermeister Hansjörg Höfer sicher. Er spricht von einem "Meilenstein" der Stadtgeschichte. Doch was passiert zum Beispiel mit den Geschäften der Innenstadt, wenn künftig der Verkehr an ihnen vorbeifährt?

Bürgermeister: Meilenstein ...

Manche sehen Probleme durch den Tunnel, für Optimistischere sind es Chancen, und wieder andere sehen gar keine negativen Auswirkungen für Handel und Wandel, wie der Stadtplaner Jürgen Borkowski aus Ladenburg. Dieser findet die Straßenbahn der RNV-Linie 5 als "Fluchthelfer" viel schlimmer. Die Investoren und Bauleiter an den Baustellen umtreibt derweil ganz anderes.

Das obere Drittel des Querschnitts der Tunnelröhre steht momentan gut 1040 Meter tief im Berg. Vor drei Wochen fingen die Bergleute damit an, von Westen her auch den unteren Teil der Röhre aus dem Branich zu sprengen. Mit jeder Detonation kommen sie zwei bis vier Meter voran, drei Mal am Tag dürfen sie zünden und haben gut 200 Meter hinter sich.

Im Mai oder Juni wollen die Mineure zum Ostportal im Schriesheimer Tal durchstoßen, wo schon heute die künftige Trassenführung der "Landstraße 536 neu" zu sehen ist. Ebenfalls Mitte des Jahres soll auf dem OEG-Areal der Bau des Sozial- und Gesundheitszentrums beginnen, den eine Schriesheimer Investorengemeinschaft verwirklicht. Zwei Kräne werden dann das Gelände überragen. Nach 13 Monaten soll das Gebäude stehen.

... der Stadtgeschichte

Im Sommer 2014 will der Stuttgarter Immobilienentwickler Bouwfonds nebenan die ersten 45 Wohnungen schlüsselfertig übergeben. Sie werden auf einer Tiefgarage mit 60 Parkplätzen stehen. Diese Tiefgarage ist es, für die sich der einsame Bagger momentan Schaufel für Schaufel durch die Erde gräbt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung