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12.02.2013

"Und trotzdem wenden sie nicht"

"Und trotzdem wenden sie nicht"

Einmal um den Block: Die Lkw fahren von der Schiller- über die Theodor-Körner- und die Bismarckstraße zurück zur Passein. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Noch keine drei Wochen wird auf dem OEG-Areal an der Tiefgarage für die ersten sieben Bouwfonds-Wohnhäuser gebuddelt, und schon ärgern sich manche Anwohner, und zwar nicht nur in der Schillerstraße. Grund für ihren Zorn sind die Lastwagen, die das Erdreich abtransportieren. "Jetzt schaffen die schon fast vorne am Passein-Kreisel, und trotzdem wenden sie nicht, um direkt wieder auf die B 3 zu fahren", moniert eine Anliegerin. Ihr Name ist der Redaktion bekannt, in der Zeitung lesen will sie ihn nicht - aus Sorge, wieder alleine als Kritikerin dazustehen. Sicher gibt es auch andere Stimmen. Aber die Frau ist nicht die Einzige, die sich echauffiert.

Die junge Mutter einer kleinen Tochter hat beobachtet, dass die Lastwagen nicht etwa umdrehen und auf kürzestem Wege abfahren. Statt dessen fahren sie durch die ganze Nachbarschaft und benutzen die Strecke über die Theodor-Körner- und die Bismarckstraße zurück zur Passein. Schon die breiten, dreckbraunen Reifenspuren auf den Straßen belegen das. Ihr Kind lässt die Frau auf der Schillerstraße auch nicht mehr spielen: "Weil die Lkw die Straße runterrasen, von wegen Tempo 30." Ärgerlich sei auch, dass bis zu vier Baulastwagen über Nacht an der Schillerstraße parken und so in den frühen Morgenstunden unweit des Bahnhofs jede Menge Parkplätze für Berufspendler blockieren: "Erst wenn die Baustelle morgens aufgemacht wird, fahren die weg", hat die Frau beobachtet, die unweit der Einmündung zur Theodor-Körner-Straße wohnt.

Zu den Vorwürfen nimmt gestern Karl Köhler Stellung. Er ist in dritter Generation Geschäftsführer der Besigheimer Baufirma Karl Köhler, die in Schriesheim für den Immobilienentwickler Bouwfonds als Generalunternehmung agiert und die Wohnungen schlüsselfertig übergeben wird. Köhler will die Kritik an den Lastwagen so nicht ganz stehen lassen: "Die fahren so, wie es effektiv ist und wo man am besten fahren kann." Mit einem Sattelzug an der Baustelle zu wenden, sei schwierig: "Wenn es einfach wäre, würden die Fahrer es ja tun." Man wolle die Anwohner sicher nicht über Gebühr belasten: "Aber wir nutzen hier öffentliche Straßen zu normalen Arbeitszeiten." Ähnlich sieht es ein Anlieger aus der Theodor-Körner-Straße, der im Gespräch ebenfalls darauf besteht, nicht namentlich zu erscheinen. Er sagt: "Natürlich gefällt es mir nicht, dass die Lastwagen hier vor meiner Nase herumfahren, aber das ist nun mal die Bautätigkeit. Irgendwie müssen die Lkw ja an- und abfahren. Und so, wie es momentan läuft, ist das hinzunehmen. Sie fahren nicht nachts, und sie sind auch nicht so laut. Außerdem wird es nicht ewig dauern mit dem Aushub." Im Bauamt ist man von der Route der Lastwagen überrascht: "Wir dachten, sie fahren jetzt nur durch die Schillerstraße", so Stadtbaumeisterin Astrid Fath. Sie werde der Sache nachgehen.

Doch ändern wird sich wohl so schnell nichts. Im Gegenteil. Der Druck auf die Wohnstraßen dürfte eher noch wachsen. Im Mai wollen Burkhardt/Witteler mit ihrem Gebäude anfangen, und auch der Erste Spatenstich für den neuen Raiffeisenmarkt dürfte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Je mehr sich auf dem gesamten OEG-Areal tut, desto mehr Baufahrzeuge werden kommen und zudem Anlieferer von Material.

Mit dem bisherigen Verlauf der Baustelle ist Karl Köhler derweil zufrieden: "Es geht voran. Die Kälte ist eher gut für uns, denn auf dem angefrorenen Boden können die Baufahrzeuge besser fahren, und die Erde schmiert nicht so." Der Bauunternehmer geht davon aus, dass der Aushub der Tiefgarage noch zwei Wochen dauert. Insgesamt müssen zwischen 8000 und 10 000 Kubikmeter Erde weggeschafft werden. Was den späteren Hausbau auf dem OEG-Areal anbelangt, ist die junge Frau aus der Schillerstraße relativ gelassen und fürchtet Einschränkungen durch Lärm und Staub in der gut eineinhalbjährigen Bauzeit nicht so sehr: "'Augen zu und durch', ist hier die Strategie meiner Familie. Denn schlimmer als damals der Abriss der alten Betriebsgebäude auf dem OEG-Areal kann es ja nicht werden." Die 12,50 Meter hohe Bebauung werde zwar viel Licht nehmen, "der Vorteil ist aber, dass wir durch die neuen Häuser einen Lärmschutz zur B 3 und zur Bahnlinie haben werden. Das freut uns."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung