Schriesheim im Bild 2023

06.03.2013

"AKK" war kein Risiko

"AKK" war kein Risiko

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die Ministerpräsidentin des Saarlandes, brachte die Mittelständler im restlos gefüllten Festzelt geradezu ins Schwärmen. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Zum Schluss standen im Festzelt alle und wollten gar nicht aufhören zu applaudierten. Der Präsident des Bundes der Selbstständigen (BDS), Günther Hieber, strahlte. Und Annegret Kramp-Karrenbauer? Die Ministerpräsidentin des Saarlandes winkte mit beiden Händen in die lückenlose Menge und schnaufte durch.

Eine gute Dreiviertelstunde hatte die Christdemokratin gestern als Festrednerin der traditionellen Mittelstandskundgebung des Mathaisemarkts über die soziale Marktwirtschaft zwischen "Wettbewerb und sozialer Verantwortung" gesprochen. Dazu drehte sich die Discokugel neben den Scheinwerfern, die die Bühne beleuchteten. "AKK" hatte das Zelt auf ihre Weise gerockt.

Dabei hat sie ein paar Schriesheimer Festzeltregeln eingehalten, quasi die Erfolgsgarantie: Fang' mit Witz an, finde dein Thema im Sinne des mittelstandsfreundlichen Publikums und höre stark auf. Kramp-Karrenbauer wurde im Laufe ihrer Rede immer besser, pointierter, auch lebhafter. Und verfiel dabei dezent, aber deutlich hörbar in ihren Heimatdialekt. Auch das kann in Schriesheim nie schaden. Sie dankte zunächst für die "riskante" Einladung: "Denn kürzlich war ich in Rom beim Papst, und der ist fünf Tage danach zurückgetreten." So gesehen, war das Risiko auf der Seite von Bürgermeister Hansjörg Höfer, der im Dezember wiedergewählt werden will. Zudem habe der "clevere" BDS dabei zwei Aspekte auf einmal berücksichtigt: Kramp-Karrenbauer war überhaupt erst die zweite Frau nach Herta Däubler-Gmelin im Jahr 1999, die in der langen Geschichte der Schriesheimer Mittelstandskundgebung sprach, "und vor mir war auch erst ein saarländischer Ministerpräsident hier" - ihr Vorgänger Peter Müller im Jahr 2000. Sympathisch brachte sie das Zelt auf ihre Seite.

"Sie hat Klartext geredet und uns aus dem Herzen gesprochen", schwärmte Hieber. Kramp-Karrenbauer verteidigte das duale Bildungssystem und schickte eine Warnung nach Stuttgart: "Die Eltern haben die Nase voll von Schulreformen." Sie stellte sich vor den Mittelstand - und gegen Steuererhöhungen nach Art ihres Landsmanns Oskar Lafontaine sowie gegen den unkontrollierten Anstieg von Kosten im Rahmen der Energiewende, die kein Jobkiller sein dürfe. Bevor man kleine und mittlere Unternehmer sowie die Bürger weiter belaste, sei zudem sparen angesagt. In der EU, im Bund, im Land. Die Ministerpräsidentin forderte einen Mindestlohn, aber keinen "politischen". Paritätisch besetzte Kommissionen müssten her, und zwar nur da, "wo es weiße Flecken auf der Landkarte gibt". So wenig Politik wie nötig, so viel Eigenverantwortung wie möglich: Kramp-Karrenbauer sprach fast schon wie eine Liberale. Hieber jedenfalls prophezeite ihr danach eine große Zukunft in der Politik. Und sicher habe man sie nicht zum letzten Mal in Schriesheim erlebt: "In welcher Funktion auch immer."

Dem Festzeltpublikum wär's nach der gestrigen Premiere sicher recht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung