Schriesheim im Bild 2023

10.04.2013

Kurze Wege beim langen Tunnelbau

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Auch Birgit Ibach-Höfer fuhr vor und hielt am Baubüro des Branichtunnels. Hier trafen sich gestern Vormittag die Mitglieder aus dem Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistags im Vorfeld ihrer Schriesheimer Sitzung zur Visite der Baustelle.

Anders als den Kreisräten war der Bürgermeistergattin allerdings gar nicht nach Information zumute. Sie war in ihrer Funktion als Tunnelpatin unterwegs. Für die Bauzeit des Branichtunnels gilt Ibach-Höfer als irdische Stellvertreterin der Heiligen Elisabeth, der Schutzpatronin der Tunnelbauer. Für die Mineure ist das enorm wichtig. "Und sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst", sagte Landrat Stefan Dallinger in seiner Begrüßung. So habe Ibach-Höfer einem der Bergleute eben einen Kuchen zum Geburtstag gebracht. Da ging ein Raunen durch die Reihen der Kreisräte im großen Besprechungszimmer der Baucontainer an der Tunnelzufahrt.

Hier hängt der große Plan des Branichtunnels, und hier zeigten Bauleiter Ralph Eckerle, sein Kollege Volker Staudacker und der Leiter des Baureferats Nord beim Regierungspräsidium, Peter Siepe, den Infofilm zum Tunnelprojekt, der schon am Tag der offenen Baustelle im Oktober so gut angekommen war. Danach oder davor ging es in den Tunnel - je nachdem, welcher der beiden Gruppen man angehörte, die zum Gang in die Röhre gebildet wurden.

Zuvor begrüßte Dallinger noch Bürgermeister Hansjörg Höfer, der etwas später im Baubüro eintraf. Der Verwaltungschef freute sich über die gute Zusammenarbeit mit der Baufirma Züblin und dem Regierungspräsidium: "Die Wege zwischen uns sind kurz, wenn es mal Probleme gibt. Und die gibt es, wenn die Tassen im Schrank klirren und die Bürger auf dem Branich Angst um ihre Häuser haben", sagte Höfer mit Blick auf die Zeit der ersten Sprengungen im Berg: "Da ist eine gute Zusammenarbeit einfach wichtig."

Der Bürgermeister sprach auch die Talstraßensanierung an, die nach der Tunnelöffnung anstehe. Als Ausweichstrecke müsse die bisherige L 536 mitten durch den Ort zwar offen bleiben, doch städtebaulich werde sich hier auch so Einiges tun: "Die Leute sind aus der Talstraße weggezogen wegen des vielen Verkehrs. Und jetzt mit der Aussicht auf den Branichtunnel kommen wieder junge Familien, um hier zu wohnen." Der Tunnel sei also auch aus diesem Grund eine Perspektive, sagte Höfer, der den Kreisräten ihr Privileg vor Augen führte: "So oft gibt es leider keine Führungen in den Tunnel. Dabei sind diese so begehrt. Man könnte hier fast ein Besucherzentrum einrichten." Rund 200 Meter tief ging es für die kommunalpolitischen Gäste aus dem Rhein-Neckar-Kreis in den Berg. Kurz vor der Rampe hinauf in den Bereich, in dem bislang nur die oberen zwei Drittel des Tunnelquerschnitts herausgesprengt wurden, mussten sie aus Sicherheitsgründen umkehren.

Draußen schauten sie sich noch das Wasserreservoir samt Aufbereitung an. Das Brauchwasser aus dem Berg wird an Ort und Stelle gereinigt und auf einen PH-Wert gebracht, mit dem auch die Kläranlage arbeiten kann. Weitergearbeitet wird bald auch am Ostportal.

Ab Ende April wird hier laut Eckerle der Schalwagen aufgebaut, und das dauert seine Zeit. Das Ungetüm von einem Arbeitsgerät wird später die 40 Zentimeter dicke Spritzbetonschale in den Tunnel modellieren. Damit kann es erst losgehen, wenn die Mineure am Ostportal durchstechen. Das ist, wie gemeldet, für Juni avisiert. Und wie es aussieht, werden die Tunnelbauer ihren Zeitplan halten. So kam Höfer zu dem Schluss: "Das Projekt klappt und funktioniert. Und meine Frau hat ihren Anteil daran. Sagen zumindest die Mineure".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung