Schriesheim im Bild 2023

13.04.2013

Lange nicht mehr so wenige Abiturienten

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Für 104 Jugendliche hat gestern an Schriesheims Gymnasien der sprichwörtliche "Ernst des Lebens" begonnen: Mit dem Fach Deutsch startete das diesjährige schriftliche Abitur.

Wären da nicht die stressigen Prüfungen, dann könnte man fast von einem "kuscheligen" Abi sprechen, gab es doch seit Jahren keine so niedrige Schülerzahl mehr wie in diesem Jahr. Nach dem Rekordjahr 2012, in dem die G 8 und G 9-Jahrgänge zu einem "Doppel-Jahrgang" zusammengefasst wurden, flaute die Zahl im Kurpfalz-Gymnasium (KGS) auf ein fast historisches Tief ab. Nur 60 Prüflinge sind es diesmal. In früheren Jahren, vom Doppel-Jahrgang einmal abgesehen, bewegte sich die Zahl immer zwischen 80 und 90. "Es ist vielleicht einfach ein schwächerer Jahrgang", mutmaßte KGS-Schulleiter Matthias Nortmeyer. Mit 44 Prüfungskandidaten bewegte sich das Heinrich-Sigmund-Gymnasium (HSG) dagegen im guten Durchschnitt seiner eigenen Prüfungsstatistik.

Geschrieben wurde von 8 Uhr morgens bis halb 13.30 Uhr mittags, die Schüler konnten eine von fünf Aufgaben wählen. Themen, mit denen HSG-Direktor Dr.Wolfgang Metzger zufrieden war: "Sie sind gut und machbar für den, der sich fleißig vorbereitet hat."

Kafkas "Prozess", "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist und Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" sollten in der ersten Aufgabe mit einander verglichen werden, in der zweiten Aufgabe ging es ausschließlich um Dürrenmatt, während sich eine literarische Erörterung mit einem Zitat Georg Büchners aus dem Jahr 1835 auseinander setzen sollte.

Gedicht-Fans konnten ein Sonett von Brecht mit einem Gedicht Sarah Kirschs vergleichen, während das letzte Thema "Analyse und Erörterung eines nicht-fiktionalen Texts" hieß: Passenderweise sollten die Schüler die Bedeutung von Ritualen untersuchen, speziell von Abiturfeiern. "Die meisten haben das erste oder zweite Thema genommen", schätzte Metzger, während Nortmeyer vermutete, dass auch die letzte Aufgabe für einige Prüflinge ihren Reiz hatte.

Während die Klausur im HSG traditionsgemäß in der Turnhalle geschrieben wurde, waren die KGS-Abiturienten im dritten Stock untergebracht. Eine Lösung, die wegen der Toiletten-Sanierung im nördlichen Treppenhaus ein allzu menschliches Problem mit sich brachte. "Die Schüler hätten ganz unten aufs Klo gemusst", so Nortmeyer. Die Aufstellung eines Dixieklos scheiterte an den Abmessungen des Aufzugs, weswegen die Schüler für die Dauer ihrer Prüfungen Zugang zu den "heiligen Hallen" der Schule haben, der Lehrertoilette im ersten Stock. Für Nortmeyer eine sinnvolle, weil "mogelsichere" Lösung: "Da kommen schließlich des Öfteren Kollegen rein." Heute steht den Abiturienten die Mathe-Prüfung bevor, morgen ist Französisch an der Reihe. Englisch folgt am Montag. "Und am Dienstag ist bei uns Haupt-Kampftag", sagte Metzger. Sport, Bio, Erdkunde, Chemie, Physik oder Geschichte heißen die Fächer, die an diesem Tag abgefragt werden.

Hebräisch war Dienstag dran

Ungewöhnlich war diesmal übrigens der Beginn der schriftlichen Prüfungen an einem Mittwoch. Tatsächlich, so erklärte Metzger, begann das Abitur bereits am Dienstag, und zwar für alle Schüler, die eine Prüfung in Hebräisch ablegten. In Schriesheim wird die Sprache jedoch an keinem der beiden Gymnasien angeboten. Landesweit seien es nur zwei bis drei Prozent der Schüler, die ein Hebraicum machten, bemerkte Metzger. Deutlich mehr haben Latein gewählt. Mit diesem Fach endet denn auch das schriftliche Abitur am kommenden Mittwoch.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung