Schriesheim im Bild 2023

20.04.2013

Was nützt ein Verbot, wenn es keiner weiß?

Was nützt ein Verbot, wenn es keiner weiß?

Dr. Barbara Schenk-Zitsch, Wolfgang Fremgen und Fadime Tuncer (v. l.). Foto: Dorn

Schriesheim. (nip) "Dieser Spielplatz ist rauchfrei - seien Sie Vorbild. Denn Kinder haben ein Recht auf gesunde Spielräume", wird auf den Schildern stehen, die der städtische Bauhof demnächst auf Schriesheims Spielplätzen aufstellen wird. "Es müssten sieben Spielplätze sein - ich habe sie gezählt", erklärt Stadträtin Barbara Schenk-Zitsch. Sie und die Fraktionskollegen der Grünen Liste, Fadime Tuncer und Wolfgang Fremgen, stellten jetzt "ihr" Projekt vor, mit dem die Spielplätze der Stadt rauch- und somit kippenfrei werden sollen.

Die Grüne Liste reagierte auf Beschwerden von Müttern über Verunreinigungen auf den Plätzen und wollte daher ein Rauchverbot beantragen. "Die Verwaltung hat aber recherchiert, dass es so ein Verbot bereits gibt", erklärte Schenk-Zitsch. Und fügte an: "Aber was nützt das, wenn es keiner weiß?". Die Grüne Liste regte beim Ordnungsamt an, Schilder aufzustellen; als Appell an alle Raucher, aber auch zur Sensibilisierung. "Das ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern für Kleinkinder auch gefährlich", erklärt die Zahnärztin. Wenn ein kleines Kind zwei, drei Kippen verschlucke, könne das zu Vergiftungserscheinungen führen. In der Berliner Giftzentrale seien im letzten Jahr 921 Fälle gemeldet worden. Die Stadträtin hat gründlich nachgeforscht: Im Jahr 2009 wurden in Deutschland 68 Milliarden Zigaretten konsumiert, wovon 95 Prozent Filterzigaretten waren. Der Filter nimmt Schadstoffe aus dem Rauch auf; eine hohe Konzentration an toxischen und krebserregenden Substanzen wie Nikotin, Teer und schwer abbaubaren Schwermetallen. Das Wegwerfen von Filterkippen stellt zudem eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Bußgeld bis zu 50 Euro belegt werden kann. Doch wer will das kontrollieren?

Die Grünen verweisen auf die Vorreiterrolle, die die Stadt Heidelberg beim Thema einnimmt. Eine Vergleichsstudie zwischen drei Städten weist Heidelberg die geringste Zahl an Zigarettenkippen auf Kinderspielplätzen zu. Die Stadt stellte insgesamt 300 Hinweisschilder auf.

Schriesheim schließt sich nun an; die Kosten pro Schild sollen sich auf rund 150 Euro belaufen, Bauhofleistung inklusive. Seitens des Ordnungsamts hätten sich Willy Philipp und Werner Morast viel Mühe mit dem Design der Schilder gemacht, dankt Schenk-Zitsch. "Das war wohl sehr aufwendig." Logos kamen vom DKFZ und vom Kinderschutzbund. Nebst Glückwünschen für die Aktion "rauchfreie Spielplätze". Die nächsten Aktionen der Grünen sollen dann mit "Barrierefreiheit" zu tun haben.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung