Schriesheim im Bild 2023

08.05.2013

"Der Kirchturm swingt" für das umgebaute Pfarrzentrum

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Jazz ist nicht unbedingt die Musik, die man in einer katholischen Kirche erwartet. In Schriesheim hatte es die Kombination noch nicht gegeben, "Jazz und Lyrik" musste man in diesem Sinne als Experiment verstehen. Eines, das einem wohltätigen Zweck diente, kamen doch die Einnahmen dem Umbau des katholischen Pfarrzentrums zugute. Das Experiment mit dem Motto "Der Kirchturm swingt" stand von Anfang an unter einem guten Stern: Ein warmer Frühlingsabend lockte zahlreiche Besucher an und sorgte für gute Laune. Damit die noch besser wurde, legte die "French Quarter Jazz Band" mit launigen Dixieland- Rhythmen los. Bandleader Norbert Kunze gab mit seiner kleinen Trompete die Richtung vor, beim Klassiker "Indiana" stellten sich Klarinette, Trommel, Posaune und ein Sousafon musikalisch vor. Auch ein Banjo kam zum Einsatz: Dr. Dierk Frerichs spielte ein historisches Instrument, dessen Klang Südstaatenatmosphäre auf den Pfarrer-Eberhard- Platz zauberte. Nach einem letzten Schluck Wein vom Buffet folgte das Publikum der Band in die Kirche.

Hier setzte sich Pfarrer Ronny Baier mit der Vereinbarkeit von Kirche und Jazz auseinander und kam zu folgendem Schluss: "Jazz ist in Musik gefasst dasselbe, was das Volk Israel in seine Psalmen gefasst hat." Also die gesamte Bandbreite der Emotionen von Trauer über Schmerz bis zur Freude. In der Musik komme das Leben zum Ausdruck, weshalb der Jazz ausgezeichnet in eine Kirche passe. Dann folgte die nächste Stufe des Experiments: die Zusammenführung von Jazzband (Die "Kirchturmswinger") und Kirchen-Akustik. Die Klarinette von Freddy Münster und Rainer Puschs Saxofon profitierten mit brillantem Ton vom leichten Echo des Kirchen-Vordachs. Klar und leuchtend war der Sound des von Udo Sailer virtuos gespielten Klaviers, den dahinter platzierten Bass hörte man ungewöhnlich gut: Boris Friedel konnte bei seinen Soli richtig auftrumpfen. Ray Charles' "Georgia on my mind" war die Sternstunde von Sänger Freddy Münster, dessen samtweiche Stimme nur manchmal zu nah ans Mikro kam, hart und trocken untermalt von Drummer und Bandleader Eugen Fallmann: Unterm Strich eine ungewöhnliche, aber "funktionierende" Kombination. Der einzige, dessen Stimme nicht künstlich verstärkt wurde, war Rezitator Dieter Degreif. Der Schauspieler trug amüsante Gedichte wie Ringelnatz' "Briefmark" vor, aber auch Klassiker von Rilke oder Lenau. Auch das war ungewöhnlich für eine Kirche. Aber auch das gelang. > weiterer Bericht

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung