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15.05.2013

Ein Stahlnetz für die Steine am "Hirschsprung"

Ein Stahlnetz für die Steine am "Hirschsprung"

Baudirektor Peter Siepe, Bürgermeister Hansjörg Höfer, der Bauleiter des Branichtunnels, Ralph Eckerle, und Stadtbaumeisterin Astrid Fath (v. l.) an der Hangsicherung in der Talstraße. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Willi Krämer kam gestern auch vorbei. Der Seniorchef des Hotel-Restaurants "Neues Ludwigstal" hatte spitzgekriegt, dass es einen Pressetermin an der Hangsicherungsbaustelle in der Talstraße gibt. Mit dabei waren neben Bürgermeister Hansjörg Höfer und Stadtbaumeisterin Astrid Fath auch der Bauleiter des Branichtunnels, Ralph Eckerle, und Peter Siepe, der Leiter des Baureferats Nord beim Regierungspräsidium Karlsruhe (RP). Unter dessen Regie wird die steinerne Böschung am "Hirschsprung" zurzeit gegen weiteren Steinschlag gewappnet - mit einer Anker- und Stahlnetzkonstruktion. Ende nächster Woche soll alles fertig sein. Dann wird auch die einseitige Talstraßensperrung wieder aufgehoben.

Polizei hat's auch probiert

Das war aber gar nicht Krämers Thema. Er war mit seinen Gedanken noch bei der eilig eingerichteten Vollsperrung vom Himmelfahrts- bis zum Muttertag: "So einen guten Muttertag hatte ich noch nie", übte sich der Gastronom in Ironie. Drei Bedienungen hätte er eingesetzt, obwohl er nur eine gebraucht hätte. Die Gäste blieben aus. Überhaupt die Umleitung: Eckerle widersprach der RNZ-Darstellung, diese sei nur spärlich ausgeschildert gewesen: "Die Polizei hat's auch probiert und war zufrieden."

Doch jetzt sollte es um den Hang gehen. Wasser, Frost und Wärme im Wechsel würden dem Gestein zusetzen, erläuterte Eckerle. Dadurch - und nicht durch die Sprengungen zum Bau des Branich-tunnels - löse sich das Geröll. Etwa 100 Kubikmeter wurden von der österreichischen Fachfirma HTB aus Wörgl bis jetzt kontrolliert abgetragen. Ein erstes Stahlnetz haben die Spezialisten für Hochgebirgsbau schon am Hang auf Höhe der Strahlenberger Straße zur Stabilisierung installiert.

Daher soll es morgen im bis jetzt 1300 Meter langen Branichtunnel auch endlich weitergehen mit den Sprengungen. Die hatte das RP gleich nach dem Geröllsturz an der Talstraße vor zweieinhalb Wochen einstellen lassen, um ja keinen Verdacht aufkommen zu lassen, die Tunnelarbeiten stünden mit dem Steinschlag in Zusammenhang. In der Talstraße wird derweil der Einbau des zweiten, noch stabileren Stahlnetzes vorbereitet. Es wird an vier Meter tief im Fels einbetonierten Ankern gespannt und über das erste Stahlgeflecht gelegt: "Das zweite Netz ist verzinkt und schwerer. Daher brauchen wir einen noch größeren Kran dafür", so Eckerle. Deshalb wird die Talstraße am kommenden Donnerstag noch einmal zwischen 20 und 0 Uhr voll gesperrt.

Schließlich wird auch aus den Felsen auf Höhe der Mälzerei Kling das lockere Gestein entfernt. Hier bedarf es aber keiner sichernden Konstruktion. Dieses Auslesen der wackelig sitzenden Steine hat die Stadt in den 1950ern und 60ern wohl regelmäßig gemacht. So jedenfalls hätten es ihm Bürger erzählt, sagte Höfer. Seit 35 bis 40 Jahren werde aber nichts mehr gemacht.

Auf die Frage, warum die Verwaltung nicht längst reagiert hat, obwohl die Anwohner schon Jahrzehnte mit den Geröllabgängen leben müssen, sagte er, dass es auch immer eine Frage der Zuständigkeit gewesen sei. Und schließlich habe es geheißen: "Man braucht nichts machen." Jetzt aber, sobald am "Hirschsprung" alles gesichert ist, lasse die Stadt auch die Steinböschungen zwischen Bergwerk und Branichzufahrt prüfen, so Höfer.

"Die leisten Superarbeit"

Nach all der Kritik an der plötzlichen Talstraßensperrung vergangene Woche wollte der Bürgermeister nun auch mal ein Lob loswerden an das RP - für die schnelle und erfolgreiche Suche nach einem Unternehmen, das die 200 000 Euro teure Hangsicherung quasi aus dem Stand heraus übernehmen konnte.

"Und die leisten Superarbeit hier", bestätigte auch Anwohner Michael Fießer. Er und seine Frau stellen den HTB-Leuten inzwischen Kaffee und Kuchen auf den Gartentisch. Fießer führte die RNZ noch durch seinen Garten, der in Terrassen hin zum steilen Berg angelegt ist: "Da kam letztes Jahr zwei Mal der Starkregen mit Geröll runter." Der Schlamm lief über Treppen, durch den Abstellraum für Fahrräder und dann hinaus bis auf die Talstraße. Fießer ist froh über die Hangsicherung, auch wenn sich die großen Steine, die immer wieder in seinen Garten fallen, eher aus einem anderen Teil der Böschung lösen. Mit einigen davon hat er einen kleinen Gartenteich gebaut.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung