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23.05.2013

Schriesheimer Geröllabgänge: "Da ist Gefahr im Verzug"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am letzten Sonntag gegen acht Uhr abends krachte es wieder auf der Terrasse der Familie Savumlu in der Talstraße. Erneut hatte sich ein Stück Fels gelöst und polterte auf ihr Anwesen. Die Savumlus kennen das. Ihr Haus liegt auf der Böschungsseite. Doch dieses Mal war es anders als die Male zuvor. Denn die Stadt kümmerte sich um die Sache.

Am Montag sperrte die Feuerwehr die Terrasse ab, am Dienstag standen Iris Savumlu und ihr Mann im Rathaus auf der Matte und verlangten Bürgermeister Hansjörg Höfer zu sprechen. Dieser weilt im Urlaub, also nahm sich sein erster Stellvertreter, Anselm Löweneck, der Sorgen der Savumlus an. Vor Ort verschaffte er sich gemeinsam mit Feuerwehrkommandant Oliver Scherer und Stadtbaumeisterin Astrid Fath einen Eindruck und stellte danach fest: "Die Anwohner sind zu Recht beunruhigt, da ist Gefahr im Verzug".

Jetzt soll ein Gutachter im Auftrag der Stadt ermitteln, was an den Hängen in der Talstraße zu tun ist. Denn es geht nicht nur um das Anwesen der Savumlus. Auch der gesamte Böschungsbereich zwischen Branichstraße und Bergwerk soll untersucht werden. Außerdem zog Löweneck die Fachfirma HTB aus dem österreichischen Wörgl für ihre Expertise heran. HTB ist bekanntlich gerade dabei, den Hang am "Hirschsprung" an der Talstraße zu sichern. Jetzt sollen die Experten für Hochgebirgsbau auch ein Angebot für die Absicherung der Böschung weiter westlich die Talstraße hinunter abgeben.

Löweneck erkannte die Brisanz, unterstrich aber, dass auch dieser Geröllabgang nicht im Zusammenhang zu sehen sei mit Sprengungen für den Branichtunnel. Vielmehr hätten Regenwasser und Wurzelwerk den Stein gelockert und abplatzen lassen. Was immer der Grund war: Die Savumlus wollen endlich mal wieder ihren Garten benutzen: "Das ist ja lebensgefährlich bei uns", so Iris Savumlu. Auf der Terrasse steht ein roter Stuhl: "Da saß mein Mann noch drauf. Den hat er extra nah an den Hang gestellt, weil die Steine ja immer etwas im Bogen hinunterfallen." Dieses Mal flogen sie nicht so weit. "Wir hoffen, dass das Problem jetzt schnell behoben wird", sagte Iris Savumlu.

Sie hat sich darüber geärgert, dass das Regierungspräsidium sofort reagiert hat, nachdem am 28. April oben auf der Höhe der Kreuzung mit der Strahlenberger Straße Steine in die Gärten gefallen waren: "Und hier bei uns zieht es sich so ewig." Schon etwa eineinhalb Jahre lang. Nach einem Geröllabgang im Januar vergangenen Jahres habe sich ihr Sohn bei der Stadt erfolglos um Hilfe bemüht.

Als sie sich der Sache selbst annehmen konnte, habe sich im Rathaus keiner zuständig gefühlt, erinnerte sich Iris Savumlu im RNZ-Gespräch. Also gab die Familie die Angelegenheit ihrem Rechtsanwalt. Beide Seiten trafen sich vor Gericht und einigten sich auf einen Vergleich, der im August oder September 2012 vorgelegen haben soll. Demnach, so Savumlu, habe sich die Stadt dazu verpflichtet, den Hang zu begutachten, die Steine wegzuräumen und für eine angemessene Sicherung zu sorgen. Passiert sei nichts: "Das ging alles so schleppend. Und bei uns war auch niemand, um sich die Sache mal anzuschauen - zumindest bis Dienstag nicht", sagte Iris Savumlu. Der Besuch von Löweneck, Fath und Scherer hat ihr neue Zuversicht gegeben: "Alle haben selber gesehen, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Außerdem hatten wir den Eindruck, dass sich Herr Löweneck wirklich um die Sache bemühen wird."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung