Schriesheim im Bild 2023

29.07.2013

WG bekennt sich zum Badischen Winzerkeller

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Es ging, wie auch im letzten Jahr, mal wieder um die Zahlen. Bislang sei das ja eine harmonische Sitzung gewesen, sagte Peter Grüber in der Hauptversammlung der Winzergenossenschaft (WG). Aber vor drei Wochen habe man so einen Zettel bekommen, formulierte er zunächst etwas kryptisch, wurde dann aber deutlich: "Die Auszahlleistungen sind im Keller angekommen. Der Badische Winzerkeller Breisach verspricht seit Jahren, auf 8000 Euro (pro Hektar, Anm. d. Red.) zu kommen, schafft aber keine 5000 Euro. Davon kann man doch nicht mehr leben." Für 35 Cent pro Kilo Trauben könne er keine Leute mehr bezahlen. "Da kann ich die Trauben auch hängen lassen." Grüber forderte eine Auszahlungsgarantie seitens der WG und "Plan B", der Vorstand und Aufsichtsrat ermächtigen würde, sich nach einem alternativen Vertragspartner umzusehen.

"Sind auf einem guten Weg"

Es sei heute nicht der geeignete Rahmen, um eine Grundsatzdebatte über den Vertragspartner zu führen, gab WG-Vorstandsvorsitzender Friedrich Ewald zurück. "Die letzten Jahre waren nicht rosig, was die Erträge und Auszahlungsleistungen betrifft, das ist wahr. Wir sind aber auf einem guten Weg."

Im Badischen Winzerkeller in Breisach (BWK), wo die WG ihre Weine ausbauen lässt, gebe es positive Signale. Man habe Führungsebenen neu besetzt, Altgebäudebestände veräußert und im Restrukturierungsprozess ein konsequentes Kostenmanagement betrieben, erklärte später BWK-Vorstand Peter Hahn. Im Jahr 2012 habe man sowohl das Umsatz- als auch das Traubengeldziel von hier 8250 Euro brutto erreicht. Er sei zuversichtlich, dass es gelingen werde, das Traubengeld auf 8500 Euro zu heben. Für 2012 sprach er von einer Traubengeldauszahlung von 7800 Euro netto. Zusätzlich der Zahlung von 2300 Euro aus der Teilselbstvermarktung der WG komme man über die 10 000-Euro-Marke, eine Zahl somit, die "symbolischen Wert" habe. Im Dialog mit einem Vollanlieferer habe man zudem die Rücknahme dessen Kündigung erreichen können. "Ein wichtiger Schritt", meinte Hahn.

Im vergangenen Jahr habe der BWK 49 Millionen Euro Umsatz gemacht und sei damit nur knapp unter seiner Planung geblieben. 20,3 Millionen Liter Wein seien verkauft worden; 2013 liege das Unternehmen auf Kurs mit Zahlen von 23,3 Millionen Euro Umsatz und 9,1 Millionen Litern verkauftem Wein.

Der BWK sei ein vertrauter Partner, der gute bis beste Qualitäten liefere. "Durch Ihre gute Arbeit in den Weinbergen", meinte Ewald zu den Winzern. Es sei nicht gut, "im Sturm" die Seiten zu wechseln. Vorstand und Aufsichtsrat würden hier sicher nicht mitziehen. Carsten Coenen, Prüfer vom Badischen Weinbauverband, stellte einige Vergleichszahlen heraus: Zunächst sei anzumerken, dass die WG es schaffe, die niedrigen Auszahlungsleistungen des BWK auszugleichen. Das betraf vor allem die ertragsarmen Jahre 2009 und 2010. Im Fünf-Jahres-Mittel liege die WG in Schriesheim mit einer Auszahlungsleistung von durchschnittlich 8613 Euro höher als vergleichbare Genossenschaften in Unterbaden, wo man auf 6226 Euro komme. Auf Gesamtbaden bezogen liege man hier bei 8646 Euro.

"Wir sind nicht die Ärmsten der Armen", meinte Ewald. Es waren viele Zahlen, die durch den Raum schwirrten. Aber sie überzeugten offenbar. Jedenfalls blieb es harmonisch im weiteren Verlauf der langen Sitzung. Vielleicht lag es auch mit an Aufsichtsratschef Winfried Krämer, der in seiner unaufgeregten Art eines klarmachte: "Jeder Winzer hier ist Anteilseigner der WG. Wir müssen unseren eigenen Laden nach außen gut vertreten." > weiterer Bericht und Kasten

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung