Schriesheim im Bild 2023

06.08.2013

Wie die blauweiße Raute in die Kurpfalz kam

Wie die blauweiße Raute in die Kurpfalz kam

Über die Wittelsbacher sprach Dr. Alexander Schubert (Vorne, Zweiter v. l.). Vorne, rechts daneben: Dr. Dirk Hecht, Bürgermeister Hansjörg Höfer und Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger. WG-Geschäftsführer Harald Weiss präsentierte den Wittelsbacher-Wein der Winzergenossenschaft. Foto: Dorn

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Mit 45 weiteren Orten begeht Schriesheim im kommenden Jahr das "Wittelsbacher-Jahr". Kernstück der begleitenden Ausstellungen ist die Schau in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen ("rem"), die Dr. Alexander Schubert organisiert. Er habe die Zusammenarbeit mit Schriesheim noch von der Staufer-Ausstellung in guter Erinnerung, dankte der Kulturmanager Bürgermeister Hansjörg Höfer, der seinerseits auf die Kooperation Bezug nahm: "Das war toll."

Damals wie heute hielt der Mannheimer Historiker zur Einstimmung einen Vortrag, der diesmal 600 Jahre Wittelsbacher-Herrschaft in der Kurpfalz umfasste. Passender Rahmen war das Historische Rathaus, in dem auch der "Wittelsbacher-Wein" vorstellt wurde. Zudem gehörte ein Vortrag von Stadtarchivar Dr. Dirk Hecht zum Programm des Abends.

Im Foyer begrüßte Hans-Dieter Schotschs Instrumental-Ensemble die Gäste mit Alter Musik, darunter einen Tanz aus dem 14. Jahrhundert. Etwas früher, im Jahre 1214, begann der Aufstieg der Wittelsbacher, erklärte Schubert. Herzog Ludwig wurde von Kaiser Friedrich II. die Kurfürstenwürde verliehen, was seine Familie mit einem Schlag ebenso einflussreich machte wie die Staufer und die Welfen. 700 Jahre lang regierte das Geschlecht Bayern, 600 Jahre lang die Kurpfalz. Ludwig dem Kelheimer beziehungsweise der ersten Ehe seiner Gattin Ludmilla war auch das markante blauweiße Rautenmuster zu verdanken, das die Wittelsbacher in ihr Wappen übernahmen. "Ludwig erkannte, wie wirkungsvoll das Muster war", bemerkte Schubert. Schon in der nächsten Generation war ein Wittelsbacher Römischer Kaiser. In diese Zeit fiel auch die Blütezeit des Heidelberger Hofs unter Friedrich dem Siegreichen, an den in der Ausstellung eine eiserne Hand-Prothese erinnert. Ein weiteres Jubiläumsjahr verdankt die Region der Hochzeit des "Winterkönigs" Friedrich V., der 1613 Elizabeth Stuart heiratete. Nachdem er in der Schlacht am Weißen Berg vernichtend geschlagen wurde, verlor die Kurpfalz ihre Vorrangstellung unter den Kurfürsten. Eine markante Persönlichkeit war auch Ottheinrich. Er regierte zwar nur drei Jahre, dafür hinterließ der unmäßig dicke, aber trotzdem agile Herrscher seinen Nachfolgern den nach ihm benannten Ottheinrichsbau. Ein verheerender Brand machte das Gebäude, so Schubert, zu "einer der berühmtesten Ruinen der Welt".

Er war auch der Grund für die Verlegung des Hofs nach Mannheim, dessen Residenz schnell zu einem Zentrum der Kunst und Musik wurde. Auch hier "gingen die Lichter aus", als Kurfürst Carl Theodor 1777 wegen eines Erbfalls gezwungen war, nach München zu ziehen. Unter Napoleon hörte die Kurpfalz 1803 offiziell auf zu existieren: Während der französischen Besatzung wurde die rechtsrheinische Seite badisch, die linksrheinische fiel an Frankreich. "Auch wenn wir uns hier alle immer noch als Kurpfälzer fühlen", fügte der Referent an. Dass das bei seinen Zuhörern einen Nerv traf, merkte man am zustimmenden Applaus zum Schluss. > weitere Berichte

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung